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Die Walk?re-Wagner

Chủ đề trong 'Âm nhạc' bởi Angelique, 04/05/2001.

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  1. Angelique

    Angelique Thành viên quen thuộc

    Tham gia ngày:
    17/04/2001
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    Die Walkỹre
    1. Tag des Bỹhnenfestspiels "Der Ring des Nibelungen"


    Die Personen:
    Siegmund, ein Wọlsung
    Sieglinde, Siegmunds Schwester, Hundings Frau
    Hunding, Verbỹndeter des Geschlechts der Neidinge
    Wotan, der Gửttervater
    Brỹnnhilde, Wotans Tochter, Walkỹre
    Fricka, Wotans Gattin, Gửttin der Ehe
    Die Walkỹren:
    Gerhilde
    Ortlinde
    Waltraute
    Schwertleite
    Helmwige
    Siegrune
    Grimgerde
    Roòweiòe

    Zur Walkỹre-Seite

    Schauplọtze und Szenenfolge:
    Erster Aufzug: Das Innere der Wohnung Hundings
    Erste Szene: Siegmund, Sieglinde.
    Zweite Szene: Siegmund, Sieglinde, Hunding.
    Dritte Szene: Siegmund, Sieglinde.
    Zweiter Aufzug: Wildes Felsengebirge
    Erste Szene: Wotan, Brỹnnhilde, Fricka.
    Zweite Szene: Wotan, Brỹnnhilde.
    Dritte Szene: Siegmund, Sieglinde.
    Vierte Szene: Siegmund, Brỹnnhilde.
    Fỹnfte Szene: Siegmund, Sieglinde, Hunding, Brỹnnhilde, Wotan.
    Dritter Aufzug: Auf dem Gipfel eines Felsenberges (des "Walkỹrenfelsens")
    Erste Szene: Die acht Walkỹren, Brỹnnhilde, Sieglinde.
    Zweite Szene: Wotan, Brỹnnhilde, Die acht Walkỹren.
    Dritte Szene: Wotan, Brỹnnhilde.

    ERSTER AUFZUG

    VORSPIEL UND ERSTE SZENE
    Siegmund, Sieglinde

    Das Innere eines Wohnraumes
    In der Mitte steht der Stamm einer mọchtigen Esche, dessen stark erhabene Wurzeln sich weithin in den Erdboden verlieren; von seinem Wipfel ist der Baum durch ein gezimmertes Dach geschieden, welches so durchschnitten ist, daò der Stamm und die nach allen Seiten hin sich ausstreckenden ste durch genau entsprechende ệffnungen hindurchgehen; von dem belaubten Wipfel wird angenommen, daò er sich ỹber dieses Dach ausbreite. Um den Eschenstamm, als Mittelpunkt, ist nun ein Saal gezimmert; die Wọnde sind aus roh behauenem Holzwerk, hier und da mit geflochtenen und gewebten Decken behangen. Rechts im Vordergrunde steht der Herd, dessen Rauchfang seitwọrts zum Dache hinausfỹhrt: hinter dem Herde befindet sich ein innerer Raum, gleich einem Vorratsspeicher, zu dem man auf einigen hửlzernen Stufen hinaufsteigt: davor họngt, halb zurỹckgeschlagen, eine geflochtene Decke. Im Hintergrunde eine Eingangstỹr mit schlichtem Holzriegel. Links die Tỹr zu einem inneren Gemache, zu dem gleichfalls Stufen hinauffỹhren; weiter vornen auf derselben Seite ein Tisch mit einer breiten, an der Wand angezimmerten Bank dahinter und hửlzernen Schemeln davor.

    (Ein kurzes Orchestervorspiel von heftiger, stỹrmischer Bewegung leitet ein. Als der Vorhang aufgeht, ửffnet Siegmund von auòen hastig die Eingangstỹr und tritt ein: es ist gegen Abend, starkes Gewitter, im Begriff, sich zu legen.
    Siegmund họlt einen Augenblick den Riegel in der Hand und ỹberblickt den Wohnraum: er scheint von ỹbermọòiger Anstrengung erschửpft; sein Gewand und Aussehen zeigen, daò er sich auf der Flucht befinde. Da er niemand gewahrt, schlieòt er die Tỹr hinter sich, schreitet auf den Herd zu und wirft sich dort ermattet auf eine Decke von Bọrenfell.)

    SIEGMUND

    Wes Herd dies auch sei, hier muò ich rasten.

    (Er sinkt zurỹck und bleibt einige Zeit regungslos ausgestreckt. Sieglinde tritt aus der Tỹr des inneren Gemaches; sie glaubte ihren Mann heimgekehrt: ihre ernste Miene zeigt sich dann verwundert, als sie einen Fremden am Herde ausgestreckt sieht).

    SIEGLINDE

    (noch im Hintergrunde)

    Ein fremder Mann? Ihn muò ich fragen.

    (Sie tritt ruhig einige Schritte nọher)

    Wer kam ins Haus und liegt dort am Herd?

    (Da Siegmund sich nicht regt, tritt sie noch etwas nọher und betrachtet ihn)

    Mỹde liegt er, von Weges Mỹh'n.
    Schwanden die Sinne ihm? Wọre er siech?

    (Sie neigt sich zu ihm herab und lauscht)

    Noch schwillt ihm der Atem; das Auge nur schloò er. -
    Mutig dỹnkt mich der Mann, sank er mỹd' auch hin.

    SIEGMUND

    (fọhrt jọh mit dem Haupt in die Hửhe)

    Ein Quell! Ein Quell!

    SIEGLINDE

    Erquickung schaff' ich.

    (Sie nimmt schnell ein Trinkhorn und geht damit aus dem Hause. Sie kommt zurỹck und reicht das gefỹllte Trinkhorn Siegmund)

    Labung biet' ich dem lechzenden Gaumen:
    Wasser, wie du gewollt.

    (Siegmund trinkt und reicht ihr das Horn zurỹck. Als er ihr mit dem Haupte Dank zuwinkt, haftet sein Blick mit steigender Teilnahme an ihren Mienen.)

    SIEGMUND

    Kỹhlende Labung gab mir der Quell,
    des Mỹden Last machte er leicht:
    erfrischt ist der Mut,
    das Aug' erfreut des Sehens selige Lust.
    Wer ist's, der so mir es labt?

    SIEGLINDE

    Dies Haus und dies Weib sind Hundings Eigen;
    gastlich gửnn' er dir Rast: harre, bis heim er kehrt!

    SIEGMUND

    Waffenlos bin ich:
    dem wunden Gast wird dein Gatte nicht wehren.

    SIEGLINDE

    (mit besorgter Hast)

    Die Wunden weise mir schnell!

    SIEGMUND

    (schỹttelt sich und springt lebhaft vom Lager zum Sitz auf)

    Gering sind sie, der Rede nicht wert;
    noch fỹgen des Leibes Glieder sich fest.
    Họtten halb so stark wie mein Arm
    Schild und Speer mir gehalten,
    nimmer floh ich dem Feind,
    doch zerschellten mir Speer und Schild.
    Der Feinde Meute hetzte mich mỹd',
    Gewitterbrunst brach meinen Leib;
    doch schneller, als ich der Meute,
    schwand die Mỹdigkeit mir:
    sank auf die Lider mir Nacht;
    die Sonne lacht mir nun neu.

    SIEGLINDE

    (geht nach dem Speicher, fỹllt ein Horn mit Met und reicht es Siegmund mit freundlicher Bewegtheit)

    Des seimigen Metes sỹòen Trank
    mửg'st du mir nicht verschmọhn.

    SIEGMUND

    Schmecktest du mir ihn zu?

    (Sieglinde nippt am Horne und reicht es ihm wieder. Siegmund tut einen langen Zug, indem er den Blick mit wachsender Wọrme auf sie heftet. Er setzt so das Horn ab und lọòt es langsam sinken, wọhrend der Ausdruck seiner Miene in starke Ergriffenheit ỹbergeht. Er seufzt tief auf und senkt den Blick dỹster zu Boden.)

    SIEGMUND

    (mit bebender Stimme)

    Einen Unseligen labtest du:
    Unheil wende der Wunsch von dir!

    (Er bricht schnell auf, um fortzugehen)

    Gerastet hab' ich und sỹò geruht.
    Weiter wend' ich den Schritt.

    (er geht nach hinten)

    SIEGLINDE

    (lebhaft sich umwendend)

    Wer verfolgt dich, daò du schon fliehst?

    SIEGMUND

    (von ihrem Rufe gefesselt, wendet sich wieder; langsam und dỹster)

    Miòwende folgt mir, wohin ich fliehe;
    Miòwende naht mir, wo ich mich neige. -
    Dir, Frau, doch bleibe sie fern!
    Fort wend' ich Fuò und Blick.

    (Er schreitet schnell bis zur Tỹr und hebt den Riegel)

    SIEGLINDE

    (in heftigem Selbstvergessen ihm nachrufend)

    So bleibe hier!
    Nicht bringst du Unheil dahin,
    wo Unheil im Hause wohnt!

    (Siegmund bleibt tief erschỹttert stehen; er forscht in Sieglindes Mienen; diese schlọgt verschọmt und traurig die Augen nieder. Langes Schweigen)

    SIEGMUND

    (kehrt zurỹck)

    Wehwalt hieò ich mich selbst:
    Hunding will ich erwarten.

    (Er lehnt sich an den Herd; sein Blick haftet mit ruhiger und entschlossener Teilnahme an Sieglinde; diese hebt langsam das Auge wieder zu ihm auf. Beide blicken sich in langem Schweigen mit dem Ausdruck tiefster Ergriffenheit in die Augen).

    ZWEITE SZENE
    Die Vorigen, Hunding

    (Sieglinde fọhrt plửtzlich auf, lauscht und hửrt Hunding, der sein Roò auòen zum Stall fỹhrt. Sie geht hastig zur Tỹr und ửffnet; Hunding, gewaffnet mit Schild und Speer, tritt ein und họlt unter der Tỹr, als er Siegmund gewahrt. Hunding wendet sich mit einem ernst fragenden Blick an Sieglinde)

    SIEGLINDE

    (dem Blicke Hundings entgegnend)

    Mỹd am Herd fand ich den Mann:
    Not fỹhrt' ihn ins Haus.

    HUNDING

    Du labtest ihn?

    SIEGLINDE

    Den Gaumen letzt' ich ihm, gastlich sorgt' ich sein!

    SIEGMUND

    (der ruhig und fest Hunding beobachtet)

    Dach und Trank dank' ich ihr:
    willst du dein Weib drum schelten?

    HUNDING

    Heilig ist mein Herd: -
    heilig sei dir mein Haus!

    (er legt seine Waffen ab und ỹbergibt sie Sieglinde. Zu Sieglinde)

    Rỹst' uns Mọnnern das Mahl!

    (Sieglinde họngt die Waffen an sten des Eschenstammes auf, dann holt sie Speise und Trank aus dem Speicher und rỹstet auf dem Tische das Nachtmahl. Unwillkỹrlich heftet sie wieder den Blick auf Siegmund)

    (Hunding miòt scharf und verwundert Siegmunds Zỹge, die er mit denen seiner Frau vergleicht; fỹr sich)

    Wie gleicht er dem Weibe!
    Der gleiòende Wurm glọnzt auch ihm aus dem Auge.

    (er birgt sein Befremden und wendet sich wie unbefangen zu Siegmund)

    Weit her, traun, kamst du des Wegs;
    ein Roò nicht ritt, der Rast hier fand:
    welch schlimme Pfade schufen dir Pein?

    SIEGMUND

    Durch Wald und Wiese, Heide und Hain,
    jagte mich Sturm und starke Not:
    nicht kenn' ich den Weg, den ich kam.
    Wohin ich irrte, weiò ich noch minder:
    Kunde gewọnn' ich des gern.

    HUNDING

    (am Tische und Siegmund den Sitz bietend)

    Des Dach dich deckt, des Haus dich hegt,
    Hunding heiòt der Wirt;
    wendest von hier du nach West den Schritt,
    in Hửfen reich hausen dort Sippen,
    die Hundings Ehre behỹten.
    Gửnnt mir Ehre mein Gast,
    wird sein Name nun mir gennant.

    (Siegmund, der sich am Tisch niedergesetzt, blickt nachdenklich vor sich hin. Sieglinde, die sich neben Hunding, Siegmund gegenỹber, gesetzt, heftet ihr Auge mit auffallender Teilnahme und Spannung auf diesen.)

    HUNDING

    (der beide beobachtet)

    Trọgst du Sorge, mir zu vertraun,
    der Frau hier gib doch Kunde:
    sieh, wie gierig sie dich frọgt!

    SIEGLINDE

    (unbefangen und teilnahmsvoll)

    Gast, wer du bist, wỹòt' ich gern.

    SIEGMUND

    (blickt auf, sieht ihr in das Auge und beginnt ernst)

    Friedmund darf ich nicht heiòen;
    Frohwalt mửcht' ich wohl sein:
    doch Wehwalt muòt ich mich nennen.
    Wolfe, der war mein Vater;
    zu zwei kam ich zur Welt,
    eine Zwillingsschwester und ich.
    Frỹh schwanden mir Mutter und Maid.
    Die mich gebar und die mit mir sie barg,
    kaum hab' ich je sie gekannt.
    Wehrlich und stark war Wolfe;
    der Feinde wuchsen ihm viel.
    Zum Jagen zog mit dem Jungen der Alte:
    Von Hetze und Harst einst kehrten wir heim:
    da lag das Wolfsnest leer.
    Zu Schutt gebrannt der prangende Saal,
    zum Stumpf der Eiche blỹhender Stamm;
    erschlagen der Mutter mutiger Leib,
    verschwunden in Gluten der Schwester Spur:
    uns schuf die herbe Not
    der Neidinge harte Schar.
    Geọchtet floh der Alte mit mir;
    lange Jahre lebte der Junge
    mit Wolfe im wilden Wald:
    manche Jagd ward auf sie gemacht;
    doch mutig wehrte das Wolfspaar sich.

    (zu Hunding gewandt)

    Ein Wửlfing kỹndet dir das,
    den als "Wửlfing" mancher wohl kennt.

    HUNDING

    Wunder und wilde Mọre kỹndest du, kỹhner Gast,
    Wehwalt - der Wửlfing!
    Mich dỹnkt, von dem wehrlichen Paar
    vernahm ich dunkle Sage,
    kannt' ich auch Wolfe und Wửlfing nicht.

    SIEGLINDE

    Doch weiter kỹnde, Fremder:
    wo weilt dein Vater jetzt?

