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"Tristan und Isolde"-Richard Wagner

Chủ đề trong 'Âm nhạc' bởi Angelique, 15/05/2001.

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  1. Angelique

    Angelique Thành viên quen thuộc

    Tham gia ngày:
    17/04/2001
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    "Tristan und Isolde"




    Handlung in drei Aufzỹgen von Richard Wagner

    Urauffỹhrung am 10. Juni 1865 im Kửniglichen Hof- und Nationaltheater Mỹnchen



    PERSONEN: Tristan (Tenor)
    Kửnig Marke (Baò)
    Isolde (Sopran)
    Kurwenal (Bariton)
    Melot (Tenor)
    Brangọne (Sopran)
    Ein Hirt (Tenor)
    Ein Steuermann (Bariton)
    Stimme eines jungen Seemanns (Tenor)
    Schiffsvolk, Ritter und Knappen. Isoldes Frauen.


    1. AUFZUG Szene 1, 2, 3, 4 , 5

    2. AUFZUG Szene 1, 2, 3

    3. AUFZUG Szene 1, 2, 3



    I. Aufzug



    Zur See auf dem Verdeck von Tristans Schiff
    wọhrend der ĩberfahrt von Irland nach Kornwall.

    Zeltartiges Gemach auf dem Vorderdeck eines Seeschiffes,
    reich mit Teppichen behangen,
    beim Beginn nach dem Hintergrunde zu gọnzlich geschlossen;
    zur Seite fỹhrt eine schmale Treppe in den Schiffsraum hinab.

    (Isolde auf einem Ruhebett, das Gesicht in die Kissen gedrỹckt.
    Brangọne, einen Teppich zurỹckgeschlagen haltend,
    blickt zur Seite ỹber Bord.)




    1. Szene Szene 1, 2, 3, 4 , 5 1. Aufzug




    STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS.

    (aus der Hửhe,
    wie vom Mast her, vernehmbar)
    Westwọrts
    schweift der Blick:
    ostwọrts
    streicht das Schiff.
    Frisch weht der Wind
    der Heimat zu:
    mein irisch Kind,
    wo weilest du?
    Sind's deiner Seufzer Wehen,
    die mir die Segel blọhen?
    Wehe, wehe, du Wind!
    Weh, ach wehe, mein Kind!
    Irische Maid,
    du wilde, minnige Maid!

    ISOLDE.

    (jọh auffahrend)
    Wer wagt mich zu hửhnen?

    (sie blickt verstửrt um sich)
    Brangọne, du?
    Sag wo sind wir?

    BRANGNE.

    (an der ệffnung)
    Blaue Streifen
    stiegen im Westen auf;
    sanft und schnell
    segelt das Schiff:
    auf ruhiger See vor Abend
    erreichen wir sicher das Land.

    ISOLDE.
    Welches Land?

    BRANGNE.
    Kornwalls grỹnen Strand.

    ISOLDE.
    Nimmermehr!
    Nicht heut noch morgen!

    BRANGNE.

    (lọòt den Vorhang zufallen
    und eilt bestỹrzt zu Isolde)
    Was hửr' ich? Herrin! Ha!

    ISOLDE.

    (wild vor sich hin)
    Entartet Geschlecht!
    Unwert der Ahnen!
    Wohin, Mutter,
    vergabst du die Macht,
    ỹber Meer und Sturm zu gebieten?
    O zahme Kunst
    der Zauberin,
    die nur Balsamtrọnke noch braut!
    Erwache mir wieder,
    kỹhne Gewalt;
    herauf aus dem Busen,
    wo du dich bargst!
    Hửrt meinen Willen,
    zagende Winde!
    Heran zu Kampf
    und Wettergetửs'!
    Zu tobender Stỹrme
    wỹtendem Wirbel!
    Treibt aus dem Schlaf
    dies trọumende Meer,
    weckt aus dem Grund
    seine grollende Gier!
    Zeigt ihm die Beute,
    die ich ihm biete!
    Zerschlag es dies trotzige Schiff,
    des zerschellten Trỹmmer verschling's!
    Und was auf ihm lebt,
    den wehenden Atem,
    den laò ich euch Winden zum Lohn!

    BRANGNE.

    (im ọuòersten Schreck,
    um Isolde sich bemỹhend)
    O weh!
    Ach! Ach
    des ĩbels, das ich geahnt!
    Isolde! Herrin!
    Teures Herz!
    Was bargst du mir so lang?
    Nicht eine Trọne
    weintest du Vater und Mutter;
    kaum einen Gruò
    den Bleibenden botest du.
    Von der Heimat scheidend
    kalt und stumm,
    bleich und schweigend
    auf der Fahrt;
    ohne Nahrung,
    ohne Schlaf;
    starr und elend,
    wild verstửrt:
    wie ertrug ich,
    so dich sehend,
    nichts dir mehr zu sein,
    fremd vor dir zu stehn?
    Oh, nun melde,
    was dich mỹht?
    Sage, kỹnde,
    was dich quọlt?
    Herrin Isolde,
    trauteste Holde,
    soll sie wert sich dir wọhnen,
    vertraue nun Brangọnen!

    ISOLDE.
    Luft! Luft!
    Mir erstickt das Herz!
    ệffne! ệffne dort weit!


    (Brangọne zieht eilig die Vorhọnge
    in der Mitte auseinander.)




    2. Szene Szene 1, 2, 3, 4 , 5 1. Aufzug



    (Man blickt dem Schiff entlang bis zum Steuerbord,
    ỹber den Bord hinaus auf das Meer und den Horizont.
    Um den Hauptmast in der Mitte ist Seevolk,
    mit Tauen beschọftigt, gelagert;
    ỹber sie hinaus gewahrt man am Steuerbord Ritter und Knappen,
    ebenfalls gelagert; von ihnen etwas entfernt Tristan,
    mit verschrọnkten Armen stehend und sinnend in das Meer blickend;
    zu Fỹssligen ihm, nachlọssig gelagert, Kurwenal.)




    STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS.

    (vom Mast her, aus der Hửhe)
    Frisch weht der Wind
    der Heimat zu:
    mein irisch Kind,
    wo weilest du?
    Sind's deiner Seufzer Wehen,
    die mir die Segel blọhen?
    Wehe, wehe, du Wind!
    Weh, ach wehe, mein Kind!

    ISOLDE.

    (deren Blick sogleich Tristan fand
    und starr auf ihn geheftet blieb, dumpf fỹr sich)
    Mir erkoren,
    mir verloren,
    hehr und heil,
    kỹhn und feig!
    Todgeweihtes Haupt!
    Todgeweihtes Herz!

    (Zu Brangọne, unheimlich lachend.)
    Was họltst du von dem Knechte?

    BRANGNE.

    (ihrem Blicke folgend)
    Wen meinst du?

    ISOLDE.
    Dort den Helden,
    der meinem Blick
    den seinen birgt,
    in Scham und Scheue
    abwọrts schaut.
    Sag, wie dỹnkt er dich?

    BRANGNE.
    Frọgst du nach Tristan,
    teure Frau,
    dem Wunder aller Reiche,
    dem hochgepriesnen Mann,
    dem Helden ohne Gleiche,
    des Ruhmes Hort und Bann?

    ISOLDE.

    (sie verhửhnend)
    Der zagend vor dem Streiche
    sich flỹchtet, wo er kann,
    weil eine Braut er als Leiche
    fỹr seinen Herrn gewann!
    Dỹnkt es dich dunkel,
    mein Gedicht?
    Frag ihn denn selbst,
    den freien Mann,
    ob mir zu nahn er wagt?
    Der Ehren Gruò
    und zỹcht'ge Acht
    vergiòt der Herrin
    der zage Held,
    daò ihr Blick ihn nur nicht erreiche,
    den Helden ohne Gleiche!
    Oh, er weiò
    wohl, warum!
    Zu dem Stolzen geh,
    meld ihm der Herrin Wort:
    Meinem Dienst bereit,
    schleunig soll er mir nahn.

    BRANGNE.
    Soll ich ihn bitten,
    dich zu grỹòen?

    ISOLDE.
    Befehlen lieò
    dem Eigenholde
    Furcht der Herrin
    ich, Isolde!


    (Auf Isoldes gebieterischen Wink entfernt sich Brangọne
    und schreitet verschọmt dem Deck entlang dem Steuerbord zu,
    an den arbeitenden Seeleuten vorbei. Isolde,
    mit starrem Blicke ihr folgend,
    zieht sich rỹcklings nach dem Ruhebett zurỹck,
    wo sie sitzend wọhrend des Folgenden bleibt,
    das Auge unabgewandt nach dem Steuerbord gerichtet.)

    KURWENAL.

    (der Brangọne kommen sieht, zupft,
    ohne sich zu erheben, Tristan am Gewande)
    Hab acht, Tristan!
    Botschaft von Isolde.

    TRISTAN.

    (auffahrend)
    Was ist? Isolde?

    (Er faòt sich schnell, als Brangọne vor ihm
    anlangt und sich verneigt.)
    Von meiner Herrin?
    Ihr gehorsam
    was zu hửren
    meldet hửfisch
    mir die traute Magd?

    BRANGNE.
    Mein Herre Tristan,
    Euch zu sehen
    wỹnscht Isolde,
    meine Frau.

    TRISTAN.
    Grọmt sie die lange Fahrt,
    die geht zu End';
    eh noch die Sonne sinkt,
    sind wir am Land.
    Was meine Frau mir befehle,
    treulich sei's erfỹllt.

    BRANGNE.
    So mửg' Herr Tristan
    zu ihr gehn:
    das ist der Herrin Will'.

    TRISTAN.
    Wo dort die grỹnen Fluren
    dem Blick noch blau sich fọrben,
    harrt mein Kửnig
    meiner Frau:
    zu ihm sie zu geleiten,
    bald nah' ich mich der Lichten;
    keinem gửnnt' ich
    diese Gunst.

    BRANGNE.
    Mein Herre Tristan,
    hửre wohl:
    deine Dienste
    will die Frau,
    daò du zur Stell' ihr nahtest
    dort, wo sie deiner harrt.

    TRISTAN.
    Auf jeder Stelle,
    wo ich steh',
    getreulich dien ich ihr,
    der Frauen hửchster Ehr';
    lieò' ich das Steuer
    jetzt zur Stund',
    wie lenkt' ich sicher den Kiel
    zu Kửnig Markes Land?

    BRANGNE.
    Tristan, mein Herre,
    was hửhnst du mich?
    Dỹnkt dich nicht deutlich
    die tửr'ge Magd,
    hửr meiner Herrin Wort!
    So, hieò sie, sollt' ich sagen:
    Befehlen lieò'
    dem Eigenholde
    Furcht der Herrin
    sie, Isolde.

    KURWENAL.

    (aufspringend)
    Darf ich die Antwort sagen?

    TRISTAN.

    (ruhig)
    Was wohl erwidertest du?

    KURWENAL.
    Das sage sie
    der Frau Isold'!
    Wer Kornwalls Kron'
    und Englands Erb'
    an Irlands Maid vermacht,
    der kann der Magd
    nicht eigen sein,
    die selbst dem Ohm er schenkt.
    Ein Herr der Welt
    Tristan der Held!
    Ich ruf's: du sag's, und grollten
    mir tausend Frau Isolden!

    (Da Tristan durch Gebọrden ihm zu wehren sucht
    und Brangọne entrỹstet sich zum Weggehen wendet,
    singt Kurwenal der zửgernd sich Entfernenden
    mit hửchster Stọrke nach:)
    "Herr Morold zog
    zu Meere her,
    in Kornwall Zins zu haben;
    ein Eiland schwimmt
    auf ửdem Meer,
    da liegt er nun begraben!
    Sein Haupt doch họngt
    im Irenland,
    als Zins gezahlt
    von Engeland:
    Hei! Unser Held Tristan,
    wie der Zins zahlen kann!"


    (Kurwenal, von Tristan fortgescholten,
    ist in den Schiffsraum hinabgestiegen;
    Brangọne in Bestỹrzung zu Isolde zurỹckgekehrt,
    schlieòt hinter sich die Vorhọnge,
    wọhrend die ganze Mannschaft auòen sich hửren lọòt.)

    Alle Mọnner.
    Sein Haupt doch họngt
    im Irenland,
    als Zins gezahlt
    von Engeland:
    Hei! Unser Held Tristan,
    wie der Zins zahlen kann!





    3. Szene Szene 1, 2, 3, 4 , 5 1. Aufzug


    (Isolde und Brangọne allein,
    bei vollkommen wieder geschlossenen Vorhọngen.
    Isolde erhebt sich mit verzweiflungsvoller Wutgebọrde.
    Brangọne stỹrzt ihr zu Fỹòen.)



    BRANGNE.
    Weh, ach wehe!
    Dies zu dulden!

    ISOLDE.

    (dem furchtbarsten Ausbruche nahe,
    schnell sich zusammenraffend)
    Doch nun von Tristan!
    Genau will ich's vernehmen.

    BRANGNE.
    Ach, frage nicht!

    ISOLDE.
    Frei sag's ohne Furcht!

    BRANGNE.
    Mit hửf'schen Worten
    wich er aus.