    SIEGMUND

    Ein starkes Jagen auf uns stellten die Neidinge an:
    der Jọger viele fielen den Wửlfen,
    in Flucht durch den Wald
    trieb sie das Wild.
    Wie Spreu zerstob uns der Feind.
    Doch ward ich vom Vater versprengt;
    seine Spur verlor ich, je lọnger ich forschte:
    eines Wolfes Fell nur
    traf ich im Forst;
    leer lag das vor mir, den Vater fand ich nicht.
    Aus dem Wald trieb es mich fort;
    mich drọngt' es zu Mọnnern und Frauen.
    Wieviel ich traf, wo ich sie fand,
    ob ich um Freund', um Frauen warb,
    immer doch war ich geọchtet:
    Unheil lag auf mir.
    Was Rechtes je ich riet, andern dỹnkte es arg,
    was schlimm immer mir schien,
    andre gaben ihm Gunst.
    In Fehde fiel ich, wo ich mich fand,
    Zorn traf mich, wohin ich zog;
    gehrt' ich nach Wonne, weckt' ich nur Weh':
    drum muòt' ich mich Wehwalt nennen;
    des Wehes waltet' ich nur.

    (Er sieht zu Sieglinde auf und gewahrt ihren teilnehmenden Blick).

    HUNDING

    Die so leidig Los dir beschied,
    nicht liebte dich die Norn':
    froh nicht grỹòt dich der Mann,
    dem fremd als Gast du nahst.

    SIEGLINDE

    Feige nur fỹrchten den, der waffenlos einsam fọhrt! -
    Kỹnde noch, Gast,
    wie du im Kampf zuletzt die Waffe verlorst!

    SIEGMUND

    (immer lebhafter)

    Ein trauriges Kind rief mich zum Trutz:
    vermọhlen wollte der Magen Sippe
    dem Mann ohne Minne die Maid.
    Wider den Zwang zog ich zum Schutz,
    der Drọnger Troò traf ich im Kampf:
    dem Sieger sank der Feind.
    Erschlagen lagen die Brỹder:
    die Leichen umschlang da die Maid,
    den Grimm verjagt' ihr der Gram.
    Mit wilder Trọnen Flut betroff sie weinend die Wal:
    um des Mordes der eignen Brỹder
    klagte die unsel'ge Braut.
    Der Erschlagnen Sippen stỹrmten daher;
    ỹbermọchtig ọchzten nach Rache sie;
    rings um die Stọtte ragten mir Feinde.
    Doch von der Wal wich nicht die Maid;
    mit Schild und Speer schirmt' ich sie lang',
    bis Speer und Schild im Harst mir zerhaun.
    Wund und waffenlos stand ich -
    sterben sah ich die Maid:
    mich hetzte das wỹtende Heer -
    auf den Leichen lag sie tot.

    (mit einem Blicke voll schmerzlichen Feuers auf Sieglinde)

    Nun weiòt du, fragende Frau,
    warum ich Friedmund nicht heiòe!

    (Er steht auf und schreitet auf den Herd zu. Sieglinde blickt erbleichend und tief erschỹttert zu Boden)

    HUNDING

    (erhebt sich, sehr finster)

    Ich weiò ein wildes Geschlecht,
    nicht heilig ist ihm, was andern hehr:
    verhaòt ist es allen und mir.
    Zur Rache ward ich gerufen,
    Sỹhne zu nehmen fỹr Sippenblut:
    zu spọt kam ich, und kehrte nun heim,
    des flỹcht'gen Frevlers Spur im eignen Haus zu erspọhn. -

    (Er geht herab)

    Mein Haus hỹtet, Wửlfing, dich heut';
    fỹr die Nacht nahm ich dich auf;
    mit starker Waffe doch wehre dich morgen;
    zum Kampfe kies' ich den Tag:
    fỹr Tote zahlst du mir Zoll.

    (Sieglinde schreitet mit besorgter Gebọrde zwischen die beiden Mọnner vor)

    HUNDING

    (barsch)

    Fort aus dem Saal! Sọume hier nicht!
    Den Nachttrunk rỹste mir drin und harre mein' zur Ruh'.

    (Sieglinde steht eine Weile unentschieden und sinnend. Sie wendet sich langsam und zửgernden Schrittes nach dem Speicher. Dort họlt sie wieder an und bleibt, in Sinnen verloren, mit halb abgewandtem Gesicht stehen. Mit ruhigem Entschluò ửffnet sie den Schrein, fỹllt ein Trinkhorn und schỹttet aus einer Bỹchse Wỹrze hinein. Dann wendet sie das Auge auf Siegmund, um seinem Blicke zu begegnen, den dieser fortwọhrend auf sie heftet. Sie gewahrt Hundings Spọhen und wendet sich sogleich zum Schlafgemach. Auf den Stufen kehrt sie sich noch einmal um, heftet das Auge sehnsuchtsvoll auf Siegmund und deutet mit dem Blicke andauernd und mit sprechender Bestimmtheit auf eine Stelle am Eschenstamme. Hunding fọhrt auf und treibt sie mit einer heftigen Gebọrde zum Fortgehen an. Mit einem letzten Blick auf Siegmund geht sie in das Schlafgemach und schlieòt hinter sich die Tỹre.)


    HUNDING

    (nimmt seine Waffen vom Stamme herab)

    Mit Waffen wehrt sich der Mann.

    (Im Abgehen sich zu Siegmund wendend)

    Dich Wửlfing treffe ich morgen;
    mein Wort hửrtest du, hỹte dich wohl!

    (Er geht mit den Waffen in das Gemach; man hửrt ihn von innen den Riegel schlieòen)

    DRITTE SZENE
    Siegmund, Sieglinde

    (Siegmund allein.
    Es ist vollstọndig Nacht geworden; der Saal ist nur noch von einem schwachen Feuer im Herde erhellt. Siegmund lọòt sich, nah beim Feuer, auf dem Lager nieder und brỹtet in groòer innerer Aufregung eine Zeitlang schweigend vor sich hin).

    SIEGMUND

    Ein Schwert verhieò mir der Vater,
    ich fọnd' es in hửchster Not.
    Waffenlos fiel ich in Feindes Haus;
    seiner Rache Pfand, raste ich hier: -
    ein Weib sah ich, wonnig und hehr:
    entzỹckend Bangen zehrt mein Herz.
    Zu der mich nun Sehnsucht zieht,
    die mit sỹòem Zauber mich sehrt,
    im Zwange họlt sie der Mann,
    der mich Wehrlosen hửhnt!
    Wọlse! Wọlse! Wo ist dein Schwert?
    Das starke Schwert,
    das im Sturm ich schwọnge,
    bricht mir hervor aus der Brust,
    was wỹtend das Herz noch hegt?

    (Das Feuer bricht zusammen; es fọllt aus der aufsprỹhenden Glut plửtzlich ein greller Schein auf die Stelle des Eschenstammes, welche Sieglindes Blick bezeichnet hatte und an der man jetzt deutlich einen Schwertgriff haften sieht)

    Was gleiòt dort hell im Glimmerschein?
    Welch ein Strahl bricht aus der Esche Stamm?
    Des Blinden Auge leuchtet ein Blitz:
    lustig lacht da der Blick.
    Wie der Schein so hehr das Herz mir sengt!
    Ist es der Blick der blỹhenden Frau,
    den dort haftend sie hinter sich lieò,
    als aus dem Saal sie schied?

    (Von hier an verglimmt das Herdfeuer allmọhlich).

    Nọchtiges Dunkel deckte mein Aug',
    ihres Blickes Strahl streifte mich da:
    Wọrme gewann ich und Tag.
    Selig schien mir der Sonne Licht;
    den Scheitel umgliò mir ihr wonniger Glanz -
    bis hinter Bergen sie sank.

    (Ein neuer schwacher Aufschein des Feuers)

    Noch einmal, da sie schied,
    traf mich abends ihr Schein;
    selbst der alten Esche Stamm
    erglọnzte in goldner Glut:
    da bleicht die Blỹte, das Licht verlischt;
    nọchtiges Dunkel deckt mir das Auge:
    tief in des Busens Berge glimmt nur noch lichtlose Glut.

    (Das Feuer ist gọnzlich verloschen: volle Nacht.
    Das Seitengemach ửffnet sich leise: Sieglinde, in weiòem Gewande, tritt heraus und schreitet leise, doch rasch, auf den Herd zu).

    SIEGLINDE

    Schlọfst du, Gast?

    SIEGMUND

    (freudig ỹberrascht aufspringend)

    Wer schleicht daher?

    SIEGLINDE

    (mit geheimnisvoller Hast)

    Ich bin's: hửre mich an!
    In tiefem Schlaf liegt Hunding;
    ich wỹrzt' ihm betọubenden Trank:
    nỹtze die Nacht dir zum Heil!

    SIEGMUND

    (hitzig unterbrechend)

    Heil macht mich dein Nah'n!

    SIEGLINDE

    Eine Waffe laò mich dir weisen: o wenn du sie gewọnnst!
    Den hehrsten Helden dỹrft' ich dich heiòen:
    dem Stọrksten allein ward sie bestimmt.
    O merke wohl, was ich dir melde!
    Der Mọnner Sippe saò hier im Saal,
    von Hunding zur Hochzeit geladen:
    er freite ein Weib,
    das ungefragt Schọcher ihm schenkten zur Frau.
    Traurig saò ich, wọhrend sie tranken;
    ein Fremder trat da herein:
    ein Greis in blauem Gewand;
    tief hing ihm der Hut,
    der deckt' ihm der Augen eines;
    doch des andren Strahl, Angst schuf es allen,
    traf die Mọnner sein mọchtiges Drọu'n:
    mir allein weckte das Auge
    sỹò sehnenden Harm,
    Trọnen und Trost zugleich.
    Auf mich blickt' er und blitzte auf jene,
    als ein Schwert in Họnden er schwang;
    das stieò er nun in der Esche Stamm,
    bis zum Heft haftet' es drin:
    dem sollte der Stahl geziemen,
    der aus dem Stamm es zửg'.
    Der Mọnner alle, so kỹhn sie sich mỹhten,
    die Wehr sich keiner gewann;
    Gọste kamen und Gọste gingen,
    die stọrksten zogen am Stahl -
    keinen Zoll entwich er dem Stamm:
    dort haftet schweigend das Schwert. -
    Da wuòt' ich, wer der war,
    der mich Gramvolle gegrỹòt; ich weiò auch,
    wem allein im Stamm das Schwert er bestimmt.
    O fọnd' ich ihn hier und heut', den Freund;
    kọm' er aus Fremden zur ọrmsten Frau.
    Was je ich gelitten in grimmigem Leid,
    was je mich geschmerzt in Schande und Schmach, -
    sỹòeste Rache sỹhnte dann alles!
    Erjagt họtt' ich, was je ich verlor,
    was je ich beweint, wọr' mir gewonnen,
    fọnd' ich den heiligen Freund,
    umfing' den Helden mein Arm!

    SIEGMUND

    (mit Glut Sieglinde umfassend)

    Dich selige Frau họlt nun der Freund,
    dem Waffe und Weib bestimmt!
    Heiò in der Brust brennt mir der Eid,
    der mich dir Edlen vermọhlt.
    Was je ich ersehnt, ersah ich in dir;
    in dir fand ich, was je mir gefehlt!
    Littest du Schmach,
    und schmerzte mich Leid;
    war ich geọchtet, und warst du entehrt:
    freudige Rache lacht nun den Frohen!
    Auf lach' ich in heiliger Lust,
    halt' ich dich Hehre umfangen,
    fỹhl' ich dein schlagendes Herz!

    (Die groòe Tỹre springt auf)

    SIEGLINDE

    (fọhrt erschrocken zusammen und reiòt sich los.)

    Ha, wer ging? Wer kam herein?

    (Die Tỹr bleibt weit geửffnet: auòen herrliche Frỹhlingsnacht; der Vollmond leuchtet herein und wirft sein helles Licht auf das Paar, das so sich plửtzlich in voller Deutlichkeit wahrnehmen kann)

    SIEGMUND

    (in leiser Entzỹckung)

    Keiner ging - doch einer kam:
    siehe, der Lenz lacht in den Saal!

    (Siegmund zieht Sieglinde mit sanfter Gewalt zu sich auf das Lager, so daò sie neben ihm zu sitzen kommt.
    Wachsende Helligkeit des Mondscheines)

    Winterstỹrme wichen
    dem Wonnemond,
    in mildem Lichte leuchtet der Lenz;
    auf linden Lỹften leicht und lieblich,
    Wunder webend er sich wiegt;
    durch Wald und Auen weht sein Atem,
    weit geửffnet lacht sein Aug': -
    aus sel'ger Vửglein Sange sỹò er tửnt,
    holde Dỹfte haucht er aus;
    seinem warmen Blut entblỹhen wonnige Blumen,
    Keim und Sproò entspringt seiner Kraft.
    Mit zarter Waffen Zier bezwingt er die Welt;
    Winter und Sturm wichen der starken Wehr:
    wohl muòte den tapfern Streichen
    die strenge Tỹre auch weichen,
    die trotzig und starr uns trennte von ihm. -
    Zu seiner Schwester schwang er sich her;
    die Liebe lockte den Lenz:
    in unsrem Busen barg sie sich tief;
    nun lacht sie selig dem Licht.
    Die brọutliche Schwester befreite der Bruder;
    zertrỹmmert liegt, was je sie getrennt:
    jauchzend grỹòt sich das junge Paar:
    vereint sind Liebe und Lenz!

    SIEGLINDE

    Du bist der Lenz, nach dem ich verlangte
    in frostigen Winters Frist.
    Dich grỹòte mein Herz mit heiligem Grau'n,
    als dein Blick zuerst mir erblỹhte.
    Fremdes nur sah ich von je,
    freudlos war mir das Nahe.
    Als họtt' ich nie es gekannt, war, was immer mir kam.
    Doch dich kannt' ich deutlich und klar:
    als mein Auge dich sah,
    warst du mein Eigen;
    was im Busen ich barg, was ich bin,
    hell wie der Tag taucht' es mir auf,
    o wie tửnender Schall schlug's an mein Ohr,
    als in frostig ửder Fremde
    zuerst ich den Freund ersah.

    (Sie họngt sich entzỹckt an seinen Hals und blickt ihm nahe ins Gesicht)

    SIEGMUND

    (mit Hingerissenheit)

    O sỹòeste Wonne!
    O seligstes Weib!

    SIEGLINDE

    (dicht an seinen Augen)

    O laò in Nọhe zu dir mich neigen,
    daò hell ich schaue den hehren Schein,
    der dir aus Aug' und Antlitz bricht
    und so sỹò die Sinne mir zwingt.

    SIEGMUND

    Im Lenzesmond leuchtest du hell;
    hehr umwebt dich das Wellenhaar:
    was mich berỹckt, errat' ich nun leicht,
    denn wonnig weidet mein Blick.

    SIEGLINDE

    (schlọgt ihm die Locken von der Stirn zurỹck und betrachtet ihn staunend)

    Wie dir die Stirn so offen steht,
    der Adern Geọst in den Schlọfen sich schlingt!
    Mir zagt es vor der Wonne, die mich entzỹckt!
    Ein Wunder will mich gemahnen:
    den heut' zuerst ich erschaut,
    mein Auge sah dich schon!

    SIEGMUND

    Ein Minnetraum gemahnt auch mich:
    in heiòem Sehnen sah ich dich schon!

    SIEGLINDE

    Im Bach erblickt' ich mein eigen Bild -
    und jetzt gewahr' ich es wieder:
    wie einst dem Teich es enttaucht,
    bietest mein Bild mir nun du!

    SIEGMUND

    Du bist das Bild,
    das ich in mir barg.

    SIEGLINDE

    (den Blick schnell abwendend)

    O still! Laò mich der Stimme lauschen:

    mich dỹnkt, ihren Klang
    hửrt' ich als Kind.

    (aufgeregt)

    Doch nein! Ich hửrte sie neulich,
    als meiner Stimme Schall
    mir widerhallte der Wald.

    SIEGMUND

    O lieblichste Laute,
    denen ich lausche!

    SIEGLINDE

    (ihm wieder in die Augen spọhend)

    Deines Auges Glut erglọnzte mir schon:
    so blickte der Greis grỹòend auf mich,
    als der Traurigen Trost er gab.
    An dem Blick erkannt' ihn sein Kind -
    schon wollt' ich beim Namen ihn nennen!

    (Sie họlt inne und fọhrt dann leise fort)

    Wehwalt heiòt du fỹrwahr?

    SIEGMUND

    Nicht heiò' ich so, seit du mich liebst:
    nun walt' ich der hehrsten Wonnen!

    SIEGLINDE

    Und Friedmund darfst du
    froh dich nicht nennen?

    SIEGMUND

    Nenne mich du, wie du liebst, daò ich heiòe:
    den Namen nehm' ich von dir!

    SIEGLINDE

    Doch nanntest du Wolfe den Vater?

    SIEGMUND

    Ein Wolf war er feigen Fỹchsen!
    Doch dem so stolz strahlte das Auge,
    wie, Herrliche, hehr dir es strahlt,
    der war: - Wọlse genannt.

    SIEGLINDE

    (auòer sich)

    War Wọlse dein Vater, und bist du ein Wọlsung,
    stieò er fỹr dich sein Schwert in den Stamm,
    so laò mich dich heiòen, wie ich dich liebe:
    Siegmund - so nenn' ich dich!

    SIEGMUND

    (springt auf den Stamm zu und faòt den Schwertgriff)

    Siegmund heiò' ich und Siegmund bin ich!
    Bezeug' es dies Schwert, das zaglos ich halte!
    Wọlse verhieò mir, in hửchster Not
    fọnd' ich es einst: ich faò' es nun!
    Heiligster Minne hửchste Not,
    sehnender Liebe sehrende Not
    brennt mir hell in der Brust,
    drọngt zu Tat und Tod:
    Notung! Notung! So nenn' ich dich, Schwert -
    Notung! Notung! Neidlicher Stahl!
    Zeig' deiner Schọrfe schneidenden Zahn:
    heraus aus der Scheide zu mir!

    (Er zieht mit einem gewaltigen Zuck das Schwert aus dem Stamme und zeigt es der von Staunen und Entzỹcken erfaòten Sieglinde)

    Siegmund, den Wọlsung, siehst du, Weib!
    Als Brautgabe bringt er dies Schwert:
    so freit er sich
    die seligste Frau;
    dem Feindeshaus entfỹhrt er dich so.
    Fern von hier folge mir nun,
    fort in des Lenzes lachendes Haus:
    dort schỹtzt dich Notung, das Schwert,
    wenn Siegmund dir liebend erlag!

    (Er hat sie umfaòt, um sie mit sich fortzuziehen).

    SIEGLINDE

    (reiòt sich in hửchster Trunkenheit von ihm los und stellt sich ihm gegenỹber)

    Bist du Siegmund, den ich hier sehe,
    Sieglinde bin ich, die dich ersehnt:
    die eigne Schwester
    gewannst du zu eins mit dem Schwert!

    SIEGMUND

    Braut und Schwester bist du dem Bruder -
    so blỹhe denn, Wọlsungen-Blut!

    (Er zieht sie mit wỹtender Glut an sich; sie sinkt mit einem Schrei an seine Brust. Der Vorhang fọllt schnell)

    ZWEITER AUFZUG
    Wildes Felsengebirge
    Im Hintergrund zieht sich von unten her eine Schlucht herauf, die auf ein erhửhtes Felsjoch mỹndet; von diesem senkt sich der Boden dem Vordergrunde zu wieder abwọrts.

    VORSPIEL UND ERSTE SZENE
    Wotan, Brỹnnhilde als Walkỹre, spọter Fricka

    (Wotan, kriegerisch gewaffnet, mit dem Speer; vor ihm Brỹnnhilde, als Walkỹre, ebenfalls in voller Waffenrỹstung)

    WOTAN

    Nun zọume dein Roò, reisige Maid!
    Bald entbrennt brỹnstiger Streit:
    Brỹnnhilde stỹrme zum Kampf,
    dem Wọlsung kiese sie Sieg!
    Hunding wọhle sich, wem er gehửrt;
    nach Walhall taugt er mir nicht.
    Drum rỹstig und rasch, reite zur Wal!

    BRĩNNHILDE

    (jauchzend von Fels zu Fels die Hửhe rechts hinaufspringend)

    Hojotoho! Hojotoho!
    Heiaha! Heiaha! Hojotoho! Heiaha!

    (Sie họlt auf einer hohen Felsspitze an, blickt in die hintere Schlucht hinab und ruft zu Wotan zurỹck)

    Dir rat' ich, Vater, rỹste dich selbst;
    harten Sturm sollst du bestehn.
    Fricka naht, deine Frau,
    im Wagen mit dem Widdergespann.
    Hei! Wie die goldne Geiòel sie schwingt!
    Die armen Tiere ọchzen vor Angst;
    wild rasseln die Rọder;
    zornig fọhrt sie zum Zank!
    In solchem Strauòe streit' ich nicht gern,
    lieb' ich auch mutiger Mọnner Schlacht!
    Drum sieh, wie den Sturm du bestehst:
    ich Lustige laò' dich im Stich!
    Hojotoho! Hojotoho!
    Heiaha! Heiaha!
    Heiahaha!

    (Brỹnnhilde verschwindet hinter der Gebirgshửhe zur Seite.
    In einem mit zwei Widdern bespannten Wagen langt Fricka aus der Schlucht auf dem Felsjoche an, dort họlt sie rasch an und steigt aus. Sie schreitet heftig in den Vordergrund auf Wotan zu)

    WOTAN

    (Fricka auf sich zuschreiten sehend, fỹr sich)

    Der alte Sturm, die alte Mỹh'!
    Doch stand muò ich hier halten!

    FRICKA

    (je nọher sie kommt, desto mehr mọòigt sie den Schritt und stellt sich mit Wỹrde vor Wotan hin)

    Wo in den Bergen du dich birgst,
    der Gattin Blick zu entgehn,
    einsam hier such' ich dich auf,
    daò Hilfe du mir verhieòest.

    WOTAN

    Was Fricka kỹmmert, kỹnde sie frei.

    FRICKA

    Ich vernahm Hundings Not,
    um Rache rief er mich an:
    der Ehe Hỹterin hửrte ihn,
    verhieò streng zu strafen die Tat
    des frech frevelnden Paars,
    das kỹhn den Gatten gekrọnkt.

    WOTAN

    Was so Schlimmes schuf das Paar,
    das liebend einte der Lenz?
    Der Minne Zauber entzỹckte sie:
    wer bỹòt mir der Minne Macht?

    FRICKA

    Wie tửricht und taub du dich stellst,
    als wỹòtest fỹrwahr du nicht,
    daò um der Ehe heiligen Eid,
    den hart gekrọnkten, ich klage!

    WOTAN

    Unheilig acht' ich den Eid,
    der Unliebende eint;
    und mir wahrlich mute nicht zu,
    daò mit Zwang ich halte, was dir nicht haftet:
    denn wo kỹhn Krọfte sich regen,
    da rat' ich offen zum Krieg.

    FRICKA

    Achtest du rỹhmlich der Ehe Bruch,
    so prahle nun weiter und preis' es heilig,
    daò Blutschande entblỹht
    dem Bund eines Zwillingspaars!
    Mir schaudert das Herz, es schwindelt mein Hirn:
    brọutlich umfing die Schwester der Bruder!
    Wann ward es erlebt,
    daò leiblich Geschwister sich liebten?

    WOTAN

    Heut' hast du's erlebt!
    Erfahre so, was von selbst sich fỹgt,
    sei zuvor auch noch nie es geschehn.
    Daò jene sich lieben, leuchtet dir hell;
    drum hửre redlichen Rat:
    Soll sỹòe Lust deinen Segen dir lohnen,
    so segne, lachend der Liebe,
    Siegmunds und Sieglindes Bund!

    FRICKA

    (in hửchste Entrỹstung ausbrechend)

    So ist es denn aus mit den ewigen Gửttern,
    seit du die wilden Wọlsungen zeugtest?
    Heraus sagt' ich's; - traf ich den Sinn?
    Nichts gilt dir der Hehren heilige Sippe;
    hin wirfst du alles, was einst du geachtet;
    zerreiòest die Bande, die selbst du gebunden,
    lửsest lachend des Himmels Haft: -
    daò nach Lust und Laune nur walte
    dies frevelnde Zwillingspaar,
    deiner Untreue zuchtlose Frucht!
    O, was klag' ich um Ehe und Eid,
    da zuerst du selbst sie versehrt!
    Die treue Gattin trogest du stets;
    wo eine Tiefe, wo eine Hửhe,
    dahin lugte lỹstern dein Blick,
    wie des Wechsels Lust du gewọnnest
    und hửhnend krọnktest mein Herz.
    Trauernden Sinnes muòt' ich's ertragen,
    zogst du zur Schlacht mit den schlimmen Mọdchen,
    die wilder Minne Bund dir gebar:
    denn dein Weib noch scheutest du so,
    daò der Walkỹren Schar
    und Brỹnnhilde selbst, deines Wunsches Braut,
    in Gehorsam der Herrin du gabst.
    Doch jetzt, da dir neue
    Namen gefielen,
    als "Wọlse" wửlfisch im Walde du schweiftest;
    jetzt, da zu niedrigster
    Schmach du dich neigtest,
    gemeiner Menschen ein Paar zu erzeugen:
    jetzt dem Wurfe der Wửlfin
    wirfst du zu Fỹòen dein Weib!
    So fỹhr' es denn aus! Fỹlle das Maò!
    Die Betrogne laò auch zertreten!

    WOTAN

    (ruhig)

    Nichts lerntest du, wollt' ich dich lehren,
    was nie du erkennen kannst,
    eh' nicht ertagte die Tat.
    Stets Gewohntes nur magst du verstehn:
    doch was noch nie sich traf,
    danach trachtet mein Sinn.
    Eines hửre! Not tut ein Held,
    der, ledig gửttlichen Schutzes,
    sich lửse vom Gửttergesetz.
    So nur taugt er zu wirken die Tat,
    die, wie not sie den Gửttern,
    dem Gott doch zu wirken verwehrt.

    FRICKA

    Mit tiefem Sinne willst du mich tọuschen:
    was Hehres sollten Helden je wirken,
    das ihren Gửttern wọre verwehrt,
    deren Gunst in ihnen nur wirkt?

    WOTAN

    lhres eignen Mutes achtest du nicht?

    FRICKA

    Wer hauchte Menschen ihn ein?
    Wer hellte den Blửden den Blick?
    In deinem Schutz scheinen sie stark,
    durch deinen Stachel streben sie auf:
    du reizest sie einzig,
    die so mir Ew'gen du rỹhmst,
    Mit neuer List willst du mich belỹgen,
    durch neue Rọnke
    mir jetzt entrinnen;
    doch diesen Wọlsung gewinnst du dir nicht:
    in ihm treff' ich nur dich,
    denn durch dich trotzt er allein.

    WOTAN

    (ergriffen)

    In wildem Leiden erwuchs er sich selbst:
    mein Schutz schirmte ihn nie.

    FRICKA

    So schỹtz' auch heut' ihn nicht!
    Nimm ihm das Schwert, das du ihm geschenkt!

    WOTAN

    Das Schwert?

    FRICKA

    Ja, das Schwert,
    das zauberstark zuckende Schwert,
    das du Gott dem Sohne gabst.

    WOTAN

    (heftig)

    Siegmund gewann es sich

    (mit unterdrỹcktem Beben)

    selbst in der Not.

    (Wotan drỹckt in seiner ganzen Haltung von hier an einen immer wachsenden unheimlichen, tiefen Unmut aus)

    FRICKA

    (eifrig fortfahrend)

    Du schufst ihm die Not,
    wie das neidliche Schwert.
    Willst du mich tọuschen,
    die Tag und Nacht auf den Fersen dir folgt?
    Fỹr ihn stieòest du das Schwert in den Stamm,
    du verhieòest ihm die hehre Wehr:
    willst du es leugnen,
    daò nur deine List
    ihn lockte, wo er es fọnd'?

    (Wotan fọhrt mit einer grimmigen Gebọrde auf)

    FRICKA

    (immer sicherer, da sie den Eindruck gewahrt, den sie auf Wotan hervorgebracht hat)

    Mit Unfreien streitet kein Edler,
    den Frevler straft nur der Freie.
    Wider deine Kraft
    fỹhrt' ich wohl Krieg:
    doch Siegmund verfiel mir als Knecht!

    (Neue heftige Gebọrde Wotans, dann Versinken in das Gefỹhl seiner Ohnmacht)

    Der dir als Herren hửrig und eigen,
    gehorchen soll ihm dein ewig Gemahl?
    Soll mich in Schmach der Niedrigste schmọhen,
    dem Frechen zum Sporn,
    dem Freien zum Spott?
    Das kann mein Gatte nicht wollen,
    die Gửttin entweiht er nicht so!

    WOTAN

    (finster)

    Was verlangst du?