    ISOLDE.
    Doch als du deutlich mahntest?

    BRANGNE.
    Da ich zur Stell'
    ihn zu dir rief:
    wo er auch steh',
    so sagte er,
    getreulich dien' er ihr,
    der Frauen hửchster Ehr';
    lieò' er das Steuer
    jetzt zur Stund',
    wie lenkt' er sicher den Kiel
    zu Kửnig Markes Land?

    ISOLDE.

    (schmerzlich bitter)
    "Wie lenkt' er sicher den Kiel
    zu Kửnig Markes Land?"

    (grell und heftig)
    Den Zins ihm auszuzahlen,
    den er aus Irland zog!

    BRANGNE.
    Auf deine eignen Worte,
    als ich ihm die entbot,
    lieò seinen Treuen Kurwenal

    ISOLDE.
    Den hab ich wohl vernommen,
    kein Wort, das mir entging.
    Erfuhrest du meine Schmach,
    nun hửre, was sie mir schuf.
    Wie lachend sie
    mir Lieder singen,
    wohl kửnnt' auch ich erwidern
    von einem Kahn,
    der klein und arm
    an Irlands Kỹste schwamm,
    darinnen krank
    ein siecher Mann
    elend im Sterben lag.
    Isoldes Kunst
    ward ihm bekannt;
    mit Heilsalben
    und Balsamsaft
    der Wunde, die ihn plagte,
    getreulich pflag sie da.
    Der "Tantris"
    mit sorgender List sich nannte,
    als Tristan
    Isold' ihn bald erkannte,
    da in des Mỹò'gen Schwerte
    eine Scharte sie gewahrte,
    darin genau
    sich fỹgt' ein Splitter,
    den einst im Haupt
    des Iren-Ritter,
    zum Hohn ihr heimgesandt,
    mit kund'ger Hand sie fand.
    Da schrie's mir auf
    aus tiefstem Grund!
    Mit dem hellen Schwert
    ich vor ihm stund,
    an ihm, dem ĩberfrechen,
    Herrn Morolds Tod zu rọchen.
    Von seinem Lager
    blickt' er her
    nicht auf das Schwert,
    nicht auf die Hand
    er sah mir in die Augen.
    Seines Elendes
    jammerte mich!
    Das Schwert ich lieò es fallen!
    Die Morold schlug, die Wunde,
    sie heilt' ich, daò er gesunde
    und heim nach Hause kehre,
    mit dem Blick mich nicht mehr beschwere!

    BRANGNE.
    O Wunder! Wo hatt' ich die Augen?
    Der Gast, den einst
    ich pflegen half?

    ISOLDE.
    Sein Lob hửrtest du eben:
    "Hei! Unser Held Tristan"
    der war jener traur'ge Mann.
    Er schwur mit tausend Eiden
    mir ew'gen Dank und Treue!
    Nun hửr, wie ein Held
    Eide họlt!
    Den als Tantris
    unerkannt ich entlassen,
    als Tristan
    kehrt' er kỹhn zurỹck;
    auf stolzem Schiff,
    von hohem Bord,
    Irlands Erbin
    begehrt' er zur Eh'
    fỹr Kornwalls mỹden Kửnig,
    fỹr Marke, seinen Ohm.
    Da Morold lebte,
    wer họtt' es gewagt
    uns je solche Schmach zu bieten?
    Fỹr der zinspflicht'gen
    Kornen Fỹrsten
    um Irlands Krone zu werben!
    Ach, wehe mir!
    Ich ja war's,
    die heimlich selbst
    die Schmach sich schuf!
    Das rọchende Schwert,
    statt es zu schwingen,
    machtlos lieò ich's fallen!
    Nun dien' ich dem Vasallen!

    BRANGNE.
    Da Friede, Sỹhn' und Freundschaft
    von allen ward beschworen,
    wir freuten uns all' des Tags;
    wie ahnte mir da,
    daò dir es Kummer schỹf'?

    ISOLDE.
    O blinde Augen,
    blửde Herzen!
    Zahmer Mut,
    verzagtes Schweigen!
    Wie anders prahlte
    Tristan aus,
    was ich verschlossen hielt!
    Die schweigend ihm
    das Leben gab,
    vor Feindes Rache
    ihn schweigend barg;
    was stumm ihr Schutz
    zum Heil ihm schuf
    mit ihr gab er es preis!
    Wie siegprangend
    heil und hehr,
    laut und hell
    wies er auf mich:
    "Das wọr ein Schatz,
    mein Herr und Ohm;
    wie dỹnkt Euch die zur Eh'?
    Die schmucke Irin
    hol' ich her;
    mit Steg' und Wegen
    wohlbekannt,
    ein Wink, ich flieg'
    nach Irenland:
    Isolde, die ist Euer!
    Mir lacht das Abenteuer!"
    Fluch dir, Verruchter!
    Fluch deinem Haupt!
    Rache! Tod!
    Tod uns beiden!

    BRANGNE.

    (mit ungestỹmer Zọrtlichkeit
    auf Isolde stỹrzend)
    O Sỹòe! Traute!
    Teure! Holde!
    Goldne Herrin!
    Lieb' Isolde!

    (Sie zieht Isolde allmọhlich
    nach dem Ruhebett.)
    Hửr mich! Komme!
    Setz dich her!
    Welcher Wahn,
    welch eitles Zỹrnen!
    Wie magst du dich betửren,
    nicht hell zu sehn noch hửren?
    Was je Herr Tristan
    dir verdankte,
    sag, konnt' er's hửher lohnen
    als mit der herrlichsten der Kronen?
    So dient' er treu
    dem edlen Ohm;
    dir gab er der Welt
    begehrlichsten Lohn:
    dem eignen Erbe,
    echt und edel,
    entsagt' er zu deinen Fỹòen,
    als Kửnigin dich zu grỹòen!

    (Isolde wendet sich ab.)
    Und warb er Marke
    dir zum Gemahl,
    wie wolltest du die Wahl doch schelten,
    muò er nicht wert dir gelten?
    Von edler Art
    und mildem Mut,
    wer gliche dem Mann
    an Macht und Glanz?
    Dem ein hehrster Held
    so treulich dient,
    wer mửchte sein Glỹck nicht teilen,
    als Gattin bei ihm weilen?

    ISOLDE.

    (starr vor sich hinblickend)
    Ungeminnt
    den hehrsten Mann
    stets mir nah zu sehen!
    Wie kửnnt' ich die Qual bestehen?

    BRANGNE.
    Was wọhnst du, Arge?
    Ungeminnt?

    (Sie nọhert sich schmeichelnd
    und kosend Isolde.)
    Wo lebte der Mann,
    der dich nicht liebte?
    Der Isolde sọh'
    und in Isolden
    selig nicht ganz verging'?
    Doch der dir erkoren,
    wọr' er so kalt,
    zửg' ihn von dir
    ein Zauber ab:
    den bửsen wỹòt' ich
    bald zu binden.
    Ihn bannte der Minne Macht.

    (mit geheimnisvoller Zutraulichkeit
    ganz zu Isolde)
    Kennst du der Mutter
    Kỹnste nicht?
    Wọhnst du, die alles
    klug erwọgt,
    ohne Rat in fremdes Land
    họtt' sie mit dir mich entsandt?

    ISOLDE.

    (dỹster)
    Der Mutter Rat
    gemahnt mich recht;
    willkommen preis' ich
    ihre Kunst:
    Rache fỹr den Verrat,
    Ruh' in der Not dem Herzen!
    Den Schrein dort bring mir her!

    BRANGNE.
    Er birgt, was Heil dir frommt.

    (Sie holt eine kleine goldne Truhe herbei,
    ửffnet sie und deutet auf ihren Inhalt.)
    So reihte sie die Mutter,
    die mọcht'gen Zaubertrọnke.
    Fỹr Weh und Wunden
    Balsam hier;
    fỹr bửse Gifte
    Gegengift.

    (Sie zieht ein Flọschen hervor)
    Den hehrsten Trank,
    ich halt' ihn hier.

    ISOLDE.
    Du irrst, ich kenn' ihn besser;
    ein starkes Zeichen
    schnitt ich ihm ein.

    (Sie ergreift ein Flọschen und zeigt es.)
    Der Trank ist's, der mir taugt!

    BRANGNE.

    (weicht entsetzt zurỹck)
    Der Todestrank!


    (Isolde hat sich vom Ruhebett erhoben
    und vernimmt mit wachsendem Schrecken
    den Ruf des Schiffvolks.)

    SCHIFFSVOLK

    (von auòen)
    Ho! He! Ha! He!
    Am Untermast
    die Segel ein!
    Ho! He! Ha! He!

    ISOLDE.
    Das deutet schnelle Fahrt.
    Weh mir! Nahe das Land!




    4. Szene Szene 1, 2, 3, 4 , 5 1. Aufzug

    (Durch die Vorhọnge tritt mit Ungestỹm Kurwenal herein.)



    KURWENAL.
    Auf! Auf! Ihr Frauen!
    Frisch und froh!
    Rasch gerỹstet!
    Fertig nun, hurtig und flink!

    (gemessener)
    Und Frau Isolden
    sollt' ich sagen
    von Held Tristan,
    meinem Herrn:
    Vom Mast der Freude Flagge,
    sie wehe lustig ins Land;
    in Markes Kửnigsschlosse
    mach' sie ihr Nahn bekannt.
    Drum Frau Isolde
    bọt' er eilen,
    fỹrs Land sich zu bereiten,
    daò er sie kửnnt' geleiten.

    ISOLDE.

    (nachdem sie zuerst bei der Meldung in Schauer
    zusammengefahren, gefaòt und mit Wỹrde)
    Herrn Tristan bringe
    meinen Gruò
    und meld ihm, was ich sage.
    Sollt' ich zur Seit' ihm gehen,
    vor Kửnig Marke zu stehen,
    nicht mửcht' es nach Zucht
    und Fug geschehn,
    empfing ich Sỹhne
    nicht zuvor
    fỹr ungesỹhnte Schuld.
    Drum such er meine Huld.

    (Kurwenal macht eine trotzige Gebọrde.
    Isolde fọhrt mit Steigerung fort.)
    Du merke wohl
    und meld es gut!
    Nicht woll' ich mich bereiten,
    ans Land ihn zu begleiten;
    nicht werd' ich zur Seit' ihm gehen,
    vor Kửnig Marke zu stehen;
    begehrte Vergessen
    und Vegeben
    nach Zucht und Fug
    er nicht zuvor
    fỹr ungebỹòte Schuld:
    die bửt' ihm meine Huld.

    KURWENAL.
    Sicher wiòt,
    das sag' ich ihm;
    nun harrt, wie er mich hửrt!


    (Er geht schnell zurỹck. Isolde eilt auf Brangọne zu
    und umarmt sie heftig.)

    ISOLDE.
    Nun leb wohl, Brangọne!
    Grỹò mir die Welt,
    grỹòe mir Vater und Mutter!

    BRANGNE.
    Was ist? Was sinnst du?
    Wolltest du fliehn?
    Wohin soll ich dir folgen?

    ISOLDE.

    (faòt sich schnell)
    Hửrtest du nicht?
    Hier bleib' ich,
    Tristan will ich erwarten.
    Getreu befolg,
    was ich befehl',
    den Sỹhnetrank
    rỹste schnell;
    du weiòt, den ich dir wies?


    (Sie entnimmt dem Schrein das Flọschen.)

    BRANGNE.
    Und welchen Trank?

    ISOLDE.
    Diesen Trank!
    In die goldne Schale
    gieò ihn aus;
    gefỹllt faòt sie ihn ganz.

    BRANGNE.

    (voll Grausen das Flọschen empfangend)
    Trau' ich dem Sinn?

    ISOLDE.
    Sei du mir treu!

    BRANGNE.
    Den Trank fỹr wen?

    ISOLDE.
    Wer mich betrog

    BRANGNE.
    Tristan?

    ISOLDE.
    trinke mir Sỹhne!

    BRANGNE.

    (zu Isoldes Fỹòen stỹrzend)
    Entsetzen! Schone mich Arme!

    ISOLDE.

    (sehr heftig)
    Schone du mich,
    untreue Magd!
    Kennst du der Mutter
    Kỹnste nicht?
    Wọhnst du, die alles
    klug erwọgt,
    ohne Rat in fremdes Land
    họtt' sie mit dir mich entsandt?
    Fỹr Weh und Wunden
    gab sie Balsam,
    fỹr bửse Gifte
    Gegengift.
    Fỹr tiefstes Weh,
    fỹr hửchstes Leid
    gab sie den Todestrank.
    Der Tod nun sag ihr Dank!

    BRANGNE.

    (kaum ihrer mọchtig)
    O tiefstes Weh!

    ISOLDE.
    Gehorchst du mir nun?

    BRANGNE.
    O hửchstes Leid!

    ISOLDE.
    Bist du mir treu?

    BRANGNE.
    Der Trank?

    KURWENAL.

    (eintretend)
    Herr Tristan!


    (Brangọne erhebt sich erschrocken und verwirrt.
    Isolde sucht mit furchtbarer Anstrengung sich zu fassen.)

    ISOLDE.

    (zu Kurwenal)
    Herr Tristan trete nah!