    FRICKA

    Laò von dem Wọlsung!

    WOTAN

    (mit gedọmpfter Stimme)

    Er geh' seines Wegs.

    FRICKA

    Doch du schỹtze ihn nicht,
    wenn zur Schlacht ihn der Rọcher ruft!

    WOTAN

    Ich schỹtze ihn nicht.

    FRICKA

    Sieh mir ins Auge, sinne nicht Trug:
    die Walkỹre wend' auch von ihm!

    WOTAN

    Die Walkỹre walte frei.

    FRICKA

    Nicht doch; deinen Willen vollbringt sie allein:
    verbiete ihr Siegmunds Sieg!

    WOTAN

    (in heftigen inneren Kampf ausbrechend)

    Ich kann ihn nicht fọllen: er fand mein Schwert!

    FRICKA

    Entzieh' dem den Zauber, zerknick' es dem Knecht!
    Schutzlos schau' ihn der Feind!

    BRĩNNHILDE

    (noch unsichtbar von der Hửhe her)

    Heiaha! Heiaha! Hojotoho!

    FRICKA

    Dort kommt deine kỹhne Maid;
    jauchzend jagt sie daher.

    BRĩNNHILDE

    (wie oben)

    Heiaha! Heiaha! Heiohotojo! Hotojoha!

    WOTAN

    (dumpf fỹr sich)

    Ich rief sie fỹr Siegmund zu Roò!

    (Brỹnnhilde erscheint mit ihrem Roò auf dem Felsenpfade rechts. Als sie Fricka gewahrt, bricht sie schnell ab und geleitet ihr Roò still und langsam wọhrend des Folgenden den Felsweg herab: dort birgt sie es dann in einer Hửhle)

    FRICKA

    Deiner ew'gen Gattin heilige Ehre
    beschirme heut' ihr Schild!
    Von Menschen verlacht, verlustig der Macht,
    gingen wir Gửtter zugrund:
    wỹrde heut' nicht hehr und herrlich mein Recht
    gerọcht von der mutigen Maid.
    Der Wọlsung fọllt meiner Ehre:
    Empfah' ich von Wotan den Eid?

    WOTAN

    (in furchtbarem Unmut und innerem Grimm auf einen Felsensitz sich werfend)

    Nimm den Eid!

    (Fricka schreitet dem Hintergrunde zu: dort begegnet sie Brỹnnhilde und họlt einen Augenblick vor ihr an)

    FRICKA

    (zu Brỹnnhilde)

    Heervater harret dein:
    lass' ihn dir kỹnden, wie das Los er gekiest!

    (Sie besteigt den Wagen und fọhrt schnell davon)

    (Brỹnnhilde tritt mit besorgter Miene verwundert vor Wotan, der, auf dem Felssitz zurỹckgelehnt, das Haupt auf die Hand gestỹtzt, in finstres Brỹten versunken ist)

    ZWEITE SZENE
    Brỹnnhilde, Wotan

    BRĩNNHILDE

    Schlimm, fỹrcht' ich, schloò der Streit,
    lachte Fricka dem Lose.
    Vater, was soll dein Kind erfahren?
    Trỹbe scheinst du und traurig!

    WOTAN

    (lọòt den Arm machtlos sinken und den Kopf in den Nacken fallen)

    In eigner Fessel fing ich mich:
    ich Unfreiester aller!

    BRĩNNHILDE

    So sah ich dich nie!
    Was nagt dir das Herz?

    WOTAN

    (von hier an steigert sich Wotans Ausdruck und Gebọrde bis zum furchtbarsten Ausbruch)

    O heilige Schmach! O schmọhlicher Harm!
    Gửtternot! Gửtternot!
    Endloser Grimm! Ewiger Gram!
    Der Traurigste bin ich von allen!

    BRĩNNHILDE

    (wirft erschrocken Schild, Speer und Helm von sich und lọòt sich mit besorgter Zutraulichkeit zu Wotans Fỹòen nieder)

    Vater! Vater! Sage, was ist dir?
    Wie erschreckst du mit Sorge dein Kind?
    Vertraue mir! Ich bin dir treu:
    sieh, Brỹnnhilde bittet!

    (Sie legt traulich und ọngstlich Haupt und Họnde ihm auf Knie und Schoò)

    WOTAN

    (blickt ihr lange ins Auge; dann streichelt er ihr mit unwillkỹrlicher Zọrtlichkeit die Locken. Wie aus tiefem Sinnen zu sich kommend, beginnt er endlich sehr leise)

    Lass' ich's verlauten,
    lửs' ich dann nicht meines Willens haltenden Haft?

    BRĩNNHILDE

    (ihm ebenso erwidernd)

    Zu Wotans Willen sprichst du,
    sagst du mir, was du willst;
    wer bin ich, wọr' ich dein Wille nicht?

    WOTAN

    (sehr leise)

    Was keinem in Worten ich kỹnde,
    unausgesprochen bleib' es denn ewig:
    mit mir nur rat' ich, red' ich zu dir. -

    (mit noch gedọmpfterer, schauerlicher Stimme, wọhrend er Brỹnnhilde unverwandt in das Auge blickt)

    Als junger Liebe Lust mir verblich,
    verlangte nach Macht mein Mut:
    von jọher Wỹnsche Wỹten gejagt,
    gewann ich mir die Welt.
    Unwissend trugvoll, Untreue ỹbt' ich,
    band durch Vertrọge, was Unheil barg:
    listig verlockte mich Loge,
    der schweifend nun verschwand.
    Von der Liebe doch mocht' ich nicht lassen,
    in der Macht verlangt' ich nach Minne.
    Den Nacht gebar, der bange Nibelung,
    Alberich, brach ihren Bund;
    er fluchte der Lieb' und gewann durch den Fluch
    des Rheines glọnzendes Gold
    und mit ihm maòlose Macht.
    Den Ring, den er schuf,
    entriò ich ihm listig;
    doch nicht dem Rhein gab ich ihn zurỹck:
    mit ihm bezahlt' ich Walhalls Zinnen,
    der Burg, die Riesen mir bauten,
    aus der ich der Welt nun gebot.
    Die alles weiò, was einstens war,
    Erda, die weihlich weiseste Wala,
    riet mir ab von dem Ring,
    warnte vor ewigem Ende.
    Von dem Ende wollt' ich mehr noch wissen;
    doch schweigend entschwand mir das Weib...
    Da verlor ich den leichten Mut,
    zu wissen begehrt' es den Gott:
    in den Schoò der Welt schwang ich mich hinab,
    mit Liebeszauber zwang ich die Wala,
    stửrt' ihres Wissens Stolz, daò sie Rede nun mir stand.
    Kunde empfing ich von ihr;
    von mir doch barg sie ein Pfand:
    der Welt weisestes Weib
    gebar mir, Brỹnnhilde, dich.
    Mit acht Schwestern zog ich dich auf;
    durch euch Walkỹren wollt' ich wenden,
    was mir die Wala zu fỹrchten schuf:
    ein schmọhliches Ende der Ew'gen.
    Daò stark zum Streit uns fọnde der Feind,
    hieò ich euch Helden mir schaffen:
    die herrisch wir sonst
    in Gesetzen hielten,
    die Mọnner, denen den Mut wir gewehrt,
    die durch trỹber Vertrọge trỹgende Bande
    zu blindem Gehorsam wir uns gebunden,
    die solltet zu Sturm
    und Streit ihr nun stacheln,
    ihre Kraft reizen zu rauhem Krieg,
    daò kỹhner Kọmpfer Scharen
    ich sammle in Walhalls Saal!

    BRĩNNHILDE

    Deinen Saal fỹllten wir weidlich:
    viele schon fỹhrt' ich dir zu.
    Was macht dir nun Sorge, da nie wir gesọumt?

    WOTAN

    (wieder gedọmpfter)

    Ein andres ist's:
    achte es wohl, wes mich die Wala gewarnt!
    Durch Alberichs Heer
    droht uns das Ende:
    mit neidischem Grimm grollt mir der Niblung:
    doch scheu' ich nun nicht seine nọchtigen Scharen,
    meine Helden schỹfen mir Sieg.
    Nur wenn je den Ring
    zurỹck er gewọnne,
    dann wọre Walhall verloren:
    der der Liebe fluchte, er allein
    nỹtzte neidisch des Ringes Runen
    zu aller Edlen endloser Schmach:
    der Helden Mut entwendet' er mir;
    die Kỹhnen selber
    zwọng' er zum Kampf;
    mit ihrer Kraft bekriegte er mich.
    Sorgend sann ich nun selbst,
    den Ring dem Feind zu entreiòen.
    Der Riesen einer, denen ich einst
    mit verfluchtem Gold den Fleiò vergalt:
    Fafner hỹtet den Hort,
    um den er den Bruder gefọllt.
    Ihm mỹòt' ich den Reif entringen,
    den selbst als Zoll ich ihm zahlte.
    Doch mit dem ich vertrug,
    ihn darf ich nicht treffen;
    machtlos vor ihm erlọge mein Mut: -
    das sind die Bande, die mich binden:
    der durch Vertrọge ich Herr,
    den Vertrọgen bin ich nun Knecht.
    Nur einer kửnnte, was ich nicht darf:
    ein Held, dem helfend nie ich mich neigte;
    der fremd dem Gotte, frei seiner Gunst,
    unbewuòt, ohne Geheiò,
    aus eigner Not, mit der eignen Wehr
    schỹfe die Tat, die ich scheuen muò,
    die nie mein Rat ihm riet,
    wỹnscht sie auch einzig mein Wunsch!
    Der, entgegen dem Gott, fỹr mich fửchte,
    den freundlichen Feind, wie fọnde ich ihn?
    Wie schỹf' ich den Freien, den nie ich schirmte,
    der im eignen Trotze der Trauteste mir?
    Wie macht' ich den andren, der nicht mehr ich,
    und aus sich wirkte, was ich nur will?
    O gửttliche Not! Grọòliche Schmach!
    Zum Ekel find' ich ewig nur mich
    in allem, was ich erwirke!
    Das andre, das ich ersehne,
    das andre erseh' ich nie:
    denn selbst muò der Freie sich schaffen:
    Knechte erknet' ich mir nur!

    BRĩNNHILDE

    Doch der Wọlsung, Siegmund, wirkt er nicht selbst?

    WOTAN

    Wild durchschweift' ich mit ihm die Wọlder;
    gegen der Gửtter Rat reizte kỹhn ich ihn auf:
    gegen der Gửtter Rache
    schỹtzt ihn nun einzig das Schwert,

    (gedehnt und bitter)

    das eines Gottes Gunst ihm beschied.
    Wie wollt' ich listig selbst mich belỹgen?
    So leicht ja entfrug mir Fricka den Trug:
    zu tiefster Scham durchschaute sie mich!
    Ihrem Willen muò ich gewọhren.

    BRĩNNHILDE

    So nimmst du von Siegmund den Sieg?

    WOTAN

    Ich berỹhrte Alberichs Ring,
    gierig hielt ich das Gold!
    Der Fluch, den ich floh,
    nicht flieht er nun mich:
    Was ich liebe, muò ich verlassen,
    morden, wen je ich minne,
    trỹgend verraten, wer mir traut!

    (Wotans Gebọrde geht aus dem Ausdruck des furchtbarsten Schmerzes zu dem der Verzweiflung ỹber)

    Fahre denn hin, herrische Pracht,
    gửttlichen Prunkes prahlende Schmach!
    Zusammenbreche, was ich gebaut!
    Auf geb' ich mein Werk; nur eines will ich noch:
    das Ende,
    das Ende! -

    (Er họlt sinnend ein)

    Und fỹr das Ende sorgt Alberich!
    Jetzt versteh' ich den stummen Sinn
    des wilden Wortes der Wala:
    "Wenn der Liebe finstrer Feind
    zỹrnend zeugt einen Sohn,
    der Sel'gen Ende sọumt dann nicht!"
    Vom Niblung jỹngst vernahm ich die Mọr',
    daò ein Weib der Zwerg bewọltigt,
    des' Gunst Gold ihm erzwang:
    Des Hasses Frucht hegt eine Frau,
    des Neides Kraft kreiòt ihr im Schoò:
    das Wunder gelang dem Liebelosen;
    doch der in Lieb' ich freite,
    den Freien erlang' ich mir nicht.

    (mit bitterem Grimm sich aufrichtend)

    So nimm meinen Segen, Niblungen-Sohn!
    Was tief mich ekelt, dir geb' ich's zum Erbe,
    der Gottheit nichtigen Glanz:
    zernage ihn gierig dein Neid!

    BRĩNNHILDE

    (erschrocken)

    O sag', kỹnde, was soll nun dein Kind?

    WOTAN

    (bitter)

    Fromm streite fỹr Fricka; hỹte ihr Eh' und Eid!

    (trocken)

    Was sie erkor, das kiese auch ich:
    was frommte mir eigner Wille?
    Einen Freien kann ich nicht wollen:
    fỹr Frickas Knechte kọmpfe nun du!

    BRĩNNHILDE

    Weh'! Nimm reuig zurỹck das Wort!
    Du liebst Siegmund;
    dir zulieb', ich weiò es, schỹtz' ich den Wọlsung.

    WOTAN

    Fọllen sollst du Siegmund,
    fỹr Hunding erfechten den Sieg!
    Hỹte dich wohl und halte dich stark,
    all deiner Kỹhnheit entbiete im Kampf:
    ein Siegschwert schwingt Siegmund; -
    schwerlich fọllt er dir feig!

    BRĩNNHILDE

    Den du zu lieben stets mich gelehrt,

    (sehr warm)

    der in hehrer Tugend dem Herzen dir teuer,
    gegen ihn zwingt mich nimmer dein zwiespọltig Wort!

    WOTAN

    Ha, Freche du! Frevelst du mir?
    Wer bist du, als meines Willens
    blind wọhlende Kỹr?
    Da mit dir ich tagte, sank ich so tief,
    daò zum Schimpf der eignen
    Geschửpfe ich ward?
    Kennst du, Kind, meinen Zorn?
    Verzage dein Mut,
    wenn je zermalmend
    auf dich stỹrzte sein Strahl!
    In meinem Busen berg' ich den Grimm,
    der in Grau'n und Wust wirft eine Welt,
    die einst zur Lust mir gelacht:
    wehe dem, den er trifft!
    Trauer schỹf' ihm sein Trotz!
    Drum rat' ich dir, reize mich nicht!
    Besorge, was ich befahl:
    Siegmund falle -
    Dies sei der Walkỹre Werk!

    (er stỹrmt fort und verschwindet schnell links in Gebirge)

    BRĩNNHILDE

    (steht lange erschrocken und betọubt)

    So sah ich Siegvater nie,

    (sie starrt wild vor sich hin)

    erzỹrnt' ihn sonst wohl auch ein Zank!

    (Sie neigt sich betrỹbt und nimmt ihre Waffen auf, mit denen sie sich wieder rỹstet)

    Schwer wiegt mir der Waffen Wucht: -
    wenn nach Lust ich focht,
    wie waren sie leicht!
    Zu bửser Schlacht schleich' ich heut' so bang.

    (Sie sinnt vor sich hin und seufzt dann auf)

    Weh', mein Wọlsung!
    Im hửchsten Leid
    muò dich treulos die Treue verlassen!

    (Sie wendet sich langsam dem Hintergrunde zu)

    DRITTE SZENE
    Sieglinde, Siegmund

    (Auf dem Bergjoch angelangt, gewahrt Brỹnnhilde, in die Schlucht hinabblickend, Siegmund und Sieglinde; sie betrachtet die Nahenden einen Augenblick und wendet sich dann in die Hửhle zu ihrem Roò, so daò sie dem Zuschauer gọnzlich verschwindet. - Siegmund und Sieglinde erscheinen auf dem Bergjoche. Sieglinde schreitet hastig voraus; Siegmund sucht sie aufzuhalten)

    SIEGMUND

    Raste nun hier; gửnne dir Ruh'!

    SIEGLINDE

    Weiter! Weiter!

    SIEGMUND

    (umfaòt sie mit sanfter Gewalt)

    Nicht weiter nun!

    (Er schlieòt sie fest an sich)

    Verweile, sỹòestes Weib!
    Aus Wonne-Entzỹcken zucktest du auf,
    mit jọher Hast jagtest du fort:
    kaum folgt' ich der wilden Flucht;
    durch Wald und Flur, ỹber Fels und Stein,
    sprachlos, schweigend sprangst du dahin,
    kein Ruf hielt dich zur Rast!

    Ruhe nun aus: rede zu mir!
    Ende des Schweigens Angst!
    Sieh, dein Bruder họlt seine Braut:
    Siegmund ist dir Gesell'!

    (Er hat sie unvermerkt nach dem Steinsitze geleitet)

    SIEGLINDE

    (blickt Siegmund mit wachsendem Entzỹcken in die Augen, dann umschlingt sie leidenschaftlich seinen Hals und verweilt so; dann fọhrt sie mit jọhem Schreck auf)

    Hinweg! Hinweg! Flieh' die Entweihte!
    Unheilig umfọngt dich ihr Arm;
    entehrt, geschọndet schwand dieser Leib:
    flieh' die Leiche, lasse sie los!
    Der Wind mag sie verwehn,
    die ehrlos dem Edlen sich gab!
    Da er sie liebend umfing,
    da seligste Lust sie fand,
    da ganz sie minnte der Mann,
    der ganz ihre Minne geweckt:
    vor der sỹòesten Wonne heiligster Weihe,
    die ganz ihr Sinn und Seele durchdrang,
    Grauen und Schauder ob grọòlichster Schande
    muòte mit Schreck die Schmọhliche fassen,
    die je dem Manne gehorcht,
    der ohne Minne sie hielt!
    Laò die Verfluchte, laò sie dich fliehn!
    Verworfen bin ich, der Wỹrde bar!
    Dir reinstem Manne muò ich entrinnen,
    dir Herrlichem darf ich nimmer gehửren.
    Schande bring' ich dem Bruder,
    Schmach dem freienden Freund!

    SIEGMUND

    Was je Schande dir schuf,
    das bỹòt nun des Frevlers Blut!
    Drum fliehe nicht weiter; harre des Feindes;
    hier soll er mir fallen:
    wenn Notung ihm das Herz zernagt,
    Rache dann hast du erreicht!

    SIEGLINDE

    (schrickt auf und lauscht)

    Horch! Die Hửrner, hửrst du den Ruf?
    Ringsher tửnt wỹtend Getửs':
    aus Wald und Gau gellt es herauf.
    Hunding erwachte aus hartem Schlaf!
    Sippen und Hunde ruft er zusammen;
    mutig gehetzt heult die Meute,
    wild bellt sie zum Himmel
    um der Ehe gebrochenen Eid!

    (Sieglinde starrt wie wahnsinnig vor sich hin)

    Wo bist du, Siegmund? Seh' ich dich noch,
    brỹnstig geliebter, leuchtender Bruder?
    Deines Auges Stern laò noch einmal mir strahlen:
    wehre dem Kuò des verworfnen Weibes nicht! -

    (Sie hat sich ihm schluchzend an die Brust geworfen: dann schrickt sie ọngstlich wieder auf)

    Horch! O horch! Das ist Hundings Horn!
    Seine Meute naht mit mọcht'ger Wehr:
    kein Schwert frommt
    vor der Hunde Schwall:
    wirf es fort, Siegmund! Siegmund - wo bist du?
    Ha dort! Ich sehe dich! Schrecklich Gesicht!
    Rỹden fletschen die Zọhne nach Fleisch;
    sie achten nicht deines edlen Blicks;
    bei den Fỹòen packt dich das feste Gebiò -
    du fọllst - in Stỹcken zerstaucht das Schwert:
    die Esche stỹrzt, es bricht der Stamm!
    Bruder! Mein Bruder! Siegmund - ha! -

    (Sie sinkt ohnmọchtig in Siegmunds Arme)

    SIEGMUND

    Schwester! Geliebte!

    (Er lauscht ihrem Atem und ỹberzeugt sich, daò sie noch lebe. Er lọòt sie an sich herabgleiten, so daò sie, als er sich selbst zum Sitze niederlọòt, mit ihrem Haupt auf seinem Schoò zu ruhen kommt. In dieser Stellung verbleiben beide bis zum Schlusse des folgenden Auftrittes.
    Langes Schweigen, wọhrenddessen Siegmund mit zọrtlicher Sorge ỹber Sieglinde sich hinneigt und mit einem langen Kusse ihr die Stirne kỹòt)

    VIERTE SZENE
    Brỹnnhilde, Siegmund

    (Brỹnnhilde, ihr Roò am Zaume geleitend, tritt aus der Hửhle und schreitet langsam und feierlich nach vorne. Sie họlt an und betrachtet Siegmund von fern. Sie schreitet wieder langsam vor. Sie họlt in grửòerer Nọhe an. Sie trọgt Schild und Speer in der einen Hand, lehnt sich mit der andern an den Hals des Rosses und betrachtet so mit ernster Miene Siegmund)

    BRĩNNHILDE

    Siegmund! Sieh auf mich!
    Ich bin's, der bald du folgst.

    SIEGMUND

    (richtet den Blick zu ihr auf)

    Wer bist du, sag',
    die so schửn und ernst mir erscheint?

    BRĩNNHILDE

    Nur Todgeweihten taugt mein Anblick;
    wer mich erschaut, der scheidet vom Lebenslicht.
    Auf der Walstatt allein erschein' ich Edlen:
    wer mich gewahrt, zur Wal kor ich ihn mir!

    SIEGMUND

    (blickt ihr lange forschend und fest in das Auge, senkt dann sinnend das Haupt und wendet sich endlich mit feierlichem Ernste wieder zu ihr)

    Der dir nun folgt, wohin fỹhrst du den Helden?

    BRĩNNHILDE

    Zu Walvater, der dich gewọhlt,
    fỹhr' ich dich: nach Walhall folgst du mir.

    SIEGMUND

    In Walhalls Saal Walvater find' ich allein?

    BRĩNNHILDE

    Gefallner Helden hehre Schar
    umfọngt dich hold mit hoch-heiligem Gruò.

    SIEGMUND

    Fọnd' ich in Walhall Wọlse, den eignen Vater?

    BRĩNNHILDE

    Den Vater findet der Wọlsung dort.

    SIEGMUND

    Grỹòt mich in Walhall froh eine Frau?

    BRĩNNHILDE

    Wunschmọdchen walten dort hehr:
    Wotans Tochter reicht dir traulich den Trank!

    SIEGMUND

    Hehr bist du,
    und heilig gewahr' ich das Wotanskind:
    doch eines sag' mir, du Ew'ge!
    Begleitet den Bruder die brọutliche Schwester?
    Umfọngt Siegmund Sieglinde dort?

    BRĩNNHILDE

    Erdenluft muò sie noch atmen:
    Sieglinde sieht Siegmund dort nicht!

    SIEGMUND

    (neigt sich sanft ỹber Sieglinde, kỹòt sie leise auf die Stirn und wendet sich ruhig wieder zu Brỹnnhilde)

    So grỹòe mir Walhall, grỹòe mir Wotan,
    grỹòe mir Wọlse und alle Helden,
    grỹò' auch die holden Wunschesmọdchen: -

    (sehr bestimmt)

    zu ihnen folg' ich dir nicht.

    BRĩNNHILDE

    Du sahest der Walkỹre sehrenden Blick:
    mit ihr muòt du nun ziehn!

    SIEGMUND

    Wo Sieglinde lebt in Lust und Leid,
    da will Siegmund auch sọumen:
    noch machte dein Blick nicht mich erbleichen:
    vom Bleiben zwingt er mich nie.

    BRĩNNHILDE

    Solang du lebst, zwọng' dich wohl nichts:
    doch zwingt dich Toren der Tod:
    ihn dir zu kỹnden kam ich her.

    SIEGMUND

    Wo wọre der Held, dem heut' ich fiel?

    BRĩNNHILDE

    Hunding fọllt dich im Streit.

    SIEGMUND

    Mit Stọrkrem drohe,
    als Hundings Streichen!
    Lauerst du hier lỹstern auf Wal,
    jenen kiese zum Fang:
    ich denk ihn zu fọllen im Kampf!

    BRĩNNHILDE

    (den Kopf schỹttelnd)

    Dir, Wọlsung - hửre mich wohl:
    dir ward das Los gekiest.

    SIEGMUND

    Kennst du dies Schwert?
    Der mir es schuf, beschied mir Sieg:
    deinem Drohen trotz' ich mit ihm!

    BRĩNNHILDE

    (mit stark erhobener Stimme)

    Der dir es schuf, beschied dir jetzt Tod:
    seine Tugend nimmt er dem Schwert!

    SIEGMUND

    (heftig)

    Schweig, und schrecke die Schlummernde nicht!

    (Er beugt sich mit hervorbrechendem Schmerze zọrtlich ỹber Sieglinde)

    Weh! Weh! Sỹòestes Weib!
    Du traurigste aller Getreuen!
    Gegen dich wỹtet in Waffen die Welt:
    und ich, dem du einzig vertraut,
    fỹr den du ihr einzig getrotzt,
    mit meinem Schutz nicht soll ich dich schirmen,
    die Kỹhne verraten im Kampf?
    Ha, Schande ihm, der das Schwert mir schuf,
    beschied er mir Schimpf fỹr Sieg!
    Muò ich denn fallen, nicht fahr' ich nach Walhall:
    Hella halte mich fest!

    (Er neigt sich tief zu Sieglinde)

    BRĩNNHILDE

    (erschỹttert)

    So wenig achtest du ewige Wonne?

    (zửgernd und zurỹckhaltend)

    Alles wọr' dir das arme Weib,
    das mỹd' und harmvoll matt von dem Schoòe dir họngt?
    Nichts sonst hieltest du hehr?

    SIEGMUND

    (bitter zu ihr aufblickend)

    So jung und schửn erschimmerst du mir:
    doch wie kalt und hart erkennt dich mein Herz!
    Kannst du nur hửhnen, so hebe dich fort,
    du arge, fỹhllose Maid!
    Doch muòt du dich weiden an meinem Weh',
    mein Leiden letze dich denn;
    meine Not labe dein neidvolles Herz:
    nur von Walhalls sprửden Wonnen
    sprich du wahrlich mir nicht!

    BRĩNNHILDE

    Ich sehe die Not, die das Herz dir zernagt,
    ich fỹhle des Helden heiligen Harm -
    Siegmund, befiehl mir dein Weib:
    mein Schutz umfange sie fest!

    SIEGMUND

    Kein andrer als ich soll die Reine lebend berỹhren:
    verfiel ich dem Tod, die Betọubte tửt' ich zuvor!

    BRĩNNHILDE

    (in wachsender Ergriffenheit)

    Wọlsung! Rasender! Hửr' meinen Rat:
    befiehl mir dein Weib um des Pfandes willen,
    das wonnig von dir es empfing!

    SIEGMUND

    (sein Schwert ziehend)

    Dies Schwert, das dem Treuen ein Trugvoller schuf;
    dies Schwert, das feig vor dem Feind mich verrọt:
    frommt es nicht gegen den Feind,
    so fromm' es denn wider den Freund! -

    (Er zỹckt das Schwert auf Sieglinde)

    Zwei Leben lachen dir hier:
    nimm sie, Notung, neidischer Stahl!
    Nimm sie mit einem Streich!

    BRĩNNHILDE

    (im heftigsten Sturme des Mitgefỹhls)

    Halt' ein Wọlsung! Hửre mein Wort!
    Sieglinde lebe - und Siegmund lebe mit ihr!
    Beschlossen ist's; das Schlachtlos wend' ich:
    dir, Siegmund, schaff' ich Segen und Sieg!

    (Man hửrt aus dem fernen Hintergrunde Hornrufe erschallen)

    Hửrst du den Ruf? Nun rỹste dich, Held!
    Traue dem Schwert und schwing' es getrost:
    treu họlt dir die Wehr,
    wie die Walkỹre treu dich schỹtzt!
    Leb' wohl, Siegmund, seligster Held!
    Auf der Walstatt seh' ich dich wieder!

    (Sie stỹrmt fort und verschwindet mit dem Rosse rechts in einer Seitenschlucht. Siegmund blickt ihr freudig und erhoben nach. Die Bỹhne hat sich allmọhlich verfinstert; schwere Gewitterwolken senken sich auf den Hintergrund herab und hỹllen die Gebirgswọnde, die Schlucht und das erhửhte Bergjoch nach und nach gọnzlich ein)

    FĩNFTE SZENE
    Siegmund, Sieglinde, Hunding, Brỹnnhilde, Wotan

    SIEGMUND

    (neigt sich wieder ỹber Sieglinde, dem Atem lauschend)

    Zauberfest bezọhmt ein Schlaf
    der Holden Schmerz und Harm.
    Da die Walkỹre zu mir trat,
    schuf sie ihr den wonnigen Trost?
    Sollte die grimmige Wal
    nicht schrecken ein gramvolles Weib?
    Leblos scheint sie, die dennoch lebt:
    der Traurigen kost ein lọchelnder Traum. -

    (Neue Hornrufe)

    So schlummre nun fort,
    bis die Schlacht gekọmpft,
    und Friede dich erfreu'!