    5. Szene Szene 1, 2, 3, 4 , 5 1. Aufzug

    (Kurwenal geht wieder zurỹck. Brangọne,
    kaum ihrer mọchtig, wendet sich in den Hintergrund.
    Isolde, ihr ganzes Gefỹhl zur Entscheidung zusammenfassend,
    schreitet langsam, mit groòer Haltung, dem Ruhebett zu,
    auf dessen Kopfende sich stỹtzend sie den Blick fest dem Eingange zuwendet.
    Tristan tritt ein und bleibt ehrerbietig am Eingange stehen.
    Isolde ist mit furchtbarer Aufregung in seinen Anblick versunken.
    Langes Schweigen.)



    TRISTAN.
    Begehrt, Herrin,
    was Ihr wỹnscht.

    ISOLDE.
    Wỹòtest du nicht,
    was ich begehre,
    da doch die Furcht,
    mir's zu erfỹllen,
    fern meinem Blick dich hielt?

    TRISTAN.
    Ehrfurcht
    hielt mich in Acht.

    ISOLDE.
    Der Ehre wenig
    botest du mir;
    mit off'nem Hohn
    verwehrtest du
    Gehorsam meinem Gebot.

    TRISTAN.
    Gehorsam einzig
    hielt mich in Bann.

    ISOLDE.
    So dankt' ich Geringes
    deinem Herrn,
    riet dir sein Dienst
    Unsitte
    gegen sein eigen Gemahl?

    TRISTAN.
    Sitte lehrt,
    wo ich gelebt:
    zur Brautfahrt
    der Brautwerber
    meide fern die Braut.

    ISOLDE.
    Aus welcher Sorg'?

    TRISTAN.
    Fragt die Sitte!

    ISOLDE.
    Da du so sittsam,
    mein Herr Tristan,
    auch einer Sitte
    sei nun gemahnt:
    den Feind dir zu sỹhnen,
    soll er als Freund dich rỹhmen.

    TRISTAN.
    Und welchen Feind?

    ISOLDE.
    Frag deine Furcht!
    Blutschuld
    schwebt zwischen uns.

    TRISTAN.
    Die ward gesỹhnt.

    ISOLDE.
    Nicht zwischen uns!

    TRISTAN.
    Im offnen Feld
    vor allem Volk
    ward Urfehde geschworen.

    ISOLDE.
    Nicht da war's,
    wo ich Tantris barg,
    wo Tristan mir verfiel.
    Da stand er herrlich,
    hehr und heil;
    doch was er schwur,
    das schwurt ich nicht:
    zu schweigen hatt' ich gelernt.
    Da in stiller Kammer
    krank er lag,
    mit dem Schwerte stumm
    ich vor ihm stund:
    schwieg da mein Mund,
    bannt' ich meine Hand
    doch was einst mit Hand
    und Mund ich gelobt,
    das schwur ich schweigend zu halten.
    Nun will ich des Eides walten.

    TRISTAN.
    Was schwurt Ihr, Frau?

    ISOLDE.
    Rache fỹr Morold!

    TRISTAN.
    Mỹht Euch die?

    ISOLDE.
    Wagst du zu hửhnen?
    Angelobt war er mir,
    der hehre Irenheld;
    seine Waffen hatt' ich geweiht;
    fỹr mich zog er zum Streit.
    Da er gefallen,
    fiel meine Ehr':
    in des Herzens Schwere
    schwur ich den Eid,
    wỹrd' ein Mann den Mord nicht sỹhnen,
    wollt' ich Magd mich des erkỹhnen.
    Siech und matt
    in meiner Macht,
    warum ich dich da nicht schlug?
    Das sag dir selbst mit leichtem Fug.
    Ich pflag des Wunden,
    daò den Heilgesunden
    rọchend schlỹge der Mann,
    der Isolde ihm abgewann.
    Dein Los nun selber
    magst du dir sagen!
    Da die Mọnner sich all ihm vertragen,
    wer muò nun Tristan schlagen?

    TRISTAN.

    (bleich und dỹster)
    War Morold dir so wert,
    nun wieder nimm das Schwert
    und fỹhr es sicher und fest,
    daò du nicht dir's entfallen lọòt!


    (Er reicht ihr sein Schwert dar)

    ISOLDE.
    Wie sorgt' ich schlecht
    um deinen Herren;
    was wỹrde Kửnig Marke sagen,
    erschlỹg' ich ihm
    den besten Knecht,
    der Kron' und Land ihm gewann,
    den allertreusten Mann?
    Dỹnkt dich so wenig,
    was er dir dankt,
    bringst du die Irin
    ihm als Braut,
    daò er nicht schửlte,
    schlỹg' ich den Werber,
    der Urfehde-Pfand
    so treu ihm liefert zur Hand?
    Wahre dein Schwert!
    Da einst ich's schwang,
    als mir die Rache
    im Busen rang,
    als dein messender Blick
    mein Bild sich stahl,
    ob ich Herrn Marke
    taug' als Gemahl:
    Das Schwert da lieò ich's sinken.
    Nun laò uns Sỹhne trinken!


    (Sie winkt Brangọne.
    Diese schaudert zusammen, schwankt
    und zửgert in ihrer Bewegung.
    Isolde treibt sie mit gesteigerter Gebọrde an.
    Brangọne lọòt sich zur Bereitung des Trankes an.)

    SCHIFFSVOLK

    (von auòen)
    Ho! He! Ha! He!
    Am Obermast
    die Segel ein!
    Ho! He! Ha! He!

    TRISTAN.

    (aus dỹsterem Brỹten auffahrend)
    Wo sind wir?

    ISOLDE.
    Hart am Ziel!
    Tristan, gewinn' ich die Sỹhne?
    Was hast du mir zu sagen?

    TRISTAN.

    (finster)
    Des Schweigens Herrin
    heiòt mich schweigen:
    fass' ich, was sie verschwieg,
    verschweig' ich, was sie nicht faòt.

    ISOLDE.
    Dein Schweigen faò ich,
    weichst du mir aus.
    Weigerst du die Sỹhne mir?

    SCHIFFSVOLK.

    (von auòen)
    Ho! He! Ha! He!


    (Auf Isoldes ungeduldigen Wink reicht Brangọne
    ihr die gefỹllte Trinkschale.)

    ISOLDE.

    (mit dem Becher zu Tristan tretend,
    der ihr starr in die Augen blickt)
    Du hửrst den Ruf?
    Wir sind am Ziel.
    In kurzer Frist
    stehn wir

    (mit leisem Hohne)
    vor Kửnig Marke.
    Geleitest du mich,
    dỹnkt's dich nicht lieb,
    darfst du so ihm sagen:
    "Mein Herr und Ohm,
    sieh die dir an:
    ein sanftres Weib
    gewọnnst du nie.
    Ihren Angelobten
    erschlug ich ihr einst,
    sein Haupt sandt' ich ihr heim;
    die Wunde, die
    seine Wehr mir schuf,
    die hat sie hold geheilt.
    Mein Leben lag
    in ihrer Macht:
    das schenkte mir
    die holde Magd
    und ihres Landes
    Schand' und Schmach
    die gab sie mit darein,
    dein Ehgemahl zu sein.
    So guter Gaben
    holden Dank
    schuf mir ein sỹòer
    Sỹhnetrank;
    den bot mir ihre Huld,
    zu sỹhnen alle Schuld."

    SCHIFFSVOLK.

    (auòen)
    Auf das Tau!
    Anker los!

    TRISTAN.

    (wild auffahrend)
    Los den Anker!
    Das Steuer dem Strom!
    Den Winden Segel und Mast!

    (Er entreiòt ihr die Trinkschale.)
    Wohl kenn' ich Irlands
    Kửnigin
    und ihrer Kỹnste
    Wunderkraft.
    Den Balsam nỹtzt' ich,
    den sie bot:
    den Becher nehm ich nun,
    daò ganz ich heut genese.
    Und achte auch
    des Sỹhneeids,
    den ich zum Dank dir sage!
    Tristans Ehre
    hửchste Treu'!
    Tristans Elend
    kỹhnster Trotz!
    Trug des Herzens!
    Traum der Ahnung!
    Ew'ger Trauer
    einz'ger Trost:
    Vergessens gỹt'ger Trank,
    dich trink' ich sonder Wank!


    (Er setzt an und trinkt.)

    ISOLDE.
    Betrug auch hier?
    Mein die Họlfte!

    (Sie entwindet ihm den Becher.)
    Verrọter! Ich trink' sie dir!


    (Sie trinkt. Dann wirft sie die Schale fort.
    Beide, von Schauder erfaòt, blicken sich mit hửchster Aufregung,
    doch mit starrer Haltung, unverwandt in die Augen,
    in deren Ausdruck der Todestrotz bald der Liebesglut weicht.
    Zittern ergreift sie. Sie fassen sich krampfhaft an das Herz
    und fỹhren die Hand wieder an die Stirn.
    Dann suchen sie sich wieder mit dem Blick,
    senken ihn verwirrt und heften ihn wieder
    mit steigender Sehnsucht aufeinander.)

    ISOLDE.

    (mit bebender Stimme)
    Tristan!

    TRISTAN.

    (ỹberstrửmend)
    Isolde!

    ISOLDE.

    (an seine Brust sinkend)
    Treuloser Holder!

    TRISTAN.

    (mit Glut sie umfassend)
    Seligste Frau!


    (Sie verbleiben in stummer Umarmung.
    Aus der Ferne vernimmt man Trompeten.)

    RUF DER MNNER.

    (von auòen auf dem Schiffe)
    Heil! Kửnig Marke Heil!

    BRANGNE.

    (die, mit abgewandtem Gesicht,
    voll Verwirrung und Schauder sich
    ỹber den Bord gelehnt hatte,
    wendet sich jetzt dem Anblick
    des in Liebesumarmung versunkenen Paares zu
    und stỹrzt họnderingend voll Verzweiflung
    in den Vordergrund)
    Wehe! Weh!
    Unabwendbar
    ew'ge Not
    fỹr kurzen Tod!
    Tửr'ger Treue
    trugvolles Werk
    blỹht nun jammernd empor!


    (Tristan und Isolde fahren aus der Umarmung auf.)

    TRISTAN.

    (verwirrt)
    Was trọumte mir
    von Tristans Ehre?

    ISOLDE.
    Was trọumte mir
    von Isoldes Schmach?

    TRISTAN.
    Du mir verloren?

    ISOLDE.
    Du mich verstoòen?

    TRISTAN.
    Trỹgenden Zaubers
    tỹckische List!

    ISOLDE.
    Tửrigen Zỹrnens
    eitles Drọun!

    TRISTAN.
    Isolde!

    ISOLDE.
    Tristan!

    TRISTAN.
    Sỹòeste Maid!

    ISOLDE.
    Trautester Mann!

    BAIDE.
    Wie sich die Herzen
    wogend erheben!
    Wie alle Sinne
    wonnig erbeben!
    Sehnender Minne
    schwellendes Blỹhen,
    schmachtender Liebe
    seliges Glỹhen!
    Jach in der Brust
    jauchzende Lust!

    TRISTAN.
    Isolde!
    Isolde mir gewonnen!

    ISOLDE.
    Tristan!
    Welten-entronnen,
    du mir gewonnen!

    BAIDE.
    Du mir einzig bewuòt,
    hửchste Liebeslust!


    (Die Vorhọnge werden weit auseinandergerissen;
    das ganze Schiff ist mit Rittern und Schiffsvolk bedeckt,
    die jubelnd ỹber Bord winken, dem Ufer zu,
    das man, mit einer hohen Felsenburg gekrửnt, nahe erblickt.
    Tristan und Isolde bleiben, in ihrem gegenseitingen Anblick verloren,
    ohne Wahrnehmung des um sie Vorgehenden.)

    BRANGNE.

    (zu den Frauen, die auf ihren Wink
    aus dem Schiffsraum heraufsteigen)
    Schnell, den Mantel,
    den Kửnigsschmuck!

    (Zwischen Tristan und Isolde stỹrzend)
    Unsel'ge! Auf!
    Hửrt, wo wir sind!

    (Sie legt Isolde, die es nicht gewahrt,
    den Kửnigsmantel an.)

    ALLE MNNER.
    Heil! Heil! Heil!
    Kửnig Marke Heil!
    Heil dem Kửnig!

    KURWENAL.

    (lebhaft herantretend)
    Heil Tristan,
    glỹcklicher Held!
    Mit reichem Hofgesinde
    dort auf Nachen
    naht Herr Marke.
    Hei, wie die Fahrt ihn freut,
    daò er die Braut sich freit!

    TRISTAN.

    (in Verwirrung aufblickend)
    Wer naht?

    KURWENAL.
    Der Kửnig!

    TRISTAN.
    Welcher Kửnig?


    (Kurwenal deutet ỹber Bord.)

    ALLE MNNER.

    (die Hỹte schwenkend)
    Heil! Kửnig Marke Heil!


    (Tristan starrt wie sinnlos nach dem Lande.)

    ISOLDE.

    (in Verwirrung)
    Was ist, Brangọne?
    Welcher Ruf?

    BRANGNE.
    Isolde! Herrin!
    Fassung nur heut!