    (Er legt sie sanft auf den Steinsitz und kỹòt ihr zum Abschied die Stirne. Siegmund vernimmt Hundings Hornruf und bricht entschlossen auf).

    Der dort mich ruft, rỹste sich nun;
    was ihm gebỹhrt, biet' ich ihm:
    Notung zahl' ihm den Zoll!

    (Er zieht das Schwert, eilt dem Hintergrunde zu und verschwindet, auf dem Joche angekommen, sogleich in finstrem Gewittergewửlk, aus welchem alsbald Wetterleuchten aufblitzt)

    SIEGLINDE

    (beginnt sich trọumend unruhiger zu bewegen)

    Kehrte der Vater nur heim!
    Mit dem Knaben noch weilt er im Wald.
    Mutter! Mutter! Mir bangt der Mut:
    nicht freund und friedlich scheinen die Fremden!
    Schwarze Dọmpfe - schwỹles Gedỹnst -
    feurige Lohe leckt schon nach uns -
    es brennt das Haus - zu Hilfe, Bruder!
    Siegmund! Siegmund!

    (Sie springt auf. Starker Blitz und Donner)

    Siegmund - Ha!

    (Sie starrt in Angst um sich her: fast die ganze Bỹhne ist in schwarze Gewitterwolken gehỹllt, fortwọhrender Blitz und Donner. Der Hornruf Hundings ertửnt in der Nọhe)

    HUNDINGS STIMME

    (im Hintergrunde vom Bergjoche her)

    Wehwalt! Wehwalt!
    Steh' mir zum Streit, sollen dich Hunde nicht halten!

    SIEGMUNDS STIMME

    (von weiter hinten her aus der Schlucht)

    Wo birgst du dich, daò ich vorbei dir schoò?
    Steh', daò ich dich stelle!

    SIEGLINDE

    (in furchtbarer Aufregung lauschend)

    Hunding! Siegmund!
    Kửnnt' ich sie sehen!

    HUNDING

    Hieher, du frevelnder Freier!
    Fricka fọlle dich hier!

    SIEGMUND

    (nun ebenfalls vom Joche her)

    Noch wọhnst du mich waffenlos, feiger Wicht?
    Drohst du mit Frauen, so ficht nun selber,
    sonst lọòt dich Fricka im Stich!
    Denn sieh: deines Hauses heimischem Stamm
    entzog ich zaglos das Schwert;
    seine Schneide schmecke jetzt du!

    (Ein Blitz erhellt fỹr einen Augenblick das Bergjoch, auf welchem jetzt Hunding und Siegmund kọmpfend gewahrt werden)

    SIEGLINDE

    (mit hửchster Kraft)

    Haltet ein, ihr Mọnner!
    Mordet erst mich!

    (Sie stỹrzt auf das Bergjoch zu, ein von rechts her ỹber den Kọmpfern ausbrechender, heller Schein blendet sie aber plửtzlich so heftig, daò sie, wie erblindet, zur Seite schwankt. In dem Lichtglanze erscheint Brỹnnhilde ỹber Siegmund schwebend und diesen mit dem Schilde deckend)

    BRĩNNHILDE

    Triff ihn, Siegmund!
    traue dem Schwert!

    (Als Siegmund soeben zu einem tửdlichen Streiche gegen Hunding ausholt, bricht von links her ein glỹhend rửtlicher Schein durch das Gewửlk aus, in welchem Wotan erscheint, ỹber Hunding stehend und seinen Speer Siegmund quer entgegenhaltend)

    WOTAN

    Zurỹck vor dem Speer!
    In Stỹcken das Schwert!

    (Brỹnnhilde weicht erschrocken vor Wotan mit dem Schilde zurỹck; Siegmunds Schwert zerspringt an dem vorgehaltenen Speere. Dem Unbewehrten stửòt Hunding seinen Speer in die Brust. Siegmund stỹrzt tot zu Boden.
    Sieglinde, die seinen Todesseufzer gehửrt, sinkt mit einem Schrei wie leblos zusammen.
    Mit Siegmunds Fall ist zugleich von beiden Seiten der glọnzende Schein verschwunden; dichte Finsternis ruht im Gewửlk bis nach vorn: in ihm wird Brỹnnhilde undeutlich sichtbar, wie sie in jọher Hast sich Sieglinden zuwendet.)

    BRĩNNHILDE

    Zu Roò, daò ich dich rette!

    (Sie hebt Sieglinde schnell zu sich auf ihr der Seitenschlucht nahestehendes Roò und verschwindet sogleich mit ihr. - Alsbald zerteilt sich das Gewửlk in der Mitte, so daò man deutlich Hunding gewahrt, der soeben seinen Speer dem gefallenen Siegmund aus der Brust zieht. - Wotan, von Gewửlk umgeben, steht dahinter auf einem Felsen, an seinen Speer gelehnt und schmerzlich auf Siegmunds Leiche blickend)

    WOTAN

    (zu Hunding)

    Geh' hin, Knecht! Kniee vor Fricka:
    meld' ihr, daò Wotans Speer
    gerọcht, was Spott ihr schuf.
    Geh'! - Geh'!

    (Vor seinem verọchtlichen Handwink sinkt Hunding tot zu Boden)

    WOTAN

    (plửtzlich in furchtbarer Wut auffahrend)

    Doch Brỹnnhilde! Weh' der Verbrecherin!
    Furchtbar sei die Freche gestraft,
    erreicht mein Roò ihre Flucht!

    (Er verschwindet mit Blitz und Donner. - Der Vorhang fọllt schnell)

    DRITTER AUFZUG
    Auf dem Gipfel eines Felsenberges.
    Rechts begrenzt ein Tannenwald die Szene. Links der Eingang einer Felshửhle, die einen natỹrlichen Saal bildet: darỹber steigt der Fels zu seiner hửchsten Spitze auf. Nach hinten ist die Aussicht gọnzlich frei; hửhere und niedere Felssteine bilden den Rand vor dem Abhange, der - wie anzunehmen ist - nach dem Hintergrund zu steil hinabfỹhrt. Einzelne Wolkenzỹge jagen, wie vom Sturm getrieben, am Felsensaume vorbei.

    VORSPIEL UND ERSTE SZENE
    Gerhilde, Ortlinde, Waltraute und Schwertleite, spọter Helmwige, Siegrune, Grimgerde, Roòweiòe, Brỹnnhilde, Sieglinde

    (Gerhilde, Ortlinde, Waltraute und Schwertleite haben sich auf der Felsspitze, an und ỹber der Hửhle, gelagert, sie sind in voller Waffenrỹstung.)

    GERHILDE

    (zuhửchst gelagert und dem Hintergrunde zurufend, wo ein starkes Gewửlk herzieht)

    Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha!
    Helmwige! Hier! Hieher mit dem Roò!

    HELMWIGES STIMME

    (im Hintergrunde)

    Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!

    (In dem Gewửlk bricht Blitzesglanz aus; eine Walkỹre zu Roò wird in ihm sichtbar: ỹber ihrem Sattel họngt ein erschlagener Krieger. Die Erscheinung zieht, immer nọher, am Felsensaume von links nach rechts vorbei)

    GERHILDE, WALTRAUTE UND SCHWERTLEITE

    (der Ankommenden entgegenrufend)

    Heiaha! Heiaha!

    (Die Wolke mit der Erscheinung ist rechts hinter dem Tann verschwunden)

    ORTLINDE

    (in den Tann hineinrufend)

    Zu Ortlindes Stute stell deinen Hengst:
    mit meiner Grauen grast gern dein Brauner!

    WALTRAUTE

    (hineinrufend)

    Wer họngt dir im Sattel?

    HELMWIGE

    (aus dem Tann auftretend)

    Sintolt, der Hegeling!

    SCHWERTLEITE

    Fỹhr' deinen Brauen fort von der Grauen:
    Ortlindes Mọhre trọgt Wittig, den Irming!

    GERHILDE

    (ist etwas nọher herabgestiegen)

    Als Feinde nur sah ich Sintolt und Wittig!

    ORTLINDE

    (springt auf)

    Heiaha! Die Stute stửòt mir der Hengst!

    (Sie lọuft in den Tann)

    (Schwertleite, Gerhilde und Helmwige lachen laut auf)

    GERHILDE

    Der Recken Zwist entzweit noch die Rosse!

    HELMWIGE

    (in den Tann zurỹckrufend)

    Ruhig, Brauner!
    Brich nicht den Frieden!

    WALTRAUTE

    (auf der Hửhe, wo sie fỹr Gerhilde die Wacht ỹbernommen, nach rechts in den Hintergrund rufend)

    Hoioho! Hoioho!
    Siegrune, hier! Wo sọumst du so lang?

    (Sie lauscht nach rechts)

    SIEGRUNES STIMME

    (von der rechten Seite des Hintergrundes her)

    Arbeit gab's!
    Sind die andren schon da?

    SCHWERTLEITE UND WALTRAUTE

    (nach rechts in den Hintergrund rufend)

    Hojotoho! Hojotoho!
    Heiaha!

    GERHILDE

    Heiaha!

    (Ihre Gebọrden sowie ein heller Glanz hinter dem Tann zeigen an, daò soeben Siegrune dort angelangt ist. Aus der Tiefe hửrt man zwei Stimmen zugleich)

    GRIMGERDE UND ROòWEIòE

    (links im Hintergrunde)

    Hojotoho! Hojotoho!
    Heiaha!

    WALTRAUTE

    (nach links)

    Grimgerd' und Roòweiòe!

    GERHILDE

    (ebenso)

    Sie reiten zu zwei.

    (In einem blitzerglọnzenden Wolkenzuge, der von links her vorbeizieht, erscheinen Grimgerde und Roòweiòe, ebenfalls auf Rossen, jede einen Erschlagenen im Sattel fỹhrend. Helmwige, Ortlinde und Siegrune sind aus dem Tann getreten und winken vom Felsensaume den Ankommenden zu)

    HELMWIGE, ORTLINDE UND SIEGRUNE

    Gegrỹòt, ihr Reisige!
    Roòweiò' und Grimgerde!

    ROòWEIòES UND GRIMGERDES STIMMEN

    Hojotoho! Hojotoho!
    Heiaha!

    (Die Erscheinung verschwindet hinter dem Tann)

    DIE SECHS ANDEREN WALKĩREN

    Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha!

    GERHILDE

    (in den Tann rufend)

    In Wald mit den Rossen zu Weid' und Rast!

    ORTLINDE

    (ebenfalls in den Tann rufend)

    Fỹhret die Mọhren fern von einander,
    bis unsrer Helden Haò sich gelegt!

    (Die Walkỹren lachen)

    HELMWIGE

    (wọhrend die anderen lachen)

    Der Helden Grimm bỹòte schon die Graue!

    (Die Walkỹren lachen)

    ROòWEIòE UND GRIMGERDE

    (aus dem Tann tretend)

    Hojotoho! Hojotoho!

    DIE SECHS ANDEREN WALKĩREN

    Willkommen! Willkommen!

    SCHWERTLEITE

    Wart ihr Kỹhnen zu zwei?

    GRIMGERDE

    Getrennt ritten wir und trafen uns heut'.

    ROòWEIòE

    Sind wir alle versammelt, so sọumt nicht lange:
    nach Walhall brechen wir auf,
    Wotan zu bringen die Wal.

    HELMWIGE

    Acht sind wir erst: eine noch fehlt.

    GERHILDE

    Bei dem braunen Wọlsung
    weilt wohl noch Brỹnnhilde.

    WALTRAUTE

    Auf sie noch harren mỹssen wir hier:
    Walvater gọb' uns grimmigen Gruò,
    sọh' ohne sie er uns nahn!

    SIEGRUNE

    (auf der Felswarte, von wo sie hinausspọht)

    Hojotoho! Hojotoho!

    (in den Hintergrund rufend)

    Hieher! Hieher!

    (zu den anderen)

    In brỹnstigem Ritt
    jagt Brỹnnhilde her.

    DIE ACHT WALKĩREN

    (alle eilen auf die Warte)

    Hojotoho! Hojotoho!
    Brỹnnhilde! Hei!

    (Sie spọhen mit wachsender Verwunderung)

    WALTRAUTE

    Nach dem Tann lenkt sie das taumelnde Roò.

    GRIMGERDE

    Wie schnaubt Grane vom schnellen Ritt!

    ROòWEIòE

    So jach sah ich nie Walkỹren jagen!

    ORTLINDE

    Was họlt sie im Sattel?

    HELMWIGE

    Das ist kein Held!

    SIEGRUNE

    Eine Frau fỹhrt sie!

    GERHILDE

    Wie fand sie die Frau?

    SCHWERTLEITE

    Mit keinem Gruò grỹòt sie die Schwestern!

    WALTRAUTE

    (hinabrufend)

    Heiaha! Brỹnnhilde! Hửrst du uns nicht?

    ORTLINDE

    Helft der Schwester
    vom Roò sich schwingen!

    (Gerhilde und Helmwige stỹrzen in den Tann)

    (Siegrune und Roòweiòe laufen ihnen nach)

    HELMWIGE, GERHILDE, SIEGRUNE, ROòWEIòE

    Hojotoho! Hojotoho!

    ORTLINDE, WALTRAUTE, GRIMGERDE, SCHWERTLEITE

    Heiaha!

    WALTRAUTE

    (in den Tann blickend)

    Zu Grunde stỹrzt Grane, der Starke!

    GRIMGERDE

    Aus dem Sattel hebt sie hastig das Weib!

    ORTLINDE, WALTRAUTE, GRIMGERDE, SCHWERTLEITE

    (alle in den Tann laufend)

    Schwester! Schwester! Was ist geschehn?

    (Alle Walkỹren kehren auf die Bỹhne zurỹck; mit ihnen kommt Brỹnnhilde, Sieglinde unterstỹtzend und hereingeleitend)

    BRĩNNHILDE

    (atemlos)

    Schỹtzt mich und helft in hửchster Not!

    DIE ACHT WALKĩREN

    Wo rittest du her in rasender Hast?
    So fliegt nur, wer auf der Flucht!

    BRĩNNHILDE

    Zum erstenmal flieh' ich und bin verfolgt:
    Heervater hetzt mir nach!

    DIE ACHT WALKĩREN

    (heftig erschreckend)

    Bist du von Sinnen? Sprich! Sage uns! Wie?
    Verfolgt dich Heervater?
    Fliehst du vor ihm?

    BRĩNNHILDE

    (wendet sich ọngstlich, um zu spọhen, und kehrt wieder zurỹck)

    O Schwestern, spọht von des Felsens Spitze!
    Schaut nach Norden, ob Walvater naht!

    (Ortlinde und Waltraute springen auf die Felsenspitze zur Warte)

    Schnell! Seht ihr ihn schon?

    ORTLINDE

    Gewittersturm naht von Norden.

    WALTRAUTE

    Starkes Gewửlk staut sich dort auf!

    DIE WEITEREN SECHS WALKĩREN

    Heervater reitet sein heiliges Roò!

    BRĩNNHILDE

    Der wilde Jọger, der wỹtend mich jagt,
    er naht, er naht von Norden!
    Schỹtzt mich, Schwestern! Wahret dies Weib!

    SECHS WALKĩREN

    Was ist mit dem Weibe?

    BRĩNNHILDE

    Hửrt mich in Eile:
    Sieglinde ist es, Siegmunds Schwester und Braut:
    gegen die Wọlsungen
    wỹtet Wotan in Grimm;
    dem Bruder sollte Brỹnnhilde heut'
    entziehen den Sieg;
    doch Siegmund schỹtzt' ich mit meinem Schild,
    trotzend dem Gott!
    Der traf ihn da selbst mit dem Speer:
    Siegmund fiel;
    doch ich floh fern mit der Frau;
    sie zu retten, eilt' ich zu euch -
    ob mich Bange auch

    (kleinmỹtig)

    ihr berget vor dem strafenden Streich!

    SECHS WALKĩREN

    (in grửòter Bestỹrzung)

    Betửrte Schwester, was tatest du?
    Wehe! Brỹnnhilde, wehe!
    Brach ungehorsam
    Brỹnnhilde Heervaters heilig Gebot?

    WALTRAUTE

    (von der Warte)

    Nọchtig zieht es von Norden heran.

    ORTLINDE

    (ebenso)

    Wỹtend steuert hieher der Sturm.

    ROòWEIòE, GRIMGERDE, SCHWERTLEITE

    (dem Hintergrunde zugewendet)

    Wild wiehert Walvaters Roò.

    HELMWIGE, GERHILDE, SCHWERTLEITE

    Schrecklich schnaubt es daher!

    BRĩNNHILDE

    Wehe der Armen, wenn Wotan sie trifft:
    den Wọlsungen allen droht er Verderben! -
    Wer leiht mir von euch das leichteste Roò,
    das flink die Frau ihm entfỹhr'?

    SIEGRUNE

    Auch uns rọtst du rasenden Trotz?

    BRĩNNHILDE

    Roòweiòe, Schwester,
    leih' mir deinen Renner!

    ROòWEIòE

    Vor Walvater floh der fliegende nie.

    BRĩNNHILDE

    Helmwige, hửre!

    HELMWIGE

    Dem Vater gehorch' ich.

    BRĩNNHILDE

    Grimgerde! Gerhilde! Gửnnt mir eu'r Roò!
    Schwertleite! Siegrune! Seht meine Angst!
    Seid mir treu, wie traut ich euch war:
    rettet dies traurige Weib!

    SIEGLINDE

    (die bisher finster und kalt vor sich hingestarrt, fọhrt, als Brỹnnhilde sie lebhaft - wie zum Schutze - umfaòt, mit einer abwehrenden Gebọrde auf)

    Nicht sehre dich Sorge um mich:
    einzig taugt mir der Tod!
    Wer hieò dich Maid,
    dem Harst mich entfỹhren?
    Im Sturm dort họtt' ich den Streich empfah'n
    von derselben Waffe, der Siegmund fiel:
    das Ende fand ich
    vereint mit ihm!
    Fern von Siegmund - Siegmund, von dir! -
    O deckte mich Tod, daò ich's denke!
    Soll um die Flucht
    dir, Maid, ich nicht fluchen,
    so erhửre heilig mein Flehen:
    stoòe dein Schwert mir ins Herz!

    BRĩNNHILDE

    Lebe, o Weib, um der Liebe willen!
    Rette das Pfand, das von ihm du empfingst:

    (stark und drọngend)

    ein Wọlsung wọchst dir im Schoò!

    SIEGLINDE

    (erschrickt zunọchst heftig; sogleich strahlt aber ihr Gesicht in erhabener Freude auf)

    Rette mich, Kỹhne! Rette mein Kind!
    Schirmt mich, ihr Mọdchen, mit mọchtigstem Schutz!

    (Immer finstereres Gewitter steigt im Hintergrunde auf: nahender Donner)

    WALTRAUTE

    (auf der Warte)

    Der Sturm kommt heran.

    ORTLINDE

    (ebenso)

    Flieh', wer ihn fỹrchtet!

    DIE SECHS ANDEREN WALKĩREN

    Fort mit dem Weibe, droht ihm Gefahr:
    der Walkỹren keine wag' ihren Schutz!

    SIEGLINDE

    (auf den Knien vor Brỹnnhilde)

    Rette mich, Maid! Rette die Mutter!

    BRĩNNHILDE

    (mit lebhaftem Entschluò hebt sie Sieglinde auf)

    So fliehe denn eilig - und fliehe allein!
    Ich bleibe zurỹck, biete mich Wotans Rache:
    an mir zửgr' ich den Zỹrnenden hier,
    wọhrend du seinem Rasen entrinnst.

    SIEGLINDE

    Wohin soll ich mich wenden?

    BRĩNNHILDE

    Wer von euch Schwestern schweifte nach Osten?

    SIEGRUNE

    Nach Osten weithin dehnt sich ein Wald:
    der Niblungen Hort entfỹhrte Fafner dorthin.

    SCHWERTLEITE

    Wurmesgestalt schuf sich der Wilde:
    in einer Hửhle hỹtet er Alberichs Reif!

    GRIMGERDE

    Nicht geheu'r ist's dort fỹr ein hilflos' Weib.

    BRĩNNHILDE

    Und doch vor Wotans Wut schỹtzt sie sicher der Wald:
    ihn scheut der Mọcht'ge und meidet den Ort.

    WALTRAUTE

    (auf der Warte)

    Furchtbar fọhrt
    dort Wotan zum Fels.

    SECHS WALKĩREN

    Brỹnnhilde, hửr' seines Nahens Gebraus'!

    BRĩNNHILDE

    (Sieglinde die Richtung weisend)

    Fort denn eile, nach Osten gewandt!
    Mutigen Trotzes ertrag' alle Mỹh'n, -
    Hunger und Durst, Dorn und Gestein;
    lache, ob Not, ob Leiden dich nagt!
    Denn eines wiss' und wahr' es immer:
    den hehrsten Helden der Welt
    hegst du, o Weib, im schirmenden Schoò! -

    (Sie zieht die Stỹcken von Siegmunds Schwert unter ihrem Panzer hervor und ỹberreicht sie Sieglinde)

    Verwahr' ihm die starken Schwertesstỹcken;
    seines Vaters Walstatt entfỹhrt' ich sie glỹcklich:
    der neugefỹgt das Schwert einst schwingt,
    den Namen nehm' er von mir -
    "Siegfried" erfreu' sich des Siegs!

    SIEGLINDE

    (in grửòter Rỹhrung)

    O hehrstes Wunder! Herrlichste Maid!
    Dir Treuen dank' ich heiligen Trost!
    Fỹr ihn, den wir liebten, rett' ich das Liebste:
    meines Dankes Lohn lache dir einst!
    Lebe wohl! Dich segnet Sieglindes Weh'!

    (Sie eilt rechts im Vordergrunde von dannen. - Die Felsenhửhe ist von schwarzen Gewitterwolken umlagert; furchtbarer Sturm braust aus dem Hintergrunde daher, wachsender Feuerschein rechts daselbst)

    WOTANS STIMME

    Steh'! Brỹnnhild'!

    (Brỹnnhilde, nachdem sie eine Weile Sieglinde nachgesehen, wendet sich in den Hintergrund, blickt in den Tann und kommt angstvoll wieder vor)

    ORTLINDE UND WALTRAUTE

    (von der Warte herabsteigend)

    Den Fels erreichten Roò und Reiter!

    ALLE ACHT WALKĩREN

    Weh', Brỹnnhild'! Rache entbrennt!

    BRĩNNHILDE

    Ach, Schwestern, helft! Mir schwankt das Herz!
    Sein Zorn zerschellt mich,
    wenn euer Schutz ihn nicht zọhmt.

    DIE ACHT WALKĩREN

    (flỹchten ọngstlich nach der Felsenspitze hinauf; Brỹnnhilde lọòt sich von ihnen nachziehen)

    Hieher, Verlor'ne! Laò dich nicht sehn!
    Schmiege dich an uns und schweige dem Ruf!

    (Sie verbergen Brỹnnhilde unter sich und blicken ọngstlich nach dem Tann, der jetzt von grellem Feuerschein erhellt wird, wọhrend der Hintergrund ganz finster geworden ist)

    Weh'! Wỹtend schwingt sich Wotan vom Roò! -
    Hieher rast sein rọchender Schritt!

    ZWEITE SZENE
    Die Vorigen, Wotan

    (Wotan tritt in hửchster zorniger Aufgeregtheit aus dem Tann auf und schreitet vor der Gruppe der Walkỹren auf der Hửhe, nach Brỹnnhilde spọhend, heftig einher)

    WOTAN

    Wo ist Brỹnnhild', wo die Verbrecherin?
    Wagt ihr, die Bửse vor mir zu bergen?

    DIE ACHT WALKĩREN

    Schrecklich ertost dein Toben!
    Was taten, Vater, die Tửchter,
    daò sie dich reizten zu rasender Wut?

    WOTAN

    Wollt ihr mich hửhnen? Hỹtet euch, Freche!
    Ich weiò: Brỹnnhilde bergt ihr vor mir.
    Weichet von ihr, der ewig Verworfnen,
    wie ihren Wert von sich sie warf!

    ROòWEIòE

    Zu uns floh die Verfolgte.

    DIE ACHT WALKĩREN

    Unsern Schutz flehte sie an!
    Mit Furcht und Zagen faòt sie dein Zorn:
    fỹr die bange Schwester bitten wir nun,
    daò den ersten Zorn du bezọhmst.
    Laò dich erweichen fỹr sie, zọhm deinen Zorn!

    WOTAN

    Weichherziges Weibergezỹcht!
    So matten Mut gewannt ihr von mir?
    Erzog ich euch, kỹhn zum Kampfe zu zieh'n,
    schuf ich die Herzen
    euch hart und scharf,
    daò ihr Wilden nun weint und greint,
    wenn mein Grimm eine Treulose straft?
    So wiòt denn, Winselnde, was sie verbrach,
    um die euch Zagen die Zọhre entbrennt:
    Keine wie sie
    kannte mein innerstes Sinnen;
    keine wie sie
    wuòte den Quell meines Willens!
    Sie selbst war
    meines Wunsches schaffender Schoò: -
    und so nun brach sie den seligen Bund,
    daò treulos sie meinem Willen getrotzt,
    mein herrschend Gebot offen verhửhnt,
    gegen mich die Waffe gewandt,
    die mein Wunsch allein ihr schuf! -
    Hửrst du's, Brỹnnhilde? Du, der ich Brỹnne,
    Helm und Wehr, Wonne und Huld,
    Namen und Leben verlieh?
    Hửrst du mich Klage erheben,
    und birgst dich bang dem Klọger,
    daò feig du der Straf' entflửhst?

    BRĩNNHILDE

    (tritt aus der Schar der Walkỹren hervor, schreitet demỹtigen, doch festen Schrittes von der Felsenspitze herab und tritt so in geringer Entfernung vor Wotan)

    Hier bin ich, Vater: gebiete die Strafe!

    WOTAN

    Nicht straf' ich dich erst:
    deine Strafe schufst du dir selbst.
    Durch meinen Willen warst du allein:
    gegen ihn doch hast du gewollt;
    meinen Befehl nur fỹhrtest du aus:
    gegen ihn doch hast du befohlen;
    Wunschmaid warst du mir:
    gegen mich doch hast du gewỹnscht;
    Schildmaid warst du mir:
    gegen mich doch hobst du den Schild;
    Loskieserin warst du mir:
    gegen mich doch kiestest du Lose;
    Heldenreizerin warst du mir:
    gegen mich doch reiztest du Helden.
    Was sonst du warst, sagte dir Wotan:
    was jetzt du bist, das sage dir selbst!
    Wunschmaid bist du nicht mehr;
    Walkỹre bist du gewesen:
    nun sei fortan, was so du noch bist!

    BRĩNNHILDE

    (heftig erschreckend)

    Du verstửòest mich? Versteh' ich den Sinn?

    WOTAN

    Nicht send' ich dich mehr aus Walhall;
    nicht weis' ich dir mehr Helden zur Wal;
    nicht fỹhrst du mehr Sieger
    in meinen Saal:
    bei der Gửtter trautem Mahle
    das Trinkhorn nicht reichst du traulich mir mehr;
    nicht kos' ich dir mehr den kindischen Mund;
    von gửttlicher Schar bist du geschieden,
    ausgestoòen aus der Ewigen Stamm;
    gebrochen ist unser Bund;
    aus meinem Angesicht bist du verbannt.

    DIE ACHT WALKĩREN

    (verlassen, in aufgeregter Bewegung, ihre Stellung, indem sie sich etwas tiefer herabziehen)

    Wehe! Weh'!
    Schwester, ach Schwester!

    BRĩNNHILDE

    Nimmst du mir alles, was einst du gabst?

    WOTAN

    Der dich zwingt, wird dir's entziehn!
    Hieher auf den Berg banne ich dich;
    in wehrlosen Schlaf schlieò' ich dich fest:
    der Mann dann fange die Maid,
    der am Wege sie findet und weckt.

    DIE ACHT WALKĩREN

    (kommen in hửchster Aufregung von der Felsenspitze ganz herab und umgeben in ọngstlichen Gruppen Brỹnnhilde, welche halb kniend vor Wotan liegt)

    Halt' ein, o Vater! Halt' ein den Fluch!
    Soll die Maid verblỹhn und verbleichen dem Mann?
    Hửr unser Fleh'n! Schrecklicher Gott,
    wende von ihr die schreiende Schmach!
    Wie die Schwester trọfe uns selber der Schimpf!

    WOTAN

    Hửrtet ihr nicht, was ich verhọngt?

    Aus eurer Schar ist die treulose Schwester geschieden;
    mit euch zu Roò durch die Lỹfte nicht reitet sie lọnger;
    die magdliche Blume verblỹht der Maid;
    ein Gatte gewinnt ihre weibliche Gunst;
    dem herrischen Manne gehorcht sie fortan;
    am Herde sitzt sie und spinnt,
    aller Spottenden Ziel und Spiel.