    ISOLDE.
    Wo bin ich? Leb' ich?
    Ha! Welcher Trank?

    BRANGNE.

    (verzweiflungsvoll)
    Der Liebestrank.

    ISOLDE.

    (starrt entsetzt auf Tristan)
    Tristan!

    TRISTAN.
    Isolde!

    ISOLDE.
    Muò ich leben?


    (Sie stỹrzt ohnmọchtig an seine Brust.)

    BRANGNE.

    (zu den Frauen)
    Helft der Herrin!

    TRISTAN.
    O Wonne voller Tỹcke!
    O truggeweihtes Glỹcke!

    ALLE MNNER.

    (Ausbruch allgemeinen Jauchzens)
    Heil dem Kửnig!
    Kornwall Heil!


    (Trompeten vom Lande her)

    (Leute sind ỹber Bord gestiegen,
    andere haben eine Brỹcke ausgelegt,
    und die Haltung aller deutet
    auf die soeben bevorstehende Ankunft der Erwarteten,
    als der Vorhang schnell fọllt.)



    2. Aufzug


    Einleitung

    Park vor Isoldes Gemach
    in der kửniglichen Burg Markes in Kornwall.

    Garten mit hohen Bọumen vor dem Gemach Isoldes,
    zu welchem, seitwọrts gelegen, Stufen hinauffỹhren.
    Helle, anmutige Sommernacht.
    An der geửffneten Tỹre ist eine brennende Fackel aufgesteckt.

    (Jagdgetửn. Brangọne, auf den Stufen am Gemach,
    spọht dem immer entfernter vernehmbaren Jagdtrosse nach.
    Sie blickt ọngstlich in das Gemach zurỹck,
    darin sie Isolde nahen sieht.
    Zu ihr tritt aus dem Gemach, feurig bewegt, Isolde.)




    1. Szene Szene 1, 2, 3 2. Aufzug

    ISOLDE.
    Hửrst du sie noch?
    Mir schwand schon fern der Klang.

    BRANGNE.

    (lauschend)
    Noch sind sie nah;
    deutlich tửnt's daher.

    ISOLDE.

    (lauschend)
    Sorgende Furcht
    beirrt dein Ohr.
    Dich tọuscht des Laubes
    sọuselnd Getửn,
    das lachend schỹttelt der Wind.

    BRANGNE.
    Dich tọuscht des Wunsches
    Ungestỹm,
    zu vernehmen, was du wọhnst.

    (Sie lauscht.)
    Ich hửre der Hửrner Schall.

    ISOLDE.

    (wieder lauschend)
    Nicht Hửrnerschall
    tửnt so hold,
    des Quelles sanft
    rieselnde Welle
    rauscht so wonnig daher.
    Wie hửrt' ich sie,
    tosten noch Hửrner?
    Im Schweigen der Nacht
    nur lacht mir der Quell.
    Der meiner harrt
    in schweigender Nacht,
    als ob Hửrner noch nah dir schallten,
    willst du ihn fern mir halten?

    BRANGNE.
    Der deiner harrt
    o hửr mein Warnen!
    des harren Spọher zur Nacht.
    Weil du erblindet,
    wọhnst du den Blick
    der Welt erblửdet fỹr euch?
    Da dort an Schiffes Bord
    von Tristans bebender Hand
    die bleiche Braut,
    kaum ihrer mọchtig,
    Kửnig Marke empfing,
    als alles verwirrt
    auf die Wankende sah,
    der gỹt'ge Kửnig,
    mild besorgt,
    die Mỹhen der langen Fahrt,
    die du littest, laut beklagt':
    ein einz'ger war's,
    ich achtet' es wohl,
    der nur Tristan faòt' ins Auge.
    Mit bửslicher List,
    lauerndem Blick
    sucht er in seiner Miene
    zu finden, was ihm diene.
    Tỹckisch lauschend
    treff' ich ihn oft:
    der heimlich euch umgarnt,
    vor Melot seid gewarnt!

    ISOLDE.
    Meinst du Herrn Melot?
    Oh, wie du dich trỹgst!
    Ist er nicht Tristans
    treuester Freund?
    Muò mein Trauter mich meiden,
    dann weilt er bei Melot allein.

    BRANGNE.
    Was mir ihn verdọchtig,
    macht dir ihn teuer!
    Von Tristan zu Marke
    ist Melots Weg;
    dort sọt er ỹble Saat.
    Die heut im Rat
    dies nọchtliche Jagen
    so eilig schnell beschlossen,
    einem edlern Wild,
    als dein Wọhnen meint,
    gilt ihre Jọgerslist.

    ISOLDE.
    Dem Freund zulieb'
    erfand diese List
    aus Mitleid
    Melot, der Freund.
    Nun willst du den Treuen schelten?
    Besser als du
    sorgt er fỹr mich;
    ihm ửffnet er,
    was mir du sperrst.
    O spar mir des Zửgerns Not!
    Das Zeichen, Brangọne!
    O gib das Zeichen!
    Lửsche des Lichtes
    letzten Schein!
    Daò ganz sie sich neige,
    winke der Nacht.
    Schon goò sie ihr Schweigen
    durch Hain und Haus,
    schon fỹllt sie das Herz
    mit wonnigem Graus.
    O lửsche das Licht nun aus,
    lửsche den scheuchenden Schein!
    Laò meinen Liebsten ein!

    BRANGNE.
    O laò die warnende Zỹnde,
    laò die Gefahr sie dir zeigen!
    O wehe! Wehe!
    Ach, mir Armen!
    Des unseligen Trankes!
    Daò ich untreu
    einmal nur
    der Herrin Willen trog!
    Gehorcht' ich taub und blind,
    dein Werk
    war dann der Tod.
    Doch deine Schmach,
    deine schmọhlichste Not
    mein Werk,
    muò ich Schuld'ge es wissen?

    ISOLDE.
    Dein Werk?
    O tửr'ge Magd!
    Frau Minne kenntest du nicht?
    Nicht ihres Zaubers Macht?
    Des kỹhnsten Mutes
    Kửnigin?
    Des Weltenwerdens
    Wọlterin?
    Leben und Tod
    sind untertan ihr,
    die sie webt aus Lust und Leid,
    in Liebe wandelnd den Neid.
    Des Todes Werk,
    nahm ich's vermessen zur Hand,
    Frau Minne hat es
    meiner Macht entwandt.
    Die Todgeweihte
    nahm sie in Pfand,
    faòte das Werk
    in ihre Hand.
    Wie sie es wendet,
    wie sie es endet,
    was sie mir kỹre,
    wohin mich fỹhre,
    ihr ward ich zu eigen:
    num laò mich Gehorsam zeigen!

    BRANGNE.
    Und muòte der Minne
    tỹckischer Trank
    des Sinnes Licht dir verlửschen,
    darfst du nicht sehen,
    wenn ich dich warne:
    nur heute hửr,
    o hửr mein Flehen!
    Der Gefahr leuchtendes Licht,
    nur heute, heut
    die Fackel dort lửsche nicht!

    ISOLDE.
    Die im Busen mir
    die Glut entfacht,
    die mir das Herze
    brennen macht,
    die mir als Tag
    der Seele lacht,
    Frau Minne will:
    es werde Nacht,
    daò hell sie dorten leuchte,

    (sie eilt auf die Fackel zu)
    wo sie dein Licht verscheuchte.

    (Sie nimmt die Fackel von der Tỹr.)
    Zur Warte du:
    dort wache treu!
    Die Leuchte,
    und wọr's meines Lebens Licht
    lachend
    sie zu lửschen zag' ich nicht!


    (Sie wirft die Fackel zur Erde, wo sie allmọhlich verlischt.)

    (Brangọne wendet sich bestỹrzt ab,
    um auf einer ọuòeren Treppe die Zinne zu ersteigen,
    wo sie langsam verschwindet.)


    (Isolde lauscht und spọht, zunọchst schỹchtern, in einen Baumgang.
    Von wachsendem Verlangen bewegt, schreitet sie dem Baumgang nọher
    und spọht zuversichtlicher.
    Sie winkt mit einem Tuche, erst seltener, dann họufiger,
    und endlich, in leidenschaftlicher Ungeduld, immer schneller.
    Eine Gebọrde des plửtzlichen Entzỹckens sagt,
    daò sie den Freund in der Ferne gewahr geworden.
    Sie streckt sich hửher und hửher, und,
    um besser den Raum zu ỹbersehen,
    eilt sie zur Treppe zurỹck,
    von deren oberster Stufe aus sie dem Herannahenden zuwinkt.
    Dann springt sie ihm entgegen.)




    2. Szene Szene 1, 2, 3 2. Aufzug

    TRISTAN.

    (stỹrzt herein)
    Isolde! Geliebte!

    ISOLDE.
    Tristan! Geliebter!

    (Stỹrmische Umarmungen beider,
    unter denen sie in den Vordergrund gelangen.)
    Bist du mein?

    TRISTAN.
    Hab' ich dich wieder?

    ISOLDE.
    Darf ich dich fassen?

    TRISTAN.
    Kann ich mir trauen?

    ISOLDE.
    Endlich! Endlich!

    TRISTAN.
    An meiner Brust!

    ISOLDE.
    Fỹhl' ich dich wirklich?

    TRISTAN.
    Seh' ich dich selber?

    ISOLDE.
    Dies deine Augen?

    TRISTAN.
    Dies dein Mund?

    ISOLDE.
    Hier deine Hand?

    TRISTAN.
    Hier dein Herz?

    ISOLDE.
    Bin ich's? Bist du's?
    Halt' ich dich fest?

    TRISTAN.
    Bin ich's? Bist du's?
    Ist es kein Trug?

    BAIDE.
    Ist es kein Traum?
    O Wonne der Seele,
    o sỹòe, hehrste,
    kỹhnste, schửnste,
    seligste Lust!

    TRISTAN.
    Ohne Gleiche!

    ISOLDE.
    ĩberreiche!

    TRISTAN.
    ĩberselig!

    ISOLDE.
    Ewig!

    TRISTAN.
    Ewig!

    ISOLDE.
    Ungeahnte,
    nie gekannte!

    TRISTAN.
    ĩberschwenglich
    hoch erhabne!

    ISOLDE.
    Freudejauchzen!

    TRISTAN.
    Lustentzỹcken!

    BAIDE.
    Himmelhửchstes
    Weltentrỹcken!

    ISOLDE.
    Mein! Tristan mein!

    TRISTAN.
    Mein! Isolde mein!

    BAIDE.
    Mein und dein!
    Ewig, ewig ein!

    ISOLDE.
    Wie lange fern!
    Wie fern so lang!

    TRISTAN.
    Wie weit so nah!
    So nah wie weit!

    ISOLDE.
    O Freundesfeindin,
    bửse Ferne!
    Trọger Zeiten
    zửgernde Lọnge!

    TRISTAN.
    O Weit' und Nọhe,
    hart entzweite!
    Holde Nọhe!
    ệde Weite!

    ISOLDE.
    Im Dunkel du,
    im Lichte ich!

    TRISTAN.
    Das Licht! Das Licht!
    O dieses Licht,
    wie lang verlosch es nicht!
    Die Sonne sank,
    der Tag verging,
    doch seinen Neid
    erstickt' er nicht:
    sein scheuchend Zeichen
    zỹndet er an
    und steckt's an der Liebsten Tỹre,
    daò nicht ich zu ihr fỹhre.

    ISOLDE.
    Doch der Liebsten Hand
    lửschte das Licht;
    wes die Magd sich wehrte,
    scheut' ich mich nicht:
    in Frau Minnes Macht und Schutz
    bot ich dem Tage Trutz!

    TRISTAN.
    Dem Tage! Dem Tage!
    Dem tỹckischen Tage,
    dem họrtesten Feinde
    Haò und Klage!
    Wie du das Licht,
    o kửnnt' ich die Leuchte,
    der Liebe Leiden zu rọchen,
    dem frechen Tage verlửschen!
    Gibt's eine Not,
    gibt's eine Pein,
    die er nicht weckt
    mit seinem Schein?
    Selbst in der Nacht
    dọmmernder Pracht
    hegt ihn Liebchen am Haus,
    streckt mir drohend ihn aus!

    ISOLDE.
    Hegt ihn die Liebste
    am eignen Haus,
    im eignen Herzen
    hell und kraus,
    hegt' ihn trotzig
    einst mein Trauter:
    Tristan der mich betrog!
    War's nicht der Tag,
    der aus ihm log,
    als er nach Irland
    werbend zog,
    fỹr Marke mich zu frein,
    dem Tod die Treue zu weihn?

    TRISTAN.
    Der Tag! Der Tag,
    der dich umgliò,
    dahin, wo sie
    der Sonne glich,
    in hửchster Ehren
    Glanz und Licht
    Isolde mir entrỹckt'!
    Was mir das Auge
    so entzỹckt',
    mein Herze tief
    zur Erde drỹckt':
    in lichten Tages Schein
    wie war Isolde mein?

    ISOLDE.
    War sie nicht dein,
    die dich erkor?
    Was log der bửse
    Tag dir vor,
    daò, die fỹr dich beschieden,
    die Traute du verrietest?