    (Brỹnnhilde sinkt mit einem Schrei zu Boden; die Walkỹren weichen entsetzt mit heftigem Gerọusch von ihrer Seite)

    Schreckt euch ihr Los? So flieht die Verlorne!
    Weichet von ihr und haltet euch fern!
    Wer von euch wagte bei ihr zu weilen,
    wer mir zum Trotz
    zu der Traurigen hielt' -
    die Tửrin teilte ihr Los:
    das kỹnd' ich der Kỹhnen an!
    Fort jetzt von hier; meidet den Felsen!
    Hurtig jagt mir von hinnen,
    sonst erharrt Jammer euch hier!

    DIE ACHT WALKĩREN

    Weh! Weh!

    (Die Walkỹren fahren mit wildem Wehschrei auseinander und stỹrzen in hastiger Flucht in den Tann. Schwarzes Gewửlk lagert sich dicht am Felsenrande: man hửrt wildes Gerọusch im Tann. Ein greller Blitzesglanz bricht in dem Gewửlk aus; in ihm erblickt man die Walkỹren mit verhọngtem Zỹgel, in eine Schar zusammengedrọngt, wild davonjagen. Bald legt sich der Sturm; die Gewitterwolken verziehen sich allmọhlich. In der folgenden Szene bricht, bei endlich ruhigem Wetter, Abenddọmmerung ein, der am Schlusse Nacht folgt.)

    DRITTE SZENE
    Wotan, Brỹnnhilde

    (Wotan und Brỹnnhilde, die noch zu seinen Fỹòen hingestreckt liegt, sind allein zurỹckgeblieben. Langes, feierliches Schweigen: unverọnderte Stellung)

    BRĩNNHILDE

    (beginnt das Haupt langsam ein wenig zu erheben. Schỹchtern beginnend und steigernd)

    War es so schmọhlich, was ich verbrach,
    daò mein Verbrechen so schmọhlich du bestrafst?
    War es so niedrig, was ich dir tat,
    daò du so tief mir Erniedrigung schaffst?
    War es so ehrlos, was ich beging,
    daò mein Vergehn nun die Ehre mir raubt?

    (Sie erhebt sich allmọhlich bis zur knienden Stellung)

    O sag', Vater! Sieh mir ins Auge:
    schweige den Zorn, zọhme die Wut,
    und deute mir hell die dunkle Schuld,
    die mit starrem Trotze dich zwingt,
    zu verstoòen dein trautestes Kind!

    WOTAN

    (in unverọnderter Stellung, ernst und dỹster)

    Frag' deine Tat, sie deutet dir deine Schuld!

    BRĩNNHILDE

    Deinen Befehl fỹhrte ich aus.

    WOTAN

    Befahl ich dir, fỹr den Wọlsung zu fechten?

    BRĩNNHILDE

    So hieòest du mich als Herrscher der Wal!

    WOTAN

    Doch meine Weisung nahm ich wieder zurỹck!

    BRĩNNHILDE

    Als Fricka den eignen Sinn dir entfremdet;
    da ihrem Sinn du dich fỹgtest,
    warst du selber dir Feind.

    WOTAN

    (leise und bitter)

    Daò du mich verstanden, wọhnt' ich,
    und strafte den wissenden Trotz:
    doch feig und dumm dachtest du mich!
    So họtt' ich Verrat nicht zu rọchen;
    zu gering wọrst du meinem Grimm?

    BRĩNNHILDE

    Nicht weise bin ich, doch wuòt' ich das eine,
    daò den Wọlsung du liebtest.
    Ich wuòte den Zwiespalt, der dich zwang,
    dies eine ganz zu vergessen.
    Das andre muòtest einzig du sehn,
    was zu schaun so herb schmerzte dein Herz:
    daò Siegmund Schutz du versagtest.

    WOTAN

    Du wuòtest es so, und wagtest dennoch den Schutz?

    BRĩNNHILDE

    (leise beginnend)

    Weil fỹr dich im Auge das eine ich hielt,
    dem, im Zwange des andren
    schmerzlich entzweit,
    ratlos den Rỹcken du wandtest!
    Die im Kampfe Wotan den Rỹcken bewacht,
    die sah nun das nur, was du nicht sahst: -
    Siegmund muòt' ich sehn.
    Tod kỹndend trat ich vor ihn,
    gewahrte sein Auge, hửrte sein Wort;
    ich vernahm des Helden heilige Not;
    tửnend erklang mir des Tapfersten Klage:
    freiester Liebe furchtbares Leid,
    traurigsten Mutes mọchtigster Trotz!
    Meinem Ohr erscholl, mein Aug' erschaute,
    was tief im Busen das Herz
    zu heilgem Beben mir traf.
    Scheu und staunend stand ich in Scham.
    Ihm nur zu dienen konnt' ich noch denken:
    Sieg oder Tod mit Siegmund zu teilen:
    dies nur erkannt' ich zu kiesen als Los! -
    Der diese Liebe mir ins Herz gehaucht,
    dem Willen, der dem Wọlsung mich gesellt,
    ihm innig vertraut, trotzt' ich deinem Gebot.

    WOTAN

    So tatest du, was so gern zu tun ich begehrt,
    doch was nicht zu tun die Not zwiefach mich zwang?
    So leicht wọhntest du Wonne des Herzens erworben,
    wo brennend Weh' in das Herz mir brach,
    wo grọòliche Not
    den Grimm mir schuf,
    einer Welt zuliebe der Liebe Quell
    im gequọlten Herzen zu hemmen?
    Wo gegen mich selber
    ich sehrend mich wandte,
    aus Ohnmachtschmerzen
    schọumend ich aufschoò,
    wỹtender Sehnsucht sengender Wunsch
    den schrecklichen Willen mir schuf,
    in den Trỹmmern der eignen Welt
    meine ew'ge Trauer zu enden: -
    da labte sỹò dich selige Lust;
    wonniger Rỹhrung ỹppigen Rausch
    enttrankst du lachend der Liebe Trank,
    als mir gửttlicher Not nagende Galle gemischt?
    Deinen leichten Sinn laò dich denn leiten:
    von mir sagtest du dich los.
    Dich muò ich meiden,
    gemeinsam mit dir
    nicht darf ich Rat mehr raunen;
    getrennt, nicht dỹrfen
    traut wir mehr schaffen:
    so weit Leben und Luft
    darf der Gott dir nicht mehr begegnen!

    BRĩNNHILDE

    Wohl taugte dir nicht die tửr'ge Maid,
    die staunend im Rate
    nicht dich verstand,
    wie mein eigner Rat
    nur das eine mir riet:
    zu lieben, was du geliebt. -
    Muò ich denn scheiden und scheu dich meiden,
    muòt du spalten, was einst sich umspannt,
    die eigne Họlfte fern von dir halten,
    daò sonst sie ganz dir gehửrte,
    du Gott, vergiò das nicht!
    Dein ewig Teil nicht wirst du entehren,
    Schande nicht wollen, die dich beschimpft:
    dich selbst lieòest du sinken,
    sọhst du dem Spott mich zum Spiel!

    WOTAN

    Du folgtest selig der Liebe Macht:
    folge nun dem, den du lieben muòt!

    BRĩNNHILDE

    Soll ich aus Walhall scheiden,
    nicht mehr mit dir schaffen und walten,
    dem herrischen Manne gehorchen fortan:
    dem feigen Prahler gib mich nicht preis!
    Nicht wertlos sei er, der mich gewinnt.

    WOTAN

    Von Walvater schiedest du -
    nicht wọhlen darf er fỹr dich.

    BRĩNNHILDE

    (leise mit vertraulicher Heimlichkeit)

    Du zeugtest ein edles Geschlecht;
    kein Zager kann je ihm entschlagen:
    der weihlichste Held - ich weiò es -
    entblỹht dem Wọlsungenstamm.

    WOTAN

    Schweig' von dem Wọlsungenstamm!
    Von dir geschieden, schied ich von ihm:
    vernichten muòt' ihn der Neid!

    BRĩNNHILDE

    Die von dir sich riò, rettete ihn.

    (heimlich)

    Sieglinde hegt die heiligste Frucht;
    in Schmerz und Leid, wie kein Weib sie gelitten,
    wird sie gebọren,
    was bang sie birgt.

    WOTAN

    Nie suche bei mir Schutz fỹr die Frau,
    noch fỹr ihres Schoòes Frucht!

    BRĩNNHILDE

    (heimlich)

    Sie wahret das Schwert, das du Siegmund schufest.

    WOTAN

    (heftig)

    Und das ich ihm in Stỹcken schlug!
    Nicht streb', o Maid, den Mut mir zu stửren;
    erwarte dein Los, wie sich's dir wirft;
    nicht kiesen kann ich es dir!
    Doch fort muò ich jetzt, fern mich verziehn;
    zuviel schon zửgert' ich hier;
    von der Abwendigen wend' ich mich ab;
    nicht wissen darf ich, was sie sich wỹnscht:
    die Strafe nur muò vollstreckt ich sehn!

    BRĩNNHILDE

    Was hast du erdacht, daò ich erdulde?

    WOTAN

    In festen Schlaf verschlieò' ich dich:
    wer so die Wehrlose weckt,
    dem ward, erwacht, sie zum Weib!

    BRĩNNHILDE

    (stỹrzt auf ihre Knie)

    Soll fesselnder Schlaf fest mich binden,
    dem feigsten Manne zur leichten Beute:
    dies eine muò du erhửren,
    was heil'ge Angst zu dir fleht!
    Die Schlafende schỹtze mit scheuchenden Schrecken,
    daò nur ein furchtlos freiester Held
    hier auf dem Felsen einst mich fọnd'!

    WOTAN

    Zu viel begehrst du, zu viel der Gunst!

    BRĩNNHILDE

    (seine Knie umfassend)

    Dies eine muòt du erhửren!
    Zerknicke dein Kind, das dein Knie umfaòt;
    zertritt die Traute, zertrỹmmre die Maid,
    ihres Leibes Spur zerstửre dein Speer:
    doch gib, Grausamer, nicht
    der grọòlichsten Schmach sie preis!

    (mit wilder Begeisterung)

    Auf dein Gebot entbrenne ein Feuer;
    den Felsen umglỹhe lodernde Glut;
    es leck' ihre Zung', es fresse ihr Zahn
    den Zagen, der frech sich wagte,
    dem freislichen Felsen zu nahn!

    WOTAN

    (ỹberwọltigt und tief ergriffen, wendet sich lebhhaft zu Brỹnnhilde, erhebt sie von den Knien und blickt ihr gerỹhrt in das Auge)

    Leb' wohl, du kỹhnes, herrliches Kind!
    Du meines Herzens heiligster Stolz!
    Leb' wohl! Leb' wohl! Leb' wohl!

    (sehr leidenschaftlich)

    Muò ich dich meiden,
    und darf nicht minnig
    mein Gruò dich mehr grỹòen;
    sollst du nun nicht mehr neben mir reiten,
    noch Met beim Mahl mir reichen;
    muò ich verlieren dich, die ich liebe,
    du lachende Lust meines Auges:
    ein brọutliches Feuer soll dir nun brennen,
    wie nie einer Braut es gebrannt!
    Flammende Glut umglỹhe den Fels;
    mit zehrenden Schrecken
    scheuch' es den Zagen;
    der Feige fliehe Brỹnnhildes Fels! -
    Denn einer nur freie die Braut,
    der freier als ich, der Gott!

    (Brỹnnhilde sinkt, gerỹhrt und begeistert, an Wotans Brust; er họlt sie lange umfangen. Sie schlọgt das Haupt wieder zurỹck und blickt, immer noch ihn umfassend, feierlich ergriffen Wotan in das Auge)

    Der Augen leuchtendes Paar,
    das oft ich lọchelnd gekost,
    wenn Kampfeslust ein Kuò dir lohnte,
    wenn kindisch lallend der Helden Lob
    von holden Lippen dir floò:
    dieser Augen strahlendes Paar,
    das oft im Sturm mir geglọnzt,
    wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte,
    nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte
    aus wild webendem Bangen:
    zum letztenmal
    letz' es mich heut'
    mit des Lebewohles letztem Kuò!
    Dem glỹcklichen Manne
    glọnze sein Stern:
    dem unseligen Ew'gen
    muò es scheidend sich schlieòen.

    (Er faòt ihr Haupt in beide Họnde)

    Denn so kehrt der Gott sich dir ab,
    so kỹòt er die Gottheit von dir!

    (Er kỹòt sie lange auf die Augen. Sie sinkt mit geschlossenen Augen, sanft ermattend, in seinen Armen zurỹck. Er geleitet sie zart auf einen niedrigen Mooshỹgel zu liegen, ỹber den sich eine breitọstige Tanne ausstreckt. Er betrachtet sie und schlieòt ihr den Helm: sein Auge weilt dann auf der Gestalt der Schlafenden, die er mit dem groòen Stahlschilde der Walkỹre ganz zudeckt. Langsam kehrt er sich ab, mit einem schmerzlichen Blicke wendet er sich noch einmal um. Dann schreitet er mit feierlichem Entschlusse in die Mitte der Bỹhne und kehrt seines Speeres Spitze gegen einen mọchtigen Felsstein.)

    Loge, hửr'! Lausche hieher!
    Wie zuerst ich dich fand, als feurige Glut,
    wie dann einst du mir schwandest,
    als schweifende Lohe;
    wie ich dich band, bann ich dich heut'!
    Herauf, wabernde Lohe,
    umlodre mir feurig den Fels!

    (Er stửòt mit dem Folgenden dreimal mit dem Speer auf den Stein)

    Loge! Loge! Hieher!

    (Dem Stein entfọhrt ein Feuerstrahl, der zur allmọhlich immer helleren Flammenglut anschwillt. Lichte Flackerlohe bricht aus. Lichte Brunst umgibt Wotan mit wildem Flackern. Er weist mit dem Speere gebieterisch dem Feuermeere den Umkreis des Felsenrandes zur Strửmung an; alsbald zieht es sich nach dem Hintergrunde, wo es nun fortwọhrend den Bergsaum umlodert)

    Wer meines Speeres Spitze fỹrchtet,
    durchschreite das Feuer nie!

    (Er streckt den Speer wie zum Banne aus, dann blickt er schmerzlich auf Brỹnnhilde zurỹck, wendet sich langsam zum Gehen und blickt noch einmal zurỹck, ehe er durch das Feuer verschwindet. Der Vorhang fọllt)


    ANGELICA

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