    TRISTAN.
    Was dich umgliò
    mit hehrster Pracht,
    der Ehre Glanz,
    des Ruhmes Macht,
    an sie mein Herz zu hangen,
    hielt mich der Wahn gefangen.
    Die mit des Schimmers
    hellstem Schein
    mir Haupt und Scheitel
    licht beschien,
    der Welten-Ehren
    Tagessonne,
    mit ihrer Strahlen
    eitler Wonne,
    durch Haupt und Scheitel
    drang mir ein
    bis in des Herzens
    tiefsten Schrein.
    Was dort in keuscher Nacht
    dunkel verschlossen wacht',
    was ohne Wiss' und Wahn
    ich dọmmernd dort empfahn:
    ein Bild, das meine Augen
    zu schau'n sich nicht getrauten,
    von des Tages Schein betroffen
    lag mir's da schimmernd offen.
    Was mir so rỹhmlich
    schien und hehr,
    das rỹhmt' ich hell
    vor allem Heer;
    vor allem Volke
    pries ich laut
    der Erde schửnste
    Kửnigsbraut.
    Dem Neid, den mir
    der Tag erweckt';
    dem Eifer, den
    mein Glỹcke schreckt';
    der Miògunst, die mir Ehren
    und Ruhm begann zu schweren:
    denen bot ich Trotz,
    und treu beschloò,
    um Ehr' und Ruhm zu wahren,
    nach Irland ich zu fahren.

    ISOLDE.
    O eitler Tagesknecht!
    Getọuscht von ihm,
    der dich getọuscht,
    wie muòt' ich liebend
    um dich leiden,
    den, in des Tages
    falschem Prangen,
    von seines Gleiòens
    Trug befangen,
    dort wo ihn Liebe
    heiò umfaòte,
    im tiefsten Herzen
    hell ich haòte.
    Ach, in des Herzens Grunde
    wie schmerzte tief die Wunde!
    Den dort ich heimlich barg,
    wie dỹnkt' er mich so arg,
    wenn in des Tages Scheine
    der treu gehegte Eine
    der Liebe Blicken schwand,
    als Feind nur vor mir stand!
    Das als Verrọter
    dich mir wies,
    dem Licht des Tages
    wollt' ich entfliehn,
    dorthin in die Nacht
    dich mit mir ziehn,
    wo der Tọuschung Ende
    mein Herz mir verhieò;
    wo des Trugs geahnter
    Wahn zerrinne;
    dort dir zu trinken
    ew'ge Minne,
    mit mir dich im Verein
    wollt' ich dem Tode weihn.

    TRISTAN.
    In deiner Hand
    den sỹòen Tod,
    als ich ihn erkannt,
    den sie mir bot;
    als mir die Ahnung
    hehr und gewiò
    zeigte, was mir
    die Sỹhne verhieò:
    da erdọmmerte mild
    erhabner Macht
    im Busen mir die Nacht;
    mein Tag war da vollbracht.

    ISOLDE.
    Doch ach, dich tọuschte
    der falsche Trank,
    daò dir von neuem
    die Nacht versank;
    dem einzig am Tode lag,
    den gab er wieder dem Tag!

    TRISTAN.
    O Heil dem Tranke!
    Heil seinem Saft!
    Heil seines Zaubers
    hehrer Kraft!
    Durch des Todes Tor,
    wo er mir floò,
    weit und offen
    er mir erschloò,
    darin ich sonst nur trọumend gewacht,
    das Wunderreich der Nacht.
    Von dem Bild in des Herzens
    bergendem Schrein
    scheucht' er des Tages
    tọuschenden Schein,
    daò nachtsichtig mein Auge
    wahr es zu sehen tauge.

    ISOLDE.
    Doch es rọchte sich
    der verscheuchte Tag;
    mit deinen Sỹnden
    Rat's er pflag;
    was dir gezeigt
    die dọmmernde Nacht,
    an des Tag-Gestirnes
    Kửnigsmacht
    muòtest du's ỹbergeben,
    um einsam
    in ửder Pracht
    schimmernd dort zu leben.
    Wie ertrug ich's nur?
    Wie ertrag' ich's noch?

    TRISTAN.
    O, nun waren wir
    Nacht-Geweihte!
    Der tỹckische Tag,
    der Neid-bereite,
    trennen konnt' uns sein Trug,
    doch nicht mehr tọuschen sein Lug!
    Seine eitle Pracht,
    seinen prahlenden Schein
    verlacht, wem die Nacht
    den Blick geweiht:
    seines flackernden Lichtes
    flỹchtige Blitze
    blenden uns nicht mehr.
    Wer des Todes Nacht
    liebend erschaut,
    wem sie ihr tief
    Geheimnis vertraut:
    des Tages Lỹgen,
    Ruhm und Ehr',
    Macht und Gewinn,
    so schimmernd hehr,
    wie eitler Staub der Sonnen
    sind sie vor dem zersponnen!
    In des Tages eitlem Wọhnen
    bleibt ihm ein einzig Sehnen
    das Sehnen hin
    zur heil'gen Nacht,
    wo ur-ewig,
    einzig wahr
    Liebeswonne ihm lacht!


    (Tristan zieht Isolde sanft zur Seite
    auf eine Blumenbank nieder,
    senkt sich vor ihr auf die Knie
    und schmiegt sein Haupt in ihren Arm.)

    BAIDE.
    O sink hernieder,
    Nacht der Liebe,
    gib Vergessen,
    daò ich lebe;
    nimm mich auf
    in deinen Schoò,
    lửse von
    der Welt mich los!

    TRISTAN.
    Verloschen nun
    die letzte Leuchte;

    ISOLDE.
    was wir dachten,
    was uns deuchte;

    TRISTAN.
    all Gedenken

    ISOLDE.
    all Gemahnen

    BAIDE.
    heil'ger Dọmm'rung
    hehres Ahnen
    lửscht des Wọhnens Graus
    welterlửsend aus.

    ISOLDE.
    Barg im Busen
    uns sich die Sonne,
    leuchten lachend
    Sterne der Wonne.

    TRISTAN.
    Von deinem Zauber
    sanft umsponnen,
    vor deinen Augen
    sỹò zerronnen;

    ISOLDE.
    Herz an Herz dir,
    Mund an Mund;

    TRISTAN.
    eines Atems
    ein'ger Bund;

    BAIDE.
    bricht mein Blick sich
    wonnerblindet,
    erbleicht die Welt
    mit ihrem Blenden:

    ISOLDE.
    die uns der Tag
    trỹgend erhellt,

    TRISTAN.
    zu tọuschendem Wahn
    entgegengestellt,

    BAIDE.
    selbst dann
    bin ich die Welt:
    Wonne-hehrstes Weben,
    Liebe-heiligstes Leben,
    Nie-wieder-Erwachens
    wahnlos
    hold bewuòter Wunsch.


    (Tristan und Isolde versinken
    wie in gọnzliche Entrỹcktheit, in der sie,
    Haupt an Haupt auf die Blumenbank
    zurỹckgelehnt, verweilen.)

    BRANGNEs STIMME.

    (von der Zinne her)
    Einsam wachend
    in der Nacht,
    wem der Traum
    der Liebe lacht,
    hab der Einen
    Ruf in acht,
    die den Schlọfern
    Schlimmes ahnt,
    bange zum
    Erwachen mahnt.
    Habet acht!
    Habet acht!
    Bald entweicht die Nacht.

    ISOLDE.

    (leise)
    Lausch, Geliebter!

    TRISTAN.

    (ebenso)
    Laò mich sterben!

    ISOLDE.

    (allmọhlich sich ein wenig erhebend)
    Neid'sche Wache!

    TRISTAN.

    (zurỹckgelehnt bleibend)
    Nie erwachen!

    ISOLDE.
    Doch der Tag
    muò Tristan wecken?

    TRISTAN.

    (ein wenig das Haupt erhebend)
    Laò den Tag
    dem Tode weichen!

    ISOLDE.

    (nicht heftig)
    Tag und Tod
    mit gleichen Streichen
    sollten unsre
    Lieb' erreichen?

    TRISTAN.

    (sich mehr aufrichtend)
    Unsre Liebe?
    Tristans Liebe?
    Dein' und mein',
    Isoldes Liebe?
    Welches Todes Streichen
    kửnnte je sie weichen?
    Stỹnd' er vor mir,
    der mọcht'ge Tod,
    wie er mir Leib
    und Leben bedroht',
    die ich so willig
    der Liebe lasse,
    wie wọre seinen Streichen
    die Liebe selbst zu erreichen?

    (immer inniger mit dem Haupt
    sich an Isolde schmiegend)
    Stỹrb' ich nun ihr,
    der so gern ich sterbe,
    wie kửnnte die Liebe
    mit mir sterben,
    die ewig lebende
    mit mir enden?
    Doch stỹrbe nie seine Liebe,
    wie stỹrbe dann Tristan
    seiner Liebe?

    ISOLDE.
    Doch unsre Liebe,
    heiòt sie nicht Tristan
    und Isolde?
    Dies sỹòe Wửrtlein: und,
    was es bindet,
    der Liebe Bund,
    wenn Tristan stỹrb',
    zerstửrt' es nicht der Tod?

    TRISTAN.

    (sehr ruhig)
    Was stỹrbe dem Tod,
    als was uns stửrt,
    was Tristan wehrt,
    Isolde immer zu lieben,
    ewig ihr nur zu leben?

    ISOLDE.
    Doch dieses Wửrtlein: und
    wọr' es zerstửrt,
    wie anders als
    mit Isoldes eignem Leben
    wọr' Tristan der Tod gegeben?


    (Tristan zieht, mit bedeutungsvoller Gebọrde,
    Isolde sanft an sich.)

    TRISTAN.
    So stỹrben wir,
    um ungetrennt,
    ewig einig
    ohne End',
    ohn' Erwachen,
    ohn' Erbangen,
    namenlos
    in Lieb' umfangen,
    ganz uns selbst gegeben,
    der Liebe nur zu leben!

    ISOLDE.

    (wie in sinnender Entrỹcktheit
    zu ihm aufblickend)
    So stỹrben wir,
    um ungetrennt

    TRISTAN.
    ewig einig
    ohne End'

    ISOLDE.
    ohn' Erwachen

    TRISTAN.
    ohn' Erbangen

    BAIDE.
    namenlos
    in Lieb' umfangen,
    ganz uns selbst gegeben,
    der Liebe nur zu leben!


    (Isolde neigt wie ỹberwọltigt
    das Haupt an seine Brust.)

    BRANGNEs Stimme.

    (wie vorher)
    Habet acht!
    Habet acht!
    Schon weicht dem Tag die Nacht.

    TRISTAN.

    (lọchelnd zu Isolde geneigt)
    Soll ich lauschen?

    ISOLDE.

    (schwọrmerisch zu Tristan aufblickend)
    Laò mich sterben!

    TRISTAN.

    (ernster)
    Muò ich wachen?

    ISOLDE.

    (bewegter)
    Nie erwachen!

    TRISTAN.

    (drọngender)
    Soll der Tag
    noch Tristan wecken?

    ISOLDE.

    (begeistert)
    Laò den Tag
    dem Tode weichen!

    TRISTAN.
    Des Tages Drọuen
    nun trotzten wir so?

    ISOLDE.

    (mit wachsender Begeisterung)
    Seinem Trug ewig zu fliehn.

    TRISTAN.
    Sein dọmmernder Schein
    verscheuchte uns nie?

    ISOLDE.

    (mit groòer Gebọrde ganz sich erhebend)
    Ewig wọhr' uns die Nacht!


    (Tristan folgt ihr, sie umfangen sich
    in schwọrmerischer Begeisterung.)

    BAIDE.
    O ew'ge Nacht,
    sỹòe Nacht!
    Hehr erhabne
    Liebesnacht!
    Wen du umfangen,
    wem du gelacht,
    wie wọr' ohne Bangen
    aus dir er je erwacht?
    Nun banne das Bangen,
    holder Tod,
    sehnend verlangter
    Liebestod!
    In deinen Armen,
    dir geweiht,
    ur-heilig Erwarmen,
    von Erwachens Not befreit!

    TRISTAN.
    Wie sie fassen,
    wie sie lassen,
    diese Wonne

    BAIDE.
    Fern der Sonne,
    fern der Tage
    Trennungsklage!

    ISOLDE.
    Ohne Wọhnen

    TRISTAN.
    sanftes Sehnen;

    ISOLDE.
    ohne Bangen

    TRISTAN.
    sỹò Verlangen.
    Ohne Wehen

    BAIDE.
    hehr Vergehen.

    ISOLDE.
    Ohne Schmachten

    BAIDE.
    hold Umnachten.

    TRISTAN.
    Ohne Meiden

    BAIDE.
    ohne Scheiden,
    traut allein,
    ewig heim,
    in ungemeònen Rọumen
    ỹbersel'ges Trọumen.

    TRISTAN.
    Tristan du,
    ich Isolde,
    nicht mehr Tristan!

    ISOLDE.
    Du Isolde,
    Tristan ich,
    nicht mehr Isolde!

    BAIDE.
    Ohne Nennen,
    ohne Trennen,
    neu' Erkennen,
    neu' Entbrennen;
    ewig endlos,
    ein-bewuòt:
    heiò erglỹhter Brust
    hửchste Liebeslust!


    (Sie bleiben in verzỹckter Stellung.)




    3. Szene Szene 1, 2, 3 2. Aufzug

    (Brangọne stửòt einen grellen Schrei aus.)




    Kurwenal.
    (stỹrzt mit entblửòtem Schwerte herein)
    Rette dich, Tristan!

    (Er blickt mit Entsetzen hinter sich in die Szene zurỹck.
    Marke, Melot und Hofleute, in Jọgertracht,
    kommen aus dem Baumgange lebhaft nach dem Vordergrunde
    und halten entsetzt der Gruppe der Liebenden gegenỹber an.
    Brangọne kommt zugleich von der Zinne herab und stỹrzt auf Isolde zu.
    Diese, von unwillkỹrlicher Scham ergriffen, lehnt sich,
    mit abgewandtem Gesicht, auf die Blumenbank.
    Tristan, in ebenfalls unwillkỹrlicher Bewegung,
    streckt mit dem einen Arm den Mantel breit aus,
    so daò er Isolde vor den Blicken der Ankommenden verdeckt.
    In dieser Stellung verbleibt er lọngere Zeit,
    unbeweglich den starren Blick auf die Mọnner gerichtet,
    die in verschiedener Bewegung die Augen auf ihn heften.
    Morgendọmmerung.)

    TRISTAN.

    (nach lọngerem Schweigen)
    Der ửde Tag
    zum letztenmal!

    MELOT.

    (zu Marke)
    Das sollst du, Herr, mir sagen,
    ob ich ihn recht verklagt?
    Das dir zum Pfand ich gab,
    ob ich mein Haupt gewahrt?
    Ich zeigt' ihn dir
    in offner Tat:
    Namen und Ehr'
    hab' ich getreu
    vor Schande dir bewahrt.

    MARKE.

    (nach tiefer Erschỹtterung,
    mit bebender Stimme)
    Tatest du's wirklich?
    Wọhnst du das?
    Sieh ihn dort,
    den treuesten aller Treuen;
    blick' auf ihn,
    den freundlichsten der Freunde:
    seiner Treue
    freister Tat
    traf mein Herz
    mit feindlichstem Verrat!
    Trog mich Tristan,
    sollt' ich hoffen,
    was sein Trỹgen
    mir getroffen,
    sei durch Melots Rat
    redlich mir bewahrt?

    TRISTAN.

    (krampfhaft heftig)
    Tagsgespenster!
    Morgentrọume!
    Tọuschend und wỹst!
    Entschwebt! Entweicht!

    MARKE.

    (mit tiefer Ergriffenheit)
    Mir dies?
    Dies, Tristan, mir?
    Wohin nun Treue,
    da Tristan mich betrog?
    Wohin nun Ehr'
    und echte Art,
    da aller Ehren Hort,
    da Tristan sie verlor?
    Die Tristan sich
    zum Schild erkor,
    wohin ist Tugend
    nun entflohn,
    da meinen Freund sie flieht,
    da Tristan mich verriet?

    (Tristan senkt langsam den Blick zu Boden;
    in seinen Mienen ist, wọhrend Marke fortfọhrt,
    zunehmende Trauer zu lesen.)
    Wozu die Dienste
    ohne Zahl,
    der Ehren Ruhm,
    der Grửòe Macht,
    die Marken du gewannst;
    muòt' Ehr' und Ruhm,
    Grửò' und Macht,
    muòte die Dienste
    ohne Zahl
    dir Markes Schmach bezahlen?
    Dỹnkte zu wenig
    dich sein Dank,
    daò, was du ihm erworben,
    Ruhm und Reich,
    er zu Erb' und Eigen dir gab?
    Da kinderlos einst
    schwand sein Weib,
    so liebt' er dich,
    daò nie aufs neu'
    sich Marke wollt' vermọhlen.
    Da alles Volk
    zu Hof und Land
    mit Bitt' und Drọuen
    in ihn drang,
    die Kửnigin dem Lande,
    die Gattin sich zu kiesen;
    da selber du
    den Ohm beschworst,
    des Hofes Wunsch,
    des Landes Willen
    gỹtlich zu erfỹllen;
    in Wehr wider Hof und Land,
    in Wehr selbst gegen dich,
    mit List und Gỹte
    weigerte er sich,
    bis, Tristan, du ihm drohtest,
    fỹr immer zu meiden
    Hof und Land,
    wỹrdest du selber
    nicht entsandt,
    dem Kửnig die Braut zu frein.
    Da lieò er's denn so sein.
    Dies wundervolle Weib,
    das mir dein Mut gewann,
    wer durft' es sehen,
    wer es kennen,
    wer mit Stolze
    sein es nennen,
    ohne selig sich zu preisen?
    Der mein Wille
    nie zu nahen wagte,
    der mein Wunsch
    ehrfurchtscheu entsagte,
    die so herrlich
    hold erhaben
    mir die Seele
    muòte laben,
    trotz Feind und Gefahr,
    die fỹrstliche Braut
    brachtest du mir dar.
    Nun, da durch solchen
    Besitz mein Herz
    du fỹhlsamer schufst
    als sonst dem Schmerz,
    dort, wo am weichsten,
    zart und offen,
    wỹrd' ich getroffen,
    nie zu hoffen,
    daò je ich kửnnte gesunden:
    warum so sehrend,
    Unseliger,
    dort nun mich verwunden?
    Dort mit der Waffe
    quọlendem Gift,
    das Sinn und Hirn
    mir sengend versehrt,
    das mir dem Freund
    die Treue verwehrt,
    mein offnes Herz
    erfỹllt mit Verdacht,
    daò ich nun heimlich
    in dunkler Nacht
    den Freund lauschend beschleiche,
    meiner Ehren Ende erreiche?
    Die kein Himmel erlửst,
    warum mir diese Hửlle?
    Die kein Elend sỹhnt,
    warum mir diese Schmach?
    Den unerforschlich tief
    geheimnisvollen Grund,
    wer macht der Welt ihn kund?

    TRISTAN.

    (mitleidig das Auge zu Marke erhebend)
    O Kửnig, das
    kann ich dir nicht sagen;
    und was du frọgst,
    das kannst du nie erfahren.

    (Er wendet sich zu Isolde,
    die sehnsỹchtig zu ihm aufblickt.)
    Wohin nun Tristan scheidet,
    willst du, Isold', ihm folgen?
    Dem Land, das Tristan meint,
    der Sonne Licht nicht scheint:
    es ist das dunkel
    nọcht'ge Land,
    daraus die Mutter
    mich entsandt,
    als, den im Tode
    sie empfangen,
    im Tod sie lieò
    an das Licht gelangen.
    Was, da sie mich gebar,
    ihr Liebesberge war,
    das Wunderreich der Nacht,
    aus der ich einst erwacht;
    das bietet dir Tristan,
    dahin geht er voran:
    ob sie ihm folge
    treu und hold
    das sag ihm nun Isold'!

    ISOLDE.
    Als fỹr ein fremdes Land
    der Freund sie einstens warb,
    dem Unholden
    treu und hold
    muòt' Isolde folgen.
    Nun fỹhrst du in dein eigen,
    dein Erbe mir zu ziegen;
    wie flửh' ich wohl das Land,
    das alle Welt umspannt?
    Wo Tristans Haus und Heim,
    da kehr' Isolde ein:
    auf dem sie folge
    treu und hold,
    den Weg nun zeig Isold'!


    (Tristan neigt sich langsam ỹber sie
    und kỹòt sie sanft auf die Stirn.
    Melot fọhrt wỹtend auf.)

    MELOT.

    (das Schwert ziehend)
    Verrọter! Ha!
    Zur Rache, Kửnig!
    Duldest du diese Schmach?

    TRISTAN.

    (zieht sein Schwert, und wendet sich schnell um)
    Wer wagt sein Leben an das meine?

    (Er heftet den Blick auf Melot.)
    Mein Freund war der,
    er minnte mich hoch und teuer;
    um Ehr' und Ruhm
    mir war er besorgt wie keiner.
    Zum ĩbermut
    trieb er mein Herz;
    die Schar fỹhrt' er,
    die mich gedrọngt,
    Ehr' und Ruhm mir zu mehren,
    dem Kửnig dich zu vermọhlen!
    Dein Blick, Isolde,
    blendet' auch ihn:
    aus Eifer verriet
    mich der Freund
    dem Kửnig, den ich verriet!

    (Er dringt auf Melot ein.)
    Wehr dich, Melot!


    (Als Melot ihm das Schwert entgegenstreckt,
    lọòt Tristan das seinige fallen
    und sinkt verwundet in Kurwenals Arme.
    Isolde stỹrzt sich an seine Brust.
    Marke họlt Melot zurỹck. Der Vorhang fọllt schnell.)



    3. Aufzug


    Einleitung

    Tristans Burg in der Bretagne.

    Burggarten. Zur einen Seite hohe Burggebọude,
    zur andren eine niedrige Mauerbrỹstung, von einer Warte unterbrochen;
    im Hintergrunde das Burgtor. Die Lage ist auf felsiger Hửhe anzunehmen;
    durch ệffnungen blickt man auf einen weiten Meereshorizont.
    Das Ganze macht den Eindruck der Herrenlosigkeit,
    ỹbel gepflegt, hie und da schadhaft und bewachsen.

    (Im Vordergrunde, an der inneren Seite, liegt Tristan,
    unter dem Schatten einer groòen Linde,
    auf einem Ruhebett schlafend, wie leblos ausgestreckt.
    Zu Họupten ihm sitzt Kurwenal, in Schmerz ỹber ihn hingebeugt
    und sorgsam seinem Atem lauschend.
    Von der Auòenseite her hửrt man, beim Aufziehen des Vorhanges,
    einen Hirtenreigen, sehnsỹchtig und traurig auf einer Schalmei geblasen.
    Der Hirt erscheint selbst mit dem Oberleibe ỹber der Mauerbrỹstung
    und blickt teilnehmend herein.)




    1. Szene Szene 1, 2, 3 3. Aufzug

    HIRT.

    (leise)
    Kurwenal! He!
    Sag, Kurwenal!
    Hửr doch, Freund!

    (Kurwenal wendet ein wenig das Haupt nach ihm.)
    Wacht er noch nicht?

    KURWENAL.

    (schỹttelt traurig mit dem Kopf)
    Erwachte er,
    wọr's doch nur,
    um fỹr immer zu verscheiden:
    erschien zuvor
    die rztin nicht,
    die einz'ge, die uns hilft.
    Sahst du noch nichts?
    Kein Schiff noch auf der See?

    HIRT.
    Eine andre Weise
    hửrtest du dann,
    so lustig, als ich sie nur kann.
    Nun sag auch ehrlich,
    alter Freund:
    was hat's mit unserm Herrn?

    KURWENAL.
    Laò die Frage:
    du kannst's doch nie erfahren.
    Eifrig spọh,
    und siehst du ein Schiff,
    so spiele lustig und hell!


    (Der Hirt wendet sich und spọht,
    mit der Hand ỹberm Auge, nach dem Meer aus.)

    HIRT.
    ệd und leer das Meer!


    (Er setzt die Schalmei an den Mund
    und entfernt sich blasend.)

    TRISTAN.

    (bewegungslos, dumpf)
    Die alte Weise
    was weckt sie mich?

    KURWENAL.

    (fọhrt erschrocken auf)
    Ha!

    TRISTAN.

    (schlọgt die Augen auf
    und wendet das Haupt ein wenig)
    Wo bin ich?

    KURWENAL.
    Ha! Diese Stimme!
    Seine Stimme!
    Tristan, Herre!
    Mein Held, mein Tristan!

    TRISTAN.

    (mit Anstrengung)
    Wer ruft mich?

    KURWENAL.
    Endlich! Endlich!
    Leben, o Leben!
    Sỹòes Leben,
    meinem Tristan neu gegeben!

    TRISTAN.

    (ein wenig auf dem Lager
    sich erhebend, matt)
    Kurwenal du?
    Wo war ich?
    Wo bin ich?

    KURWENAL.
    Wo du bist?
    In Frieden, sicher und frei!
    Kareol, Herr:
    kennst du die Burg
    der Vọter nicht?

    TRISTAN.
    Meiner Vọter?

    KURWENAL.
    Sieh dich nur um!

    TRISTAN.
    Was erklang mir?

    KURWENAL.
    Des Hirten Weise
    hửrtest du wieder;
    am Hỹgel ab
    hỹtet er deine Herde.

    TRISTAN.
    Meine Herde?

    KURWENAL.
    Herr, das mein' ich!
    Dein das Haus,
    Hof und Burg!
    Das Volk, getreu
    dem trauten Herrn,
    so gut es konnt',
    hat's Haus und Hof gepflegt,
    das einst mein Held
    zu Erb' und Eigen
    an Leut' und Volk verschenkt,
    als alles er verlieò,
    in fremde Land' zu ziehn.

    TRISTAN.
    In welches Land?

    KURWENAL.
    Hei! Nach Kornwall:
    kỹhn und wonnig,
    was sich da Glanzes,
    Glỹck und Ehren
    Tristan, mein Held, hehr ertrotzt!

    TRISTAN.
    Bin ich in Kornwall?

    KURWENAL.
    Nicht doch: in Kareol!

    TRISTAN.
    Wie kam ich her?

    KURWENAL.
    Hei nun! Wie du kamst?
    Zu Roò rittest du nicht;
    ein Schifflein fỹhrte dich her.
    Doch zu dem Schifflein
    hier auf den Schultern
    trug ich dich; die sind breit,
    sie trugen dich dort zum Strand.
    Nun bist du daheim, daheim zu Land:
    im echten Land,
    im Heimatland;
    auf eigner Weid' und Wonne,
    im Schein der alten Sonne,
    darin von Tod und Wunden
    du selig sollst gesunden.


    (Er schmiegt sich an Tristans Brust.)

    TRISTAN.

    (nach einem kleinen Schweigen)
    Dỹnkt dich das?
    Ich weiò es anders,
    doch kann ich's dir nicht sagen.
    Wo ich erwacht
    weilt' ich nicht;
    doch, wo ich weilte,
    das kann ich dir nicht sagen.
    Die Sonne sah ich nicht,
    noch sah ich Land und Leute:
    doch, was ich sah,
    das kann ich dir nicht sagen.
    Ich war,
    wo ich von je gewesen,
    wohin auf je ich geh'
    im weiten Reich
    der Weltennacht.
    Nur ein Wissen
    dort uns eigen:
    gửttlich ew'ges
    Ur-Vergessen!
    Wie schwand mir seine Ahnung?
    Sehnsỹcht'ge Mahnung,
    nenn' ich dich,
    die neu dem Licht
    des Tags mich zugetrieben?
    Was einzig mir geblieben,
    ein heiò-inbrỹnstig Lieben,
    aus Todes-Wonne-Grauen
    jagt's mich, das Licht zu schauen,
    das trỹgend hell und golden
    noch dir, Isolden, scheint!

    (Kurwenal birgt, von Grausen gepackt,
    sein Haupt. Tristan richtet sich
    allmọhlich immer mehr auf.)
    Isolde noch
    im Reich der Sonne!
    Im Tagesschimmer
    noch Isolde!
    Welches Sehnen!
    Welches Bangen!
    Sie zu sehen,
    welch Verlangen!
    Krachend hửrt' ich
    hinter mir
    schon des Todes
    Tor sich schlieòen:
    weit nun steht es
    wieder offen,
    der Sonne Strahlen
    sprengt' es auf;
    mit hell erschloònen Augen
    muòt' ich der Nacht enttauchen
    sie zu suchen,
    sie zu sehen;
    sie zu finden,
    in der einzig
    zu vergehen,
    zu entschwinden
    Tristan ist vergửnnt.
    Weh, nun wọchst,
    bleich und bang,
    mir des Tages
    wilder Drang;
    grell und tọuschend
    sein Gestirn
    weckt zu Trug
    und Wahn mir das Hirn!
    Verfluchter Tag
    mit deinem Schein!
    Wachst du ewig
    meiner Pein?
    Brennt sie ewig,
    diese Leuchte,
    die selbst nachts
    von ihr mich scheuchte?
    Ach, Isolde,
    sỹòe Holde!
    Wann endlich,
    wann, ach wann
    lửschest du die Zỹnde,
    daò sie mein Glỹck mir kỹnde?
    Das Licht wann lửscht es aus?

    (Er sinkt erschửpft leise zurỹck.)
    Wann wird es Nacht im Haus?

    KURWENAL.

    (nach groòer Erschỹtterung
    aus der Niederschlagenheit sich aufraffend)
    Der einst ich trotzt',
    aus Treu' zu dir,
    mit dir nach ihr
    nun muò ich mich sehnen.
    Glaub meinem Wort:
    du sollst sie sehen
    hier und heut;
    den Trost kann ich dir geben
    ist sie nur selbst noch am Leben.

    TRISTAN.

    (sehr matt)
    Noch losch das Licht nicht aus,
    noch ward's nicht Nacht im Haus:
    Isolde lebt und wacht;
    sie rief mich aus der Nacht.

    KURWENAL.
    Lebt sie denn,
    so laò dir Hoffnung lachen!
    Muò Kurwenal dumm dir gelten,
    heut sollst du ihn nicht schelten.
    Wie tot lagst du
    seit dem Tag,
    da Melot, der Verruchte,
    dir eine Wunde schlug.
    Die bửse Wunde,
    wie sie heilen?
    Mir tửr'gem Manne
    dỹnkt' es da,
    wer einst dir Morolds
    Wunde schloò,
    der heilte leicht die Plagen,
    von Melots Wehr geschlagen.
    Die beste rztin
    bald ich fand;
    nach Kornwall hab' ich
    ausgesandt:
    ein treuer Mann
    wohl ỹbers Meer
    bringt dir Isolde her.

    TRISTAN.

    (auòer sich)
    Isolde kommt!
    Isolde naht!

    (Er ringt gleichsam nach Sprache.)
    O Treue! Hehre,
    holde Treue!

    (Er zieht Kurwenal an sich und umarmt ihn.)
    Mein Kurwenal,
    du trauter Freund!
    Du Treuer ohne Wanken,
    wie soll dir Tristan danken?
    Mein Schild, mein Schirm
    in Kampf und Streit,
    zu Lust und Leid
    mir stets bereit:
    wen ich gehaòt,
    den haòtest du;
    wen ich geminnt,
    den minntest du.
    Dem guten Marke,
    dient' ich ihm hold,
    wie warst du ihm treuer als Gold!
    Muòt' ich verraten
    den edlen Herrn,
    wie betrogst du ihn da so gern!
    Dir nicht eigen,
    einzig mein,
    mit leidest du,
    wenn ich leide:
    nur was ich leide,
    das kannst du nicht leiden!
    Dies furchtbare Sehnen,
    das mich sehrt;
    dies schmachtende Brennen,
    das mich zehrt;
    wollt' ich dir's nennen,
    kửnntest du's kennen:
    nicht hier wỹrdest du weilen,
    zur Warte mỹòtest du eilen
    mit allen Sinnen
    sehnend von hinnen
    nach dorten trachten und spọhen,
    wo ihre Segel sich blọhen,
    wo vor den Winden,
    mich zu finden,
    von der Liebe Drang befeuert,
    Isolde zu mir steuert!
    Es naht! Es naht
    mit mutiger Hast!
    Sie weht, sie weht
    die Flagge am Mast.
    Das Schiff! Das Schiff!
    Dort streicht es am Riff!
    Siehst du es nicht?

    (Heftig.)
    Kurwenal, siehst du es nicht?


    (Als Kurwenal, um Tristan nicht zu verlassen, zửgert,
    und dieser in schweigender Spannung auf ihn blickt, ertửnt,
    wie zu Anfang, nọher, dann ferner, die klagende Weise des Hirten.)

    KURWENAL.

    (niedergeschlagen)
    Noch ist kein Schiff zu sehn!

    TRISTAN.

    (hat mit abnehmender Aufregung gelauscht
    und beginnt nun mit wachsender Schwermut)
    Muò ich dich so verstehn,
    du alte ernste Weise,
    mit deiner Klage Klang?
    Durch Abendwehen
    drang sie bang,
    als einst dem Kind
    des Vaters Tod verkỹndet.
    Durch Morgengrauen
    bang und bọnger
    als der Sohn
    der Mutter Los vernahm.
    Da er mich zeugt' und starb,
    sie sterbend mich gebar.
    Die alte Weise
    sehnsuchtbang
    zu ihnen wohl
    auch klagend drang,
    die einst mich frug
    und jetzt mich frọgt:
    zu welchem Los erkoren
    ich damals wohl geboren?
    Zu welchem Los?
    Die alte Weise
    sagt mir's wieder:
    mich sehnen und sterben!
    Nein! Ach nein!
    So heiòt sie nicht!
    Sehnen! Sehnen!
    Im Sterben mich zu sehnen,
    vor Sehnsucht nicht zu sterben!
    Die nie erstirbt,
    sehnend nun ruft
    um Sterbens Ruh
    sie der fernen rztin zu.
    Sterbend lag ich
    stumm im Kahn,
    der Wunde Gift
    dem Herzen nah:
    Sehnsucht klagend
    klang die Weise;
    den Segel blọhte der Wind
    hin zu Irlands Kind.
    Die Wunde, die
    sie heilend schloò,
    riò mit dem Schwert
    sie wieder los;
    das Schwert dann aber
    lieò sie sinken;
    den Gifttrank gab sie
    mir zu trinken:
    wie ich da hoffte
    ganz zu genesen,
    da ward der sehrendste
    Zauber erlesen:
    daò nie ich sollte sterben,
    mich ew'ger Qual vererben!
    Der Trank! Der Trank!
    Der furchtbare Trank!
    Wie vom Herzen zum Hirn
    er wỹtend mir drang!
    Kein Heil nun kann,
    kein sỹòer Tod
    je mich befrein
    von der Sehnsucht Not;
    nirgends, ach nirgends
    find' ich Ruh:
    mich wirft die Nacht
    dem Tage zu,
    um ewig an meinen Leiden
    der Sonne Auge zu weiden.
    O dieser Sonne
    sengender Strahl,
    wie brennt mir das Hirn
    seine glỹhende Qual!
    Fỹr diese Hitze
    heiòes Verschmachten,
    ach, keines Schattens
    kỹhlend Umnachten!
    Fỹr dieser Schmerzen
    schreckliche Pein,
    welcher Balsam sollte
    mir Lindrung verleihn?
    Den furchtbaren Trank,
    der der Qual mich vertraut,
    ich selbst ich selbst,
    ich hab' ihn gebraut!
    Aus Vaters Not
    und Mutterweh,
    aus Liebestrọnen
    eh und je
    aus Lachen und Weinen,
    Wonnen und Wunden
    hab' ich des Trankes
    Gifte gefunden!
    Den ich gebraut,
    der mir geflossen,
    den wonneschlỹrfend
    je ich genossen
    verflucht sei, furchtbarer Trank!
    Verflucht, wer dich gebraut!


    (Er sinkt ohnmọchtig zurỹck.)

    KURWENAL.

    (der vergebens Tristan zu mọòigen
    suchte, schreit entsetzt auf)
    Mein Herre Tristan!
    Schrecklicher Zauber!
    O Minnetrug!
    O Liebeszwang!
    Der Welt holdester Wahn,
    wie ist's um dich getan!
    Hier liegt er nun,
    der wonnige Mann,
    der wie keiner geliebt und geminnt.
    Nun seht, was von ihm
    sie Dankes gewann,
    was je Minne sich gewinnt!

    (Mit schluchzender Stimme.)
    Bist du nun tot?
    Lebst du noch?
    Hat dich der Fluch entfỹhrt?

    (Er lauscht seinem Atem.)
    O Wonne! Nein!
    Er regt sich, er lebt!

    (zart)
    Wie sanft er die Lippen rỹhrt!

    TRISTAN.

    (langsam wieder zu sich kommend)
    Das Schiff? Siehst du's noch nicht?

    KURWENAL.
    Das Schiff? Gewiò,
    es naht noch heut;
    es kann nicht lang mehr sọumen.

    TRISTAN.
    Und drauf Isolde,
    wie sie winkt,
    wie sie hold
    mir Sỹhne trinkt.
    Siehst du sie?
    Siehst du sie noch nicht?
    Wie sie selig,
    hehr und milde
    wandelt durch
    des Meers Gefilde?
    Auf wonniger Blumen
    lichten Wogen
    kommt sie sanft
    ans Land gezogen.
    Sie lọchelt mir Trost
    und sỹòe Ruh,
    sie fỹhrt mir letzte
    Labung zu.
    Ach, Isolde, Isolde!
    Wie schửn bist du!
    Und Kurwenal, wie,
    du sọhst sie nicht?
    Hinauf zur Warte,
    du blửder Wicht!
    Was so hell und licht ich sehe,
    daò das dir nicht entgehe!
    Hửrst du mich nicht?
    Zur Warte schnell!
    Eilig zur Warte!
    Bist du zur Stell'?
    Das Schiff? Das Schiff?
    Isoldens Schiff?
    Du musst es sehen!
    Muòt es sehen!
    Das Schiff? Sọhst du's noch nicht?


    (Wọhrend Kurwenal noch zửgernd mit Tristan ringt,
    lọsst der Hirt von auòen die Schalmei ertửnen.)

    KURWENAL.

    (springt freudig auf)
    O Wonne! Freude!

    (Er stỹrzt auf die Warte und spọht aus.)
    (atemlos)
    Ha! Das Schiff!
    Von Norden seh' ich's nahen.

    TRISTAN.

    (in wachsender Begeisterung)
    Wusst' ich's nicht?
    Sagt' ich's nicht,
    daò sie noch lebt,
    noch Leben mir webt?
    Die mir Isolde
    einzig enthọlt,
    wie wọr Isolde
    mir aus der Welt?

    KURWENAL.

    (von der Warte zurỹckrufend, jauchzend)
    Heiha! Heiha!
    Wie es mutig steuert!
    Wie stark der Segel sich blọht!
    Wie es jagt, wie es fliegt!

    TRISTAN.
    Die Flagge? Die Flagge?

    KURWENAL.
    Der Freude Flagge
    am Wimpel lustig und hell!

    TRISTAN.

    (auf dem Lager hoch sich aufrichtend)
    Hahei! Der Freude!
    Hell am Tage
    zu mir Isolde!
    Isolde zu mir!
    Siehst du sie selbst?

    KURWENAL.
    Jetzt schwand das Schiff
    hinter dem Fels.

    TRISTAN.
    Hinter dem Riff?
    Bringt es Gefahr?
    Dort wỹtet die Brandung,
    scheitern die Schiffe!
    Das Steuer, wer fỹhrt's?

    KURWENAL.
    Der sicherste Seemann.

    TRISTAN.
    Verriet' er mich?
    Wọr' er Melots Genoò?

    KURWENAL.
    Trau ihm wie mir!

    TRISTAN.
    Verrọter auch du!
    Unsel'ger!
    Siehst du sie wieder?

    KURWENAL.
    Noch nicht.

    TRISTAN.
    Verloren!

    KURWENAL.

    (jauchzend)
    Heiha! Hei ha ha ha ha!
    Vorbei! Vorbei!
    Glỹcklich vorbei!

    TRISTAN.

    (jauchzend)
    Kurwenal, hei ha ha ha,
    treuester Freund!
    All mein Hab und Gut
    vererb' ich noch heute.

    KURWENAL.
    Sie nahen im Flug.

    TRISTAN.
    Siehst du sie endlich?
    Siehst du Isolde?

    KURWENAL.
    Sie ist's! Sie winkt!

    TRISTAN.
    O seligstes Weib!

    KURWENAL.
    Im Hafen der Kiel!
    Isolde, ha!
    Mit einem Sprung
    springt sie vom Bord ans Land.

    TRISTAN.
    Herab von der Warte,
    mỹòiger Gaffer!
    Hinab! Hinab
    an den Strand!
    Hilf ihr! Hilf meiner Frau!

    KURWENAL.
    Sie trag' ich herauf:
    trau meinen Armen!
    Doch du, Tristan,
    bleib mir treulich am Bett.


    (Kurwenal eilt fort.)



    2. Szene Szene 1, 2, 3 3. Aufzug

    TRISTAN.

    (in hửchster Aufregung
    auf dem Lager sich mỹhend)
    O diese Sonne!
    Ha, dieser Tag!
    Ha, dieser Wonne
    sonnigster Tag!
    Jagendes Blut,
    jauchzender Mut!
    Lust ohne Maòen,
    freudiges Rasen!
    Auf des Lagers Bann
    wie sie ertragen?
    Wohlauf und daran,
    wo die Herzen schlagen!
    Tristan der Held,
    in jubelnder Kraft,
    hat sich vom Tod
    emporgerafft!

    (Er richtet sich hoch auf.)
    Mit blutender Wunde
    bekọmpft' ich einst Morolden,
    mit blutender Wunde
    erjag' ich mir heut Isolden!

    (Er reiòt sich den Verband der Wunde auf.)
    Heia, mein Blut!
    Lustig nun flieòe!

    (Er springt vom Lager herab
    und schwankt vorwọrts.)
    Die mir die Wunde
    auf ewig schlieòe
    sie naht wie ein Held,
    sie naht mir zum Heil!
    Vergeh' die Welt
    meiner jauchzenden Eil'!


    (Er taumelt nach der Mitte der Bỹhne.)

    ISOLDE.

    (von auòen)
    Tristan! Geliebter!

    TRISTAN.

    (in der furchtbarsten Aufregung)
    Wie, hửr' ich das Licht?
    Die Leuchte, ha!
    Die Leuchte verlischt!
    Zu ihr, zu ihr!


    (Isolde eilt atemlos herein. Tristan, seiner nicht mọchtig,
    stỹrzt sich ihr schwankend entgegen.
    In der Mitte der Bỹhne begegnen sie sich;
    sie empfọngt ihn in ihren Armen.
    Tristan sinkt langsam in ihren Armen zu Boden.)

    ISOLDE.
    Tristan! Ha!

    TRISTAN.

    (sterbend zu ihr aufblickend)
    Isolde!


    (Er stirbt.)

    ISOLDE.
    Ha! Ich bin's, ich bin's,
    sỹòester Freund!
    Auf, noch einmal
    hửr meinen Ruf!
    Isolde ruft:
    Isolde kam,
    mit Tristan treu zu sterben.
    Bleibst du mir stumm?
    Nur eine Stunde,
    nur eine Stunde
    bleibe mir wach!
    So bange Tage
    wachte sie sehnend,
    um eine Stunde
    mit dir noch zu wachen:
    betrỹgt Isolden,
    betrỹgt sie Tristan
    um dieses einzige,
    ewig kurze
    letzte Weltenglỹck?
    Die Wunde? Wo?
    Laò sie mich heilen!
    Daò wonnig und hehr
    die Nacht wir teilen;
    nicht an der Wunde,
    an der Wunde stirb mir nicht:
    uns beiden vereint
    erlửsche das Lebenslicht!
    Gebrochen der Blick!
    Still das Herz!
    Nicht eines Atems
    flỹcht'ges Wehn!
    Muò sie nun jammernd
    vor dir stehn,
    die sich wonnig dir zu vermọhlen
    mutig kam ỹbers Meer?
    Zu spọt!
    Trotziger Mann!
    Strafst du mich so
    mit họrtestem Bann?
    Ganz ohne Huld
    meiner Leidens-Schuld?
    Nicht meine Klagen
    darf ich dir sagen?
    Nur einmal, ach!
    nur einmal noch!
    Tristan! Ha!
    Horch! Er wacht!
    Geliebter!


    (Sie sinkt bewuòtlos ỹber der Leiche zusammen.
    Kurwenal war sogleich hinter Isolde zurỹckgekommen;
    sprachlos in furchtbarer Erschỹtterung hat er dem Auftritte beigewohnt
    und bewegungslos auf Tristan hingestarrt.
    Aus der Tiefe hửrt man jetzt dumpfes Gemurmel und Waffengeklirr.
    Der Hirt kommt ỹber die Mauer gestiegen.)




    3. Szene Szene 1, 2, 3 3. Aufzug




    HIRT.

    (hastig und leise sich zu Kurwenal wendend)
    Kurwenal! Hửr!
    Ein zweites Schiff.


    (Kurwenal fọhrt heftig auf und blickt ỹber die Brỹstung,
    wọhrend der Hirt aus der Ferne erschỹttert auf Tristan
    und Isolde sieht.)

    KURWENAL.

    (in Wut ausbrechend)
    Tod und Hửlle!
    Alles zur Hand!
    Marke und Melot
    hab' ich erkannt.
    Waffen und Steine!
    Hilf mir! Ans Tor!


    (Er eilt mit dem Hirten an das Tor,
    das sie in der Hast zu verrammeln suchen.)

    Der STEUERMANN.

    (stỹrzt herein)
    Marke mir nach
    mit Mann und Volk:
    vergebne Wehr!
    Bewọltigt sind wir.

    KURWENAL.
    Stell dich und hilf!
    Solange ich lebe,
    lugt mir keiner herein!

    BRANGNE.

    (auòen, von unten her)
    Isolde! Herrin!

    KURWENAL.
    Brangọnes Ruf?

    (Hinabrufend.)
    Was suchst du hier?

    BRANGNE.
    Schlieò nicht, Kurwenal!
    Wo ist Isolde?

    KURWENAL.
    Verrọt'rin auch du?
    Weh dir, Verruchte!

    MELOT.

    (auòerhalb)
    Zurỹck, du Tor!
    Stemm dich nicht dort!

    KURWENAL.

    (wỹtend auffahrend)
    Heiahaha! Dem Tag,
    an dem ich dich treffe!

    (Melot, mit gewaffneten Mọnnern,
    erscheint unter dem Tor. Kurwenal stỹrzt sich
    auf ihn und streckt ihn zu Boden.)
    Stirb, schọndlicher Wicht!

    MELOT.
    Weh mir, Tristan!


    (Er stirbt.)

    BRANGNE.

    (noch auòerhalb)
    Kurwenal! Wỹtender!
    Hửr, du betrỹgst dich!

    KURWENAL.
    Treulose Magd!

    (Zu den Seinen.)
    Drauf! Mir nach!
    Werft sie zurỹck!


    (Sie kọmpfen.)

    MARKE.

    (auòerhalb)
    Halte, Rasender!
    Bist du von Sinnen?

    KURWENAL.
    Hier wỹtet der Tod!
    Nichts andres, Kửnig,
    ist hier zu holen:
    willst du ihn kiesen, so komm!


    (Er dringt auf Marke und dessen Gefolge ein.)

    MARKE.

    (unter dem Tor mit Gefolge erscheinend)
    Zurỹck! Wahnsinniger!

    BRANGNE.

    (hat sich seitwọrts ỹber die Mauer geschwungen
    und eilt in den Vordergrund)
    Isolde! Herrin!
    Glỹck und Heil!
    Was seh ich? Ha!
    Lebst du? Isolde!


    (Sie mỹht sich um Isolde.
    Marke mit seinem Gefolge hat Kurwenal
    mit dessen Helfern vom Tore zurỹckgetrieben
    und dringt herein.)

    MARKE.
    O Trug und Wahn!
    Tristan, wo bist du?

    KURWENAL.

    (schwer verwundet, schwankt vor Marke
    her nach dem Vordergrund)
    Da liegt er
    hier wo ich liege.


    (Er sinkt bei Tristans Fỹòen zusammen.)

    MARKE.
    Tristan! Tristan!
    Isolde! Weh!

    KURWENAL.

    (nach Tristans Hand fassend)
    Tristan! Trauter!
    Schilt mich nicht,
    daò der Treue auch mit kommt!


    (Er stirbt.)

    MARKE.
    Tot denn alles!
    Alles tot!
    Mein Held, mein Tristan!
    Trautester Freund,
    auch heute noch
    muòt du den Freund verraten?
    Heut, wo er kommt,
    dir hửchste Treue zu bewọhren?
    Erwache! Erwache!
    Erwache meinem Jammer!

    (Schluchzend ỹber die Leiche
    sich herabbeugend.)
    Du treulos treuster Freund!

    BRANGNE.

    (die in ihren Armen Isolde
    wieder zu sich gebracht)
    Sie wacht! Sie lebt!
    Isolde! Hửr mich,
    vernimm meine Sỹhne!
    Des Trankes Geheimnis
    entdeckt' ich dem Kửnig:
    mit sorgender Eil'
    stach er in See,
    dich zu erreichen,
    dir zu entsagen,
    dir zuzufỹhren den Freund.

    MARKE.
    Warum, Isolde,
    warum mir das?
    Da hell mir enthỹllt,
    was zuvor ich nicht fassen konnt',
    wie selig, daò den Freund
    ich frei von Schuld da fand!
    Dem holden Mann
    dich zu vermọhlen,
    mit vollen Segeln
    flog ich dir nach.
    Doch Unglỹckes
    Ungestỹm,
    wie erreicht es, wer Frieden bringt?
    Die Ernte mehrt' ich dem Tod,
    der Wahn họufte die Not.

    BRANGNE.
    Hửrst du uns nicht?
    Isolde! Traute!
    Vernimmst du die Treue nicht?


    (Isolde, die nichts um sich her vernommen,
    heftet das Auge mit wachsender Begeisterung
    auf Tristans Leiche.)

    ISOLDE.
    Mild und leise
    wie er lọchelt,
    wie das Auge
    hold er ửffnet
    seht ihr's Freunde?
    Seht ihr's nicht?
    Immer lichter
    wie er leuchtet,
    stern-umstrahlet
    hoch sich hebt?
    Seht ihr's nicht?
    Wie das Herz ihm
    mutig schwillt,
    voll und hehr
    im Busen ihm quillt?
    Wie den Lippen,
    wonnig mild,
    sỹòer Atem
    sanft entweht
    Freunde! Seht!
    Fỹhlt und seht ihr's nicht?
    Hửr ich nur
    diese Weise,
    die so wunder-
    voll und leise,
    Wonne klagend,
    alles sagend,
    mild versửhnend
    aus ihm tửnend,
    in mich dringet,
    auf sich schwinget,
    hold erhallend
    um mich klinget?
    Heller schallend,
    mich umwallend,
    sind es Wellen
    sanfter Lỹfte?
    Sind es Wogen
    wonniger Dỹfte?
    Wie sie schwellen,
    mich umrauschen,
    soll ich atmen,
    soll ich lauschen?
    Soll ich schlỹrfen,
    untertauchen?
    Sỹò in Dỹften
    mich verhauchen?
    In dem wogenden Schwall,
    in dem tửnenden Schall,
    in des Welt-Atems
    wehendem All
    ertrinken,
    versinken
    unbewuòt
    hửchste Lust!


    (Isolde sinkt, wie verklọrt,
    in Brangọnes Armen sanft auf Tristans Leiche.
    Rỹhrung und Entrỹcktheit unter den Umstehenden.
    Marke segnet die Leichen.
    Der Vorhang fọllt langsam.)

    E N D E

